Eisenbeiß in Front

Am ersten Tag der 120. Women´s Amateur Championship schafft Christin Eisenbeiß einen besonderen Rekord: Zum ersten Mal kommt die Falkensteinerin bogeyfrei über einen Links Course. Einen besseren Moment hätte es dafür nicht geben können, denn mit ihrer 68 übernimmt der Bundesadler die Führung.

Sandwich/England – Christin Eisenbeiß war mit einer frühen Startzeit ins Turnier gestartet und hatte am ersten von zwei Tagen der Zählspielqualifikation Glück, denn der Wind lebte an der Nordseeküste Englands erst gegen Mittag richtig auf. Am zweiten Tag wird die Spielerin des Junior Team Germany es dafür dann voraussichtlich mit starkem Wind zu tun bekommen, denn dann wird sie, wie etliche andere Deutsche auch, später auf die Runde gehen.
Der Vorteil, mit etwas weniger Wind spielen zu dürfen, schmälert keineswegs die herausragende Leistung, die die 21-Jährige auf den Platz gebracht hat. Esther Poburski, die als Co-Trainerin gemeinsam mit Bundestrainer Sebastian Rühl die große deutsche Mannschaft betreut, lobte die Hanseatin sehr: „Die Runde von Christin Eisenbeiß ist super. Das hat sie wirklich gut gemacht und hatte kaum Fehler im Spiel. Wenn sie das Grün mal nicht getroffen hat, hatte sie gute Recoverys. Auf diesem Platz ist der Schlag aus der Teebox sehr wichtig oder sogar entscheidend. Da hat Chrissi wirklich gute Schläge gemacht.“
Auch die Athletin selbst war natürlich rundum happy: „Wenn man gut spielt, kommt einem der Platz immer leicht vor und so ist es bei mir heute gewesen. Ich habe simple Schläge und einfach wenige Fehler gemacht, die mich Schläge kosteten. Ich freue mich auf morgen und genieße noch jede weitere Runde, die ich auf diesem Platz spielen darf.“
Damit spielt die Athletin, die in den USA studiert und College-Golf spielt darauf an, dass nach der zweiten Runde Zählspiel nur die besten 64 Spielerinnen in die Matchplays aufsteigen.
Nach ihren vier Birdies bei 14 mal Par darf sich die Athletin des Deutschen Mannschaftsmeisters Hamburger GC große Hoffnungen machen, den Cut auf einer guten Position zu nehmen.

Gut gekämpft

Zweitbeste Deutsche nach einem sehr langen Wettkampftag in England ist Helen Briem. Die Athletin des Stuttgarter GC Solitude hatte einen rumpeligen Start und lag nach drei Bogeys schnell bei drei über Par. Bis auf ein spätes Bogey auf Loch 16 blieb die Karte der Schwäbin anschließend sauber und mit vier Birdies drückte die 17-Jährige, die in diesem Jahr schon bei zwei großen Turnieren die Silbermedaille gewonnen hat, ihren Score noch auf Even Par. Von Platz 15 startet Briem in die zweite Zählspielrunde.
„Das ist hier ein typischer Links Platz: viele Bunker, viel Wind und schwer um die Grüns. Ich bin nicht so gut reingekommen, habe mich dann aber gefangen und weiter gekämpft. Gegen Ende sind dann auch ein paar Putts gefallen, obwohl es sehr viel schwerer war als anfangs. Der Wind war am Ende richtig, richtig krass“, bilanziert Helen Briem ihre kämpferische Leistung.

„Helen hat sich gut zurück gekämpft und wie alle unsere Spielerinnen auch eine super Körpersprache gezeigt. Es wurden smarte Entscheidungen getroffen und ich bin insgesamt wirklich happy. Morgen werden wir etwas mehr Wind haben, daher bin ich gespannt, wie wir dann performen werden. Es wird morgen sicherlich hart, aber erstmal bin ich sehr zufrieden“, war Ester Poburski vom ersten Tag dieses Turniers sehr angetan.

