Amateur Champ.
Harte Selektion
20. Juni 2023 , Stefan Bluemer
Die Amateur Championship findet 2023 auf dem Platz statt, auf dem 2018 Leonie Harm als erste Deutsche die Women´s Amateur Championship gewinnen konnte. Ob dies ein gutes Omen für die neun Deutschen ist, die von Bundestrainer Christoph Herrmann und Moritz Lampert betreut werden, wird sich noch zeigen müssen. Der erste Tag der Zählspielqualifikation zeigt jedenfalls schon, dass es schwer ist, sich unter den 288 Teilnehmern für die Matchplays zu qualifizieren. Und dann geht das Turnier ja erst so richtig los.
Southport/England – Diese Situation nennt man wohl Hochsaison: Gerade eben hat sich Chiara Horder mit ihrem Sieg bei der 120. Women´s Amateur Championship in die Geschichtsbücher der Golfwelt eingetragen, da startet auch schon die 128. Auflage von der in aller Bescheidenheit nur kurz The Amateur Championship genannten Turnierwoche. Als gäbe es kein anderes Turnier für die besten Amateure der Welt.
Wer aber auf soviel Tradition zurückblicken kann und so viele spätere Weltstars in der Siegerliste hat, darf auch großes Selbstbewusstsein haben. Zudem: Wie Chiara Horder bei den Damen, so wird auch der Sieger bei den Herren nicht nur seinen Namen auf dem Pokal verewigen, sondern zahlreiche Einladungen zu den Majors der Welt bekommen. The Open, die U.S. Open und auch das Masters in Augusta schicken traditionell an den Sieger der Amateur Championship eine Einladung. Dreimal ganz große Weltbühne des Golfsports.
Parallel
Parallel zu diesem wohl wichtigsten Turnier für Amateure in Europa findet in Japan die inoffizielle Team-WM der Jungen mit deutscher Beteiligung, unter anderem Tim Haberer statt.
Und auch bei der BMW Int. Open in München Eichenried sind mit Jonas Baumgartner und Tim Wiedemeyer zwei Spieler am Start, die in England eine gute Rolle spielen könnten.
Dennoch sind neun Deutsche nach England gereist, um sich auf höchstem Niveau im Links Golf mit den übrigen Athleten der Welt zu messen – und um in dieser Spielart Erfahrung zu sammeln.
Geschichte
Die erste Auflage des Turniers wurde 1885 in Hoylake ausgetragen. Überschaubare 44 Spieler aus zwölf Clubs nahmen damals teil. Das Turnier wuchs und einige der größten Namen des Golfsports haben den Weg über The Amateur Championship genommen, um später bei den Profis Weltruhm zu erlangen, darunter Bobby Jones, Sergio Garcia und José María Olazábal.
Aktuell versuchen 288 Athleten, sich in den beiden Runden Zählspielqualifikation für die 64 Plätze im Matchplay zu empfehlen. Mehr Selektion ist kaum denkbar und die Leistungsdichte ist enorm.
Entsprechend ist der Zwischenstand nach der ersten Zählspielrunde auch einzuordnen. Nur Tiger Christensen steht vor der zweiten Runde über der imaginären Cutlinie. Der Spieler des Hamburger GC konnte fünf Birdies unterbringen und musste dagegen nur drei Bogeys hinnehmen. Mit seiner 70 (-2), gespielt auf dem Par-72-Course von Hillside, rangiert der Hanseat zunächst auf dem 43. Platz.
Jeweils zwei Schläge mehr haben Paul Ulmrich (GC Mannheim-Viernheim), Carl Siemens (GC St. Leon-Rot) und Ben Kelling (GC München Valley) gebraucht und stehen damit zunächst auf T100.
Tim Tillmanns vom GC Hösel folgt mit einem weiteren Schlag mehr auf T139. Die anderen Athleten mit dem Bundesadler auf der Brust haben teils höhere Hausnummern geschossen und rangieren im unteren Drittel des Feldes. Um in die Matchplays aufzusteigen, müssen einige sehr gute Runden gespielt werden.
Das sagt der Tiger
Tiger Christensen war am Abend mit seiner Leistung sehr zufrieden: „Das ist mein erstes internationales Turnier in Europa seit längerer Zeit. Das Wetter war heute großartig und über den ganzen Tag sehr ausgeglichen. Das erlebt man bei Links Golf eher selten. Beide Plätze spielen sich ziemlich ähnlich. Ich habe heute meinen Gameplan so gut wie möglich ausgeführt. Obwohl der Start nicht so gut war, habe ich mich zurückgekämpft und hatte in gutes Finish. Morgen werden ich nochmal meinen Gameplan einhalten und dann sehen, wo ich stehe.“
Auf Loch 10 zeigte der Hanseat, welch feines Händchen er hat. Vom Grün aus chippte er seinen Ball über einen in das Grün hineinragenden Bunker zur Fahne und der Ball fiel tatsächlich zum Birdie.
Die Plätze
Gespielt wird auch in diesem Jahr zunächst auf zwei Plätzen, ehe die Matchplays alle auf Hillside stattfinden werden.
Der Hillside GC liegt in Southport und wurde 1911 gegründet. Der Club hat viele Amateur- und Profi-Turniere ausgerichtet, darunter zuletzt 2022 das Cazoo Classic der DP World Tour. Hillside war bereits mehrfach Austragungsort von Amateur- und Frauen-Amateurmeisterschaften sowie der Finalqualifikation für The Open.
Auf Southport & Ainsdale wird jeder Spieler eine Runde der Zählspielqualifikation spielen. Auch dieser Platz, der an Hillside angrenzt, kann auf große Turniere zurückblicken. Zweimal wurde dort der Ryder Cup ausgetragen. Diese Auszeichnung haben nicht viele Plätze, auch wenn es schon einige Jahre her ist. 1933 und 1937 fand der Wettkampf auf dem Platz des Southport & Ainsdale GC statt.
Beiden Plätzen ist gemein, dass sie fast direkt am Flutsaum der Irischen See liegen und somit dem Wind vom Meer voll ausgesetzt sind. Links Golf in Reinkultur.
Das sagt der Bundestrainer
Christoph Herrmann ist sichtlich beeindruckt von den Rahmenbedingungen dieses Turniers: „Es ist hier ein sehr starkes Feld, wie immer maximal mit 288 Spielerin gefüllt. Es geht darum, in zwei Runden Zählspiel unter die besten 64 zu kommen, was natürlich bei der Qualität, die am Start ist, sehr schwierig ist. In den letzten Jahren konnten wir wegen Corona und Terminüberschneidungen vergleichsweise wenig Links-Erfahrung sammeln. Die Plätze hier sind natürlich sehr anspruchsvolle, klassische Links Courses. Es hat gestern noch geregnet, daher sind die Grüns relativ weich und der Wind war heute auch nicht so stark. Trotzdem ist bei den Spielern ein großer Respekt vor der Aufgabe zu erkennen. Am zweiten Tag müssen wir alle Kräfte bündeln und mutig nach vorne spielen, um möglichst viele Spieler noch in den Cut zu bringen.
Ergebnis nach Runde 1
T43 Tiger Christensen -2
T100 Paul Ulmrich Even Par
T100 Carl Siemens Even Par
T100 Ben Kelling Even Par
T139 Tim Tillmanns +1
T212 Wolfgang Glawe +3
T241 Laurenz Schiergen +4
T256 Yannick Malik +5
T256 Peer Wernicke +5
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