Tour-Vorschau
Herren-Major in L.A. und LET-Heimspiel in Berlin
12. Juni 2023 , Marcel Czack
Zum ersten Mal überhaupt wird die US Open der Herren im Los Angeles Country Club ausgetragen. Die Ladies European Tour kehrt nach erfolgreicher Premiere 2022 zurück in den Golf und Country Club Seddiner See zum Amundi German Masters. Die Tour-Vorschau:
Major: U.S. Open
The Los Angeles Country Club (North Course), Kalifornien, 15. bis 18. Juni
Sie ist der traditionell härteste Test im Golfsport; die US Open verlangen auch den Besten der Besten absolute Spitzenleistungen ab. Die vom Veranstalter USGA verantworteten Course-Setups sind berühmt-berüchtigt, sollen diese doch sicherstellen, dass ein Turnierergebnis von ungefähr Even Par den Sieg bedeutet. Das gängige Rezept dafür, die Weltspitze über dem Platzstandard zu halten: Pfeilschnelle und steinharte Grüns, extrem dichtes widerspenstiges Rough, das nah an die kurzgemähten Flächen heranreicht und lange Spielbahnen. Der North Course des Los Angeles Country Club, Austragungsort der 123. US Open, wird all das in Hülle und Fülle für das 156 Spieler umfassende Feld bereithalten.
Club und Platz:
Gegründet 1897 zählt der Los Angeles Country Club zu den ältesten und elitärsten Clubs in den USA. Seit 1911 ist er auf einem Grundstück im Herzen von Beverly Hills ansässig, wo seine 36 Löcher direkt am Wilshire Boulevard auf einem der wertvollsten Golfplatz-Grundstücke der Welt liegen. Den 1927 von George Thomas (entwarf auch die Plätze der Country Clubs Riviera und Bel-Air) neugestalteten North Course prägen Schluchten, Anhöhen und ausladende Waste-Areas, die das stark ondulierte Gelände durchziehen. Als herausragend gelten zudem die Par-3-Löcher. Eine 2010 von Star-Architekt Gil Hanse abgeschlossene Restaurierung des Platzes wurde von der Fachwelt gefeiert. Durch die Entfernung von zahlreichen Bäumen, die nach Jahrzehnten des Wachstums die Fairways gesäumt hatten, sei die ursprünglich von Architekt Thomas gewünschte Breite der Bahnen wiederhergestellt worden.
Leichter wird der mit 7.423 Yards (6.788 Metern) vermessene Par-70-Platz für die Spieler bei den US Open dadurch allerdings kaum. Das zuständige USGA Committee wird dafür sorgen, dass nur bestimmte, relativ kleine Fairwaybereiche einen optimalen Winkel für den Schlag ins Grün bieten und direkt neben diesen Zonen – ohne Semi-Rough – dichtes Bermudagras von bis zu zehn Zentimetern Höhe lauert. „Das Rough wird schwierig sein“, sagte John Bodenhammer, USGA Chief Championship Officer, im Vorfeld des Turniers. „Wir wollen, dass die Spieler jeden Schläger in ihrer Tasche schmutzig machen, dass sie hoch und tief schlagen müssen. {...} Und ja, es ist hart. Wir werden es schwer machen. Aber derjenige, der den Gipfel erklimmt und die U.S. Open gewinnt, wird etwas Besonderes erreicht haben."
Das letzte große im LACC ausgetragene Turnier war der Walker Cup 2017, bei dem sich traditionell die besten Amateure der Vereinigten Staaten mit denen aus Großbritannien und Irland im Team-Wettbewerb messen (Team USA gewann mit 19:7). Was Majors betrifft, wird der Nobel-Club in dieser Woche seine Premiere als Gastgeber feiern.
Favoriten und Deutsche:
Zum Kreis von Spielern, die sowohl das Game als auch den Kopf für den Sieg bei einer potentiell zermürbenden US Open haben, zählt sicherlich Titelverteidiger Matt Fitzpatrick. Der Engländer hat 2022 in Brookline Spielintelligenz und Nervenstärke bewiesen und tritt seit seinem Majorsieg mit gesteigertem Selbstvertrauen auf.
Immer zu rechnen ist bei Majors mit Brooks Koepka. Der bullige US-Amerikaner ist fünfmaliger Major-Champion, wurde im April geteilter Zweiter beim Masters und gewann im Mai zum dritten Mal die PGA Championship. Ein Sieg in Los Angeles wäre sein dritter US-Open-Titel.
Mit sechs Majortiteln hat Phil Mickelson sogar noch einen mehr auf dem Konto als Koepka. Einzig ein Sieg bei der US Open fehlt Mickelson, der am Turnier-Freitag seinen 53. Geburtstag feiern wird. In diesem fortgeschrittenen Alter bleibt Lefty kaum Zeit, die vermeintliche Kerbe in seiner Ausnahmekarriere auszuwetzen. Dass er noch immer in der Weltspitze mitspielen kann, bewies Mickelson beim diesjährigen Masters, als er – wie Koepka – auf den geteilten zweiten Platz kam.
