Tour-Vorschau

Das Frühlingserwachen


4. April 2023 , Daniel Dillenburg


Spielt in dieser Woche sein 25. Masters: Tiger Woods.
Spielt in dieser Woche sein 25. Masters: Tiger Woods. | © Gregory Shamus/Getty Images

Die Bühne ist frei, die Scheinwerfer positioniert. In dieser Woche gehen alle Blicke nach Augusta. Hier findet die 87. Edition des Masters statt. Und hier kommen, wie jedes Jahr, Frühlingsgefühle auf.

Major: Masters Tournament

Augusta National, Georgia, 6. bis 9. April

Erst sind es Wochen. Danach Tage. Und dann zuletzt Stunden. Keinem anderen Turnier wird jedes Jahr so sehr entgegengefiebert wie dem Masters. Fast zeitgleich zum Saisonbeginn in Deutschland blühen die Magnolien und Rhododendren des Augusta National Golf Clubs in Georgia in ihren bunten Farben. Pünktlich zur Masters-Woche ist an diesem geschichtsträchtigen Ort alles perfekt manikürt und auf den Punkt vorbereitet: Das Gras saftig grün, das Wasser himmelblau. Der Frühling liegt in der Luft und das Masters bringt ihn zum Erwachen. Schon Monate vor Turnierbeginn stimmen die besten Golfer der Welt ihre Vorbereitung, den Turnierplan und das Trainingspensum auf dieses Event Anfang April ab. Zum Masters möchte jeder in Topform anreisen, die Magnolia Lane in Richtung Clubhaus entlangfahren und auf einem der weltweit berühmtesten Plätze um das grüne Jackett spielen.

In dieser Woche findet die 87. Ausgabe des ersten von insgesamt vier Herren-Majors statt. Seit der Premiere 1934 ist der Augusta National Golf Club Austragungsort des Einladungsturniers, bei dem mehr Traditionen bewahrt werden als Spieler zugelassen. Der Programmplan in Augusta ähnelt dem eines mehrtägigen Frühlingsfestes für Jung und Alt. Das Augusta National Women’s Amateur läutete die Veranstaltung bereits in der vergangenen Woche mit den besten Amateurinnen der Welt ein. Gefolgt vom „Drive, Chip and Putt“-Event für die Jugend, dem Par-3-Contest für die Familien der Spieler und dem Champion’s Dinner für die Ex-Champions. Das Masters ist eben mehr als ein reguläres Vier-Tages-Event im Profigolf. Es ist ein Turnier mit ganz viel Geschichte und noch mehr Gefühl.


Die wochenlange Vorfreude kulminiert am Donnerstagmorgen, wenn die traditionellen Ehrenabschläge das Masters zeremoniell eröffnen. Erst ab dann steht der sportliche Wettbewerb im Fokus. Wer erwischte den besten Start? Wer schafft den Cut? Und die wichtigste Frage: Wer darf sich am Sonntag mit dem grünen Jackett schmücken? Aus deutscher Sicht liegt der Fokus einmal mehr auf Bernhard Langer. Der zweimalige Masters-Sieger geht zum 40. Mal in Augusta an den Start. 2020 stellte er den Rekord als ältester Spieler auf, der das Wochenende beim Masters erreichte. Nach zuletzt zwei verpassten Cuts würde er dieser persönlichen Bestmarke natürlich gerne einen draufsetzen.

Doch Langers Herausforderung in Augusta wird mit den Jahren nicht leichter. Im vergangenen Jahr haute der inzwischen 65-Jährige seine Abschläge durchschnittlich 230 Meter vom Tee. Nur zwei Spieler im Feld waren noch kürzer. Hinzukommt, dass der Par-72-Platz für diese Ausgabe um weitere 32 Meter verlängert wurde. Dies ist das Ergebnis einer Umbaumaßnahme an Bahn 13, dem Par 5 der Amen Corner, dessen Abschlag nach hinten verlegt wurde, damit die Longhitter nicht mehr so leicht abkürzen können. Ein Angriff mit dem zweiten Schlag auf dem nun knapp 500 Meter langen Loch muss jetzt wohlüberlegt sein. Zumindest für die meisten Spieler. An Langers Matchplan sollte sich nicht viel ändern. Warum auch? Bei 39 Starts erreichte er 27 Mal den Cut.


