Regelfrage #31

Provisorischer Ball bevorzugt, ohne zu suchen?


2. August 2023 , Dietrich von Garn


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In der Regelfrage der Woche widmet sich DGV-Regelexperte Dietrich von Garn einer „Regelproblematik“. Diesmal mit Anton Allesistganzschlimm, Ferdinand Fiesling und Gustav Gemeinlich. Es wird ein provisorischer Ball weitergespielt, ohne den ersten zu suchen.

Die Situation: 

Anton Allesistganzschlimm schlägt ab und sein Ball fliegt über die Kuppe eines kleinen Hügels, der quer über das Fairway läuft, gleich hinter dem Cartweg rechts an den Waldrand. Also folgt ein korrekt angekündigter provisorischer Ball. Auf dem Weg zum Waldrand fangen seine Mitspieler Ferdinand Fiesling und Gustav Gemeinlich an, sich auszumalen, wie schlecht der Ball da liegen könnte. Mitten in den Brombeeren (vielleicht), ohne Blick aufs Fairway (vielleicht), in einer ganzen Kolonie Zecken (das schon eher) und was es noch alles gibt.

Anton lässt sich diese Kommentare durch den Kopf gehen und meint schließlich, unter diesen Umständen würde er seinen ursprünglichen Ball nicht suchen, sondern den provisorischen Ball weiterspielen. Er geht auf die andere Fairwayseite zu seinem provisorischen Ball, der sogar ein kleines bisschen weiter geflogen ist als die Stelle, an der er seinen ursprünglichen Ball zuletzt gesehen hat.

Ferdinand und Gustav gehen nach rechts zum Fairwayrand, wo ihre beiden Bälle liegen. Dort treffen sie den Marshal, der sie fragend anschaut, ob alle Bälle gefunden wurden. Die beiden erzählen ihm davon, dass Anton lieber seinen zweiten Ball spielen will als nach dem ersten Ball zu suchen. Sie schauen dann Anton zu, wie dieser seinen Ball spielt und der Marshal verabschiedet sich mit den Worten: „Da unten 50 Meter weiter am Fairwayrand liegt der Ball von Anton, den er nicht wollte. Der ist wohl an einen Baum gekommen und dann den Cartweg entlanggerollt. Aber jeder Jeck ist anders!“

Was machen die drei jetzt?

Die Lösung:

Ferdinand und Gustav haben mit ihrer Schwarzmalerei Anton dazu gebracht, nicht nach seinem ersten Ball zu suchen. Da sie zu diesem Zeitpunkt nicht wussten, dass dieser Ball gar nicht im Wald liegt, waren ihre Äußerungen bestenfalls „dummes Zeug“, auf das niemand hereinfallen muss.

Der Marshal hat auch richtig gehandelt, denn Ferdinand und Georg haben ihm die korrekte Auskunft gegeben, dass Anton seinen ersten Ball nicht gesucht haben wollte. 

Da Anton seinen Ball von einer Stelle gespielt hatte, die näher zum Loch lag als die Stelle, wo er seinen ersten Ball vermutete, ist der zweite Ball jetzt „im Spiel“. Dass der erste Ball tatsächlich weiter vorne lag, ist dabei unerheblich. Ab diesem Moment kann man Anton mitteilen, wo der Ball liegt, denn nun darf der erste Ball nicht mehr gespielt werden (Regel 18.3c(2).

Also bleibt Anton nichts anderes übrig als sich zu ärgern, vor allem, wenn er sich überlegt, dass er im schlechtesten Fall mit zwei Chips oder einem unspielbaren Ball und einem Chip aus dem Wald auch mit drei Schlägen an der Stelle gelegen hätte, von der er den provisorischen Ball gespielt hatte. 

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