Den Weltranglistenersten Scottie Scheffler sowie seinen engsten Verfolger Jon Rahm zum Favoritenkreis zu zählen, ist nicht allzu gewagt. Der Spanier holte sich in Augusta sein erstes Grünes Jackett und zweiten Majortitel nach dem Sieg bei der US Open 2021 in Torrey Pines. Scheffler kam bei sieben seiner letzten zehn Major-Auftritte in die Top Ten. Ein Sieg des Masters Champion von 2022 wäre für die Wenigsten eine Überraschung.
Martin Kaymer ist der einzige für das Turnier qualifizierte Spieler aus Deutschland. Für den zweimaligen Majorsieger, der die US Open 2014 in Pinehurst für sich entscheiden konnte, wird die Teilnahme in Los Angeles der erste Start bei einem Major seit der PGA Championship 2022 sein. Die diesjährige Ausgabe der PGA Championship im Mai hatte er ausgelassen, um sein Ende letzten Jahres operiertes Handgelenk zu schonen, beim Masters im April war er nicht startberechtigt.
Ladies European Tour: Amundi German Masters powered by VcG
Golf & Country Club Seddiner See, Brandenburg, 15. bis 18. Juni
Gleich 16 deutsche Spielerinnen sind im Feld des einzigen Ladies-European-Tour-Events auf deutschem Boden. Allen voran ist die erst 17-jährige Chiara Noja zu nennen, die auf Rang 91 in der Damen-Weltrangliste derzeit die beste Platzierung aller deutschen Proetten innehat und vergangene Woche ihr Debüt auf der LPGA Tour auf einem starken zwöften Platz beendete. Auch das Heimspiel auf dem Südplatz im G&CC Seddiner See wird für das in Berlin geborene Top-Talent eine Premiere darstellen, da sie bei der Erstaustragung des Amundi German Masters 2022 aufgrund einer Covid-Erkrankung fehlte und auch noch keine Tourkarte für die LET besaß.
Mit Patricia Isabel Schmidt ist eine Spielerin dabei, die in der laufenden LET-Saison schon gewinnen konnte. Schmidt, die wie Noja nach erfolgreicher Qualifikation über die LET Access Series ihre Rookie-Saison auf der Ladies European Tour absolviert, hatte Ende Mai bei der Belgian Open ihren ersten großen Prof-Titel gefeiert. Leonie Harm und Olivia Cowan dürften sich besonders auf die Rückkehr nach Brandenburg freuen. Beide kamen im letzten Jahr mit dem von Robert Trent Jones Jr. entworfenen Seddiner Südplatz bestens zurecht; Harm wurde damals geteilte Zweite, Cowan geteilte Vierte.
Zu den internationalen Favoritinnen zählen die Spanierin Ana Pelaez Trivino, die zurzeit Zweite der Saisonwertung, sowie Klara Davidson Spilkova aus Tschechien (Rang vier im Race to Costa del Sol.)
Weitere Deutsche im Feld: Karolin Lampert, Sophie Witt, Verena Gimmy, Sarina Schmidt, Alexandra Försterling, Sophie Hausmann, Helen Tamy Kreuzer, Laura Fünfstück, Carolin Kauffmann, Leticia Ras-Anderica, Emily Krause (A), Celina Sattelkau (A)
LPGA Tour: Meijer LPGA Classic for Simply Give
Blythefield Country Club, Michigan, 15. bis 18. Juni
Eine Woche vor Austragung der Women‘s PGA Championship in New Jersey wollen Esther Henseleit und Aline Krauter sich bei der mit 2,5 Millionen Dollar dotierten Meijer LPGA Classic den letzten Feinschliff holen. Ein Plan, den auch zahlreiche Weltklassespielerinnen wie Lydia Ko, Brooke Henderson, Minjee Lee und Lexi Thompson in dieser Woche verfolgen werden.
Aus Deutschland ist neben Henseleit und Krauter auch Polly Mack in Michigan dabei. Die Berlinerin steht für das Damen-Major kommende Woche noch auf der Reserve-Liste, hat dort auf Rang drei aber gute Aussichten darauf, noch ins Feld zu rutschen.
Weitere Turniere mit deutscher Beteiligung
Korn Ferry Tour: Blue Cross and Blue Shield of Kansas Wichita Open
Crestview Country Club, Kansas, 15. bis 18. Juni
Jeremy Paul
Challenge Tour: Kaskáda Golf Challenge
Kaskáda Golf Challenge, Brno, Tschechische Republik, 15. bis 18. Juni
Velten Meyer, Marc Hammer, Felix Katzy, Philipp Katich, Lukas Euler, Yannick Schütz, Anton Albers, Maximilian Schmitt, Michael Hirmer, Jannik de Bruyn, Philipp Mejow, Dominic Foos, Allen John
LET Access Series: Amundi Czech Ladies Challenge
Panorama Golf Resort, Kácov, Tschechische Republik, 16. bis 18. Juni
Luisa Gudert, Lara Ok, Leonie Wulfers (A), Lisa Marie Schumacher (A), Sandy Voss, Sophie-Charlott Hempel (A), Katharina Keilich