Kolumne

Morgens um halb zehn in Deutschland


1. Februar 2023 , Carsten Moritz


Kälte und Frost gehören in Deutschland zur Golferfahrung im Winter dazu.
Kälte und Frost gehören in Deutschland zur