Da mit Tara Bettle vom G&LC Berlin-Wannsee, Paula Schulz-Hanßen und Tessa Kremser (beide GC St. Leon-Rot), noch drei weitere Deutsche in der Top 20 stehen, ergibt das Leaderboard ein schönes Gesamtbild in Schwarz-Rot-Gold. Diese drei Athletinnen haben eine solide 73 (+1) nach Hause gebracht.
Charlotte Back (SLR) und Chiara Horder vom GC München Valley haben jeweils 76 (+4) Schläge gebraucht und stehen auf Rang 56 ebenfalls nach der ersten Runde über der Linie.

Der Platz: Prince's GC

Der Platz in Kent an der englischen Nordseeküste ist Schauplatz der 120. Women's Amateur Championship. Auch wenn der Nachbar Royal St. George´s direkt nebenan ungleich bekannter ist, hat auch    der Prince's GC einen modernen Championship-Links-Course in einer malerischer Küstenlandschaft zu bieten. Von 2018 bis 2022 war der Platz Gastgeber der letzten Qualifikation für die Open. Zudem war Prince´s 2013 und 2017 Mitausrichter der Amateur Championship.
Prince's war 1932 sogar einmal Gastgeber der Open. Sieger war damals Gene Sarazen. Der Club bietet 27 Löcher Linksgolf in drei Schleifen Shore, Dunes und Himalayas. Das Turnier wird  auf den Schleifen Shore und Dunes ausgetragen.

Bekannte Favoritin

144 Spielerinnen aus 37 Ländern geben sich an der englischen Nordseeküste ein Stelldichein. Eine der Top-Favoritinnen auf den Sieg in Sandwich ist die neue Nummer eins im World Amateur Golf Ranking (WAGR). Die Schwedin Ingrid Lindblad hat viele große Titel gewonnen, darunter 2018 auch den bei der German Boys & Girls Open in St. Leon-Rot. Ihre Vorgängerin bei diesem Jugend-Turnier, Linn Grant, eilt inzwischen bei den Profis auf den Touren von Sieg zu Sieg.
Neben der neuen Nummer eins der Weltrangliste sind mit der Spanierin Cayetana Fernandez Garcia-Poggio und der Schottin Hannah Darling zwei weitere Spielerinnen aus den Top Ten des WAGR bei diesem Turnier vertreten.
Mit Meja Örtengren aus Schweden, die im WAGR auf Platz 14 liegt, ist eine weitere Siegerin der GBGO am Start.

Tradition pur

Die Women's Amateur Championship ist eine der wichtigsten  Meisterschaften im Kalender für Amteure. Die 1893 erstmals ausgetragene Meisterschaft zieht ein internationales extrem starkes Teilnehmerfeld an. Die Namen früherer Siegerinnen liest sich wie das Who-is-who im Welt-Damengolf, die Major-Siegerinnen Georgia Hall und Anna Nordqvist inklusive.
Die Siegerin des Turniers erhält eine Teilnahmeberechtigung für die AIG Women's Open, die US Women's Open, die Amundi Evian Championship und traditionell eine Einladung zum Augusta National Women's Amateur.
Das Teilnehmerfeld wird am Dienstag, den 13. und Mittwoch, den 14. Juni an der Stroke-Play-Phase teilnehmen und 36 Löcher spielen. Die 64 Spielerinnen und die Gleichplatzierten ziehen dann in die Matchplay-Phase von Donnerstag, 15. Juni, bis Sonntag, 18. Juni, ein.

Deutsche Erfolge

Über 100 Jahre konnte keine Deutsche dieses prestigeträchige Turnier gewinnen. 2018 war es Leonie Harm, die als erster Bundesadler eine Gravur auf dem Pokal bekam. Schon zwei Jahre später folgte Aline Krauter. Beide sind inzwischen auf LET und LPGA Tour unterwegs.

Ergebnis nach Runde 1:
T1    Christin Eisenbeiß -4
T15  Helen Briem  Even Par
T19  Tara Bettle  +1
T19  Paula Schulz-Hanßen  +1
T19  Tessa Kremser  +1
T56  Charlotte Back  +4
T56  Chiara Horder  +4
T121  Viktoria Hund  +10
T121  Hannah Karg  +10
T130  Marie-Agnes Fischer  +11