EM der GmB

EM-Medaille für Schwenk


22. Juli 2023 , Christopher Tiess


Überglücklich: René Schwenk holt bei seinem EM-Debüt die Bronzemedaille.
Überglücklich: René Schwenk holt bei seinem EM-Debüt die Bronzemedaille. | © approachthegreen.com/ Edwin Vermaas

Die Europameisterschaften der Golfer mit Behinderungen sind mit einem deutschen Medaillenerfolg zu Ende gegangen. René Schwenk (GC Rheintal) konnte in einem starken Teilnehmerfeld Bronze sichern. Bei den Damen verpasst Jennifer Sräga die Podestplatzierungen knapp um zwei Schläge.

80 Golfer aus 20 Nationen trafen zu dem von EDGA (European Disabled Golfers Association) und EGA (European Golf Association) organisierten Turnier zusammen, um die Titel in drei Klassen auszuspielen: Gekämpft wurde um die Europameisterschaften der Männer, der Frauen der sitzenden Spieler. Austragungsort war der Dutch Golf Club im niederländischen Spijk. Der von Colin Montgomerie entworfenen Par-71-Platz liegt zwar im Inland, ist aber dennoch als Links-Kurs konzipiert. Die Athleten spielten 54 Löcher im Zählspiel - auf anspruchsvollen Bahnen mit blitzschnellen Grüns und ziemlich viel Wind.

Die Einzel-Europameisterschaften finden alle zwei Jahre statt und wechseln sich mit den Mannschafts-Europameisterschaften ab. Im Jahr 2021 verteidigten alle drei Europameister ihre Titel erfolgreich: Juan Postigo Arce aus Spanien (Männer), Daphne van Houten (Damen), Richard Kluwen (sitzende Spieler). 

Heiß begehrtes Metall: Um diese Pokale spielte das voll besetzte Teilnehmerfeld.
Heiß begehrtes Metall: Um diese Pokale spielte das voll besetzte Teilnehmerfeld. | © approachthegreen.com/ Edwin Vermaas

Perrino mit bester Runde

Bei der diesjährigen Ausgabe war die Rollstuhl-Kategorie aus deutscher Sicht nicht besetzt. Bei den Männern waren dafür mit René Schwenk (GC Rheintal), Leon Thobe Biganzoli (GC Oberneuland) und Michael Clemens (Royal St. Barbara’s Dortmund GC) drei Deutsche am Start. Bei den Frauen hielt Jennifer Sräga (GC Reischenhof) die deutschen Farben hoch. 

Der erste Turniertag fand unter beinahe perfekten Bedingungen statt. René Schwenk lag als stärkster deutscher Spieler nach Tag eins auf dem geteilten dritten Rang. Eine 73 (+2) hatte er da unterschrieben. David Watts (RSA) und Charles-Henri Quelin (FRA) standen mit jeweils 71 Schlägen (Even Par) vor ihm. Titelverteidiger Juan Postigo lag da mit +5 auf T7 - schlaggleich mit Mehmet Kazan, dem Sieger der Internationalen Deutschen Amateurmeisterschaften.

An dem deutlich windigeren Tag zwei spielte dann der Italiener Tommaso Perrino eine unschlagbare 67 (-4) und kämpfte sich damit von Platz zehn in die Führung. Für das Turnier lag er bei +2 Schlägen. Auf Platz zwei lag zu jenem Zeitpunkt Johann Kammerstad mit nur einem Schlag mehr. René Schwenk stand mit sechs Schlägen über Par auf Rang drei - musste sich diese Platzierung allerdings mit gleich drei weiteren Spielern teilen: Rasmus Lia (SWE), Charles-Henri Quelin (FRA) und Bradley Smith (ENG). Auf die Führung hatte er vier Zähler Rückstand.

Der Finaltag wurde dann noch windiger und dazu gesellten sich Regenschauer. Perrino ließ sich davon allerdings nicht beeindrucken - er spielte eine erneut starke 71 (Even Par) und blieb mit insgesamt 215 Schlägen bei +2. Doch auf den weiteren Platzierungen war viel los. Zum einen hat sich Bradley Smith mit der insgesamt zweitbesten Runde des gesamten Turniers auf Platz zwei gespielt. Und zum anderen gelang es René Schwenk, auf den Back Nine die beiden Schweden Kammerstad und Lia hinter sich zu lassen. 