Viele Spieler mit einer besseren Bilanz in Augusta gibt es nicht. Einer von ihnen ist definitiv Tiger Woods. Fünf Mal triumphierte der 47-Jährige bei seinem Lieblingsturnier, bei dem er es erst einmal nicht ins Wochenende schaffte. In dieser Woche ist er zum 25. Mal dabei. Davon wird zumindest ausgegangen. Im Anbetracht seiner körperlichen Probleme sollte hier jedoch besser immer ein kleines Fragezeichen stehen. Wobei Woods natürlich kein anderes Event unlieber verpassen würde als das Masters. Und zumindest laut Kumpel Fred Couples, der am Montag eine Proberunde mit Woods spielte, sah das ganz in Ordnung aus: „Er schlägt den Ball wirklich stark und solide - und er sieht gut aus.“ Am Dienstag ist eine Pressekonferenz mit Woods angesetzt. Dort werden wir dann vermutlich mehr über seinen Gesundheitszustand erfahren.

Woods eine Rolle im Titelkampf zuzutrauen, wäre anhand seiner fehlenden Spielpraxis, vermessen. Vor knapp eineinhalb Monaten spielte er mit dem Genesis Invitational sein bislang einziges Turnier des Jahres. Immerhin erreichte er den Cut. Dasselbe wird auch in dieser Woche sein Ziel sein. Auch wenn Woods natürlich jedes Event, an dem er teilnimmt, gewinnen will.

Doch die heißen Anwärter auf das grüne Jackett heißen anders: Scottie Scheffler, Jason Day, Rory McIlroy, Jon Rahm und Jordan Spieth. Sie alle befinden sich in Topform und konnten beim Masters bereits um Titel mitspielen, wenn nicht sogar einen holen. Scheffler wird als erster Spieler seit Woods (2002) versuchen, seinen Titel beim Masters erfolgreich zu verteidigen. McIlroy möchte endlich den Karriere-Grand-Slam. Und was machen eigentlich die LIV-Spieler um Cameron Smith und Dustin Johnson? (Mehr Infos zu den Favoriten lesen Sie hier >>>). Egal, wer sich am Ostersonntag das grüne Jackett überstreift. In dieser Woche erwacht auch der letzte Golffan aus dem Winterschlaf. Denn das Masters läutet den Frühling ein.

PGA Tour Canada: Qualifying Tournament USA West 1

Wigwam GC, Arizona, 4. bis 7. April

Viel Profigolf abseits des Masters wird in dieser Woche nicht gespielt. Eine Ausnahme bildet das Qualifying Tournament USA West 1, bei dem 132 Teilnehmer um zehn Tourkarten für die PGA Tour Canada kämpfen. Austragungsort ist der Gold Course des Wigwam GC in Arizona und gespielt wird von Dienstag bis Freitag. Einen Cut gibt es bei dem Event nicht.

Mit Alexander Herrmann, Maximilian Herrmann und Lukas Euler sind gleich drei Deutsche dabei. Alex Herrmann verpasste seine Tourkarte nur um Haaresbreite. Er schloss die abgelaufene Spielzeit als 61. der Gesamtwertung ab. Die Top 60 verlängerten ihre Spielberechtigung auf der kanadischen Tour. Doch Alex Herrmann hat gute Erinnerungen an die Q-School. Vor einem Jahr gewann er ein Turnier in Florida und erhielt dafür die volle Tourkarte. Nun wollen er, sein Zwillingsbruder Maximilian und Euler im Schatten des Masters glänzen.