U.S. Open
Erst Platzrekord, dann DQ
10. Mai 2023 , Thomas Kirmaier
Das ist die Geschichte des US-Studenten Tommy Kuhl, der bei einem Monday-Qualifier zur U.S. Open einen Platzrekord schießt und dann mehr zufällig von einer verhängnisvollen Regel erfährt, die ihn zur Selbstanzeige bewegt.
Ehrlich währt halt doch am längsten. Oder? Die Story dieses kuriosen Ereignisses eines jungen US-Golfers sorgt für Diskussionen auf zahlreichen Golf-Portalen, denn: Tommy Kuhl, erfolgreicher College-Golfer, der wohl sehr bald ins Profilager wechseln wird, hatte beim jüngsten Monday Qualifier zur U.S. Open einen Sahnetag erwischt. Der Student der Illinois University beendete seine Runde im Illini Country Club/Springfield mit einer 62 – zehn unter Par, Platzrekord. So schön, so gut. Damit hatte er sich problemlos für den Final Qualifier in Los Angeles qualifiziert, wo auch das Major steigt. Oder?
Nein, hat er nicht, denn wie er später mehr durch Zufall von einem ebenfalls mitspielenden Kumpel erfuhr, fand das Quali-Turnier auf aerifizierten Grüns statt. Und genau das wurde Kuhl zum Verhängnis. Als er das nämlich hörte, wurde ihm klar, dass es doch kein Sahnetag für ihn war. „Mir war übel. Ich wusste, dass ich nicht schlafen könnte, wenn ich es den Offiziellen nicht sagen würde“, wird Kuhl in mehreren US-Medien zitiert. Aber warum überhaupt? Welchen Regelverstoß hatte er begangen?
Kuhl hatte während seiner Runde mehrfach die Löcher der Aerifizierungsmaßnahmen repariert. Und genau das ist nicht erlaubt. Im Jahr 2019, als viele der Regeln vereinfacht worden waren, wurde auch Passage 13.1c (2) geändert, um die Reparatur von „fast jedem Schaden auf dem Grün“ zu ermöglichen. Das Schlüsselwort dort ist „fast“. Wie die Regel besagt, umfasst „jeder Schaden“ Ballabdrücke, Schuhschäden (Spikes), Einkerbungen von einem Schläger oder Flaggenstock, Tierschäden usw. Leider beinhaltet das aber keine Spuren der Belüftungsarbeiten des Greenkeepings. Wie ein Referee anschließend erklärte, hätte Kuhl das Recht gehabt, die Belüftungsmarkierungen zu reparieren, wenn am Montag eine lokale Regel erlassen worden wäre. Das war nicht der Fall, und als Kuhl merkte, dass er sie mehrmals repariert hatte, musste er sich selbst disqualifizieren – trotz Platzrekords. Bitter.
„Ich sollte es besser wissen. Es kommt auf mich an. Ich sollte diese Regel kennen“, sagte Kuhl. Zahlreiche Spieler aus dem Quali-Event in Illinois hatten das selbe getan, aber bei allen anderen war es weniger schlimm, denn keiner von ihnen wäre ins Finale eingezogen. Ehrlich währt halt doch am längsten. Wobei sich ebenfalls die Frage auftut, warum ein Monday Qualifier auf die U.S. Open auf aerifizierten Grüns stattfinden muss. Genau darüber diskutiert die Golf-Community jetzt nämlich in den sozialen Medien. Eines haben sie aber alle: Respekt vor Tommy Kuhl, dem Ehrenmann, dem die Wahrheit wichtiger ist als sein Platzrekord.