Schwenk überglücklich

Smith beendet die EM mit insgesamt 217 Schlägen (+4) als Vize-Europameister. Und René Schwenk kommt mit einer abschließenden 74 (+3) und insgesamt 222 Zählern vom 18. Grün. Das bedeutet für ihn bei seiner EM-Premiere einen hervorragenden dritten Platz. Und tatsächlich wäre für Schwenk sogar noch mehr drin gewesen, wenn es nicht diese elende Bahn zwei gegeben hätte. 

Denn Schwenk liegt für das Turnier bei neun Schlägen über Par - allein auf Bahn zwei entfallen dabei sieben Schläge. Entsprechend gut war also sein Spiel auf den anderen Bahnen. Und dementsprechend glücklich ist der Kurpfälzer nach seinem Erfolg: „Ich hab ein solches Ergebnis gar nicht erwartet. Ich wollte schon gut spielen, hab aber eher mit einem Top-Ten-Ergebnis gerechnet. Der dritte Platz ist echt heftig. Auf den Runden gab es viele Auf und Abs. 

An Loch zwei hatte ich während der ersten beiden Runden große Probleme - und nach dieser Bahn hätte es jedes Mal schlimm enden können. Genau deswegen bin ich total happy, wie es sich ausgegangen ist. Die Bronzemedaille bedeutet mir so viel. Ich habe einige wirklich schwere Jahre hinter mir. Ich musste wegen meiner Krankheit meinen Traum einer Profi-Karriere an den Nagel hängen. Dies ist nun mein erstes Jahr bei den Golfern mit Behinderung - und ich bin mit all dem sehr glücklich.“

Jennifer Sräga bleibt am Ende zwei Schläge hinter den Medaillenrängen. Zufrieden kann sie dennoch sein.
Jennifer Sräga bleibt am Ende zwei Schläge hinter den Medaillenrängen. Zufrieden kann sie dennoch sein. | © EGA/ Josh Parkyn

Enges Rennen bei den Damen

Bei den Damen lag Jennifer Sräga (GC Reischenhof) nach der Eröffnungsrunde auf Platz drei (83; +12) - ein Ergebnis, das zwar relativ hoch ausfiel, aber durchaus wettbewerbsfähig war. An Tag zwei hat Sräga ihren Ball oft in Bunkerlagen wiedergefunden. Das hat ihren Score doch ziemlich beeinträchtigt. So schloss sie den Moving Day mit 88 Schlägen (+17) ab und bleibt damit auf Platz vier - mit zwei Schlägen Distanz zur drittplatzierten Mette Wege Lynggaard. 

Genau diese zwei Schläge sollte Sräga am Finaltag nicht mehr aufholen können. Zudem spielte sie gegen Lynggaard im Fernduell und konnte nicht auf das Spiel der Dänin reagieren. Sräga wird mit 254 Schlägen (+41) vierte. Lynggaard holt mit 252 Schlägen (+39) Platz drei. Marcella Neggers (NED) schliesst das Turnier mit 249 Schlägen (+36) auf Platz zwei ab und Daphne van Houten (NED) kann ihren Titel mit 245 Schlägen (+32) tatsächlich ein weiteres Mal erfolgreich verteidigen.

Jenny Sräga resümiert: „Der Platz hat uns viel Taktik und ein sehr platziertes Spiel abverlangt. Der Wind hat die ohnehin schon anspruchsvollen Bahnen noch ein Stückchen schwieriger gemacht. Meine Erwartungshaltung war vor allem, mit mir und meinem Spiel zufrieden zu sein. Als ich eine 83 (+12) zum Auftakt gespielt habe, war ich damit sehr zufrieden. Vor allem habe ich aber auch gesehen: ich kann mit diesem Score um die Podestplatzierungen mitspielen. 

Am Ende musste ich mich da dann doch geschlagen geben. Die Chance, Mette zu schlagen, war da. Aber man muss auch sagen, alle drei Podestplatzierte haben ein besseres Handicap als ich - und haben auch besseres Golf gespielt. Ich habe zudem mit dem Platz gekämpft. Und als ich dann heute auf gut Glück ins Clubhaus gekommen bin, musste ich feststellen, dass es am Ende die zwei Schläge waren, die ich gestern auf sie verloren habe. 

Aber im Großen und Ganzen bin ich zufrieden mit meinem vierten Platz, denn ich mache den Golfsport neben Studium und Arbeit - und dann doch so gut neben diesen wirklich Größen, die teilweise ja Pros sind, bestehen zu können, ist für mich ein toller Erfolg.“

Leon Thobe Biganzoli beendete das Turnier mit 275 Schlägen (+62) auf Platz 48. Michael Clemens liegt mit 281 Zählern (+68) auf Platz 51.