Nadine Krause

Früher Welt-Handballerin, jetzt Golferin


19. Mai 2023 , Redaktion Golf.de


Die ehemalige Welt-Handballerin Nadine Krause bei einem Golfturnier in Bad Griesbach. © Quellness & Golf Resort Bad Griesbach
Die ehemalige Welt-Handballerin Nadine Krause bei einem Golfturnier in Bad Griesbach. © Quellness & Golf Resort Bad Griesbach

Sie war Welt-Handballerin, Torschützenkönigin der Bundesliga sowie bei WM und EM. Heute spielt die 41-jährige Nadine Krause Golf - und das am liebsten für den guten Zweck.

Sie wurde als erste Deutsche zur Welt-Handballerin gewählt – und auch als letzte. Denn seitdem Nadine Krause 2006 dieser Titel verliehen worden war, konnte sich keine weitere Deutsche in der Liste der besten Handballerinnen verewigen. 41 Jahre ist sie inzwischen alt, arbeitet bei einer Versicherung und hat die Turnhalle gegen die Freiluftarena eines Golfplatzes getauscht. Seit bald zehn Jahren hat die ehemalige Profi-Sportlerin die Platzreife – richtig angefangen mit Golf hat sie allerdings erst während der Corona-Zeit.

2012 war Nadine Krause „in Rente gegangen“, wie sie selbst sagt. Sie beendete ihre Handballkarriere und legte ein bis zwei Jahre später in einem Österreich-Urlaub die Platzreife ab. „Ich wollte einfach mal schauen, ob mir Golf Spaß macht. Und es hat mir Spaß gemacht“, berichtet sie. Seitdem spielt sie sporadisch Golf, zumal sie bis vor einigen Jahren ihre freie Zeit auch noch auf dem Tennisplatz verbrachte. Doch in diesem Jahr versucht die Schwäbin, die Golfschläger wieder öfter in die Hand zu nehmen. Seit dem Frühjahr ist Nadine Krause im Eagles Charity Golf Club, einem Verein, in dem bekannte Persönlichkeiten für einen guten Zweck Golf spielen. Ihre golferische Heimat ist Bayern, genauer: das Golf Resort Bad Griesbach.

„Ich finde es einfach gut, wenn ich Golfspielen mit einer guten Sache verknüpfen kann“, sagt Nadine Krause. Deswegen hat sie in diesem Jahr bereits zwei Charity-Turniere gespielt, weitere sollen folgen. Denn der Spaß war da. Aber: „Aus sportlicher Sicht muss man sagen, dass ich einfach mal trainieren gehen sollte“, erzählt sie lachend. Doch es ist wie so häufig die fehlende Zeit, die das weitere Herunterschrauben ihres Handicaps von derzeit 36 verhindert.

Sie war beste Handballerin der Welt: Nadine Krause bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking.
Sie war beste Handballerin der Welt: Nadine Krause bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking. | © Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images


Wenn man Nadine Krause googelt, findet man in ihrem Steckbrief folgende Textpassage: „Sie prägte den deutschen Frauen-Handball wie kaum eine andere und doch kennt kaum einer ihren Namen. Nicht umsonst wurde Nadine Krause schon während ihrer aktiven Zeit als ‚einer der unbekanntesten Weltstars der Welt‘ bezeichnet.“ Der Handballsport führt ein Nischendasein, vor allem im Frauenbereich. Kaum jemand kennt die Namen deutscher Handballerinnen, geschweige denn das Aussehen.

Nadine Krause war Welt-Handballerin – und wird auf der Straße nicht erkannt. „Ich bin da froh darüber. Ich war auch in meiner aktiven Zeit nie diejenige, die gerne im Mittelpunkt stand“, erzählt sie. Auch ihre Teilnahme an der Fernsehsendung „Ewige Helden“ im Jahr 2019, bei der ehemalige Profiathleten in verschiedenen Wettkämpfen gegeneinander antreten, änderte nichts an ihrem Bekanntheitsgrad. Und auch das war gut so. „Es war ein Riesenerlebnis. Wir haben uns alle gut verstanden und es war interessant, die Geschichten der anderen Sportler zu erfahren.“ Mit dabei waren unter anderem Skispringer Sven Hannawald, Fechterin Britta Heidemann und Gewichtheber Matthias Steiner.

Dennoch: Schade ist es schon, dass der Frauenhandball in Deutschland in der Öffentlichkeit so gut wie nicht stattfindet. „Natürlich! Handball ist so ein toller Sport. Aber das ist ein Teufelskreis. Denn was muss zuerst da sein: der sportliche Erfolg und dann kommt die Aufmerksamkeit? Oder braucht man Aufmerksamkeit, um mehr Sponsoren zu bekommen und dann stellt sich auch der Erfolg ein?“ In zwei Jahren, also 2025, findet die Handball-WM der Frauen in Deutschland statt. Eine Chance? „Das wäre schön, wenn die deutsche Mannschaft sich da in Richtung Medaille oder Weltspitze schieben könnte“, sagt die 41-Jährige, die heute nicht mehr viel mit Handball am Hut hat. Außer natürlich die Spiele zu verfolgen. „Das geht leider oft nur im Internet. Im Fernsehen werden ja so gut wie keine Frauen-Handballspiele übertragen.“

Die fehlende Aufmerksamkeit der Medien im Bereich Frauen-Handball zeigte sich im Übrigen auch bei der Auszeichnung zur Welt-Handballerin. Wer hier an eine Veranstaltung ähnlich der FIFA-Gala im Fußball denkt, hat weit gefehlt. „Dass ich zur Welt-Handballerin gewählt wurde, habe ich vom Pressesprecher des Deutschen Handball-Bundes erfahren. Und den Pokal habe ich dann vor meinem ersten Ligaspiel in Dänemark erhalten. Also, das ist keineswegs mit der Verleihung im Fußball zu vergleichen“, sagt sie lachend. Aber dennoch sei sie natürlich von der Wahl überwältigt und sehr stolz gewesen. Übrigens: Der Pokal für die Welthandballerin hat im Hause Krause ein spezielles Örtchen gefunden, denn: „Der steht bei uns im Gäste-WC als Handtuchhalter.“

Die Handballerin Nadine Krause

  • Ihre Handballkarriere begann sie bei den Minis in Waiblingen, wurde dort in der Jugend unter anderem von ihrem Vater Jürgen Krause trainiert. Sie ist eigentlich Linkshänderin, schulte sich jedoch selbst, da ihre Mannschaftskameraden alle mit rechts warfen, auf Rechtshändigkeit um.
  • Weitere Vereine: HSG Blomberg-Lippe, Bayer Leverkusen, FCK Håndbold (Dänemark). Das erste Spiel für die Nationalmannschaft absolvierte sie 1999.
  • Weitere Erfolge: 4. Platz EM 2006, 3. Platz WM 2007, 4. Platz EM 2008, Deutscher Pokalsieger 2002 (Bayer Leverkusen), Europapokal der Pokalsieger 2009, Dänischer Pokalsieger 2010 (beides mit dem FCK Håndbold).
  • Auszeichnungen: „Handballerin der Saison“ 04/05, 05/06 und 06/07, „Handballerin des Jahres“ 2005 und 2006, „Welt-Handballerin des Jahres“ 2006, Torschützenkönigin der WM 2005, Torschützenkönigin der EM 2006, Torschützenkönigin der Bundesliga 2005 und 2006, Torschützenkönigin der dänischen Liga: Saison 2007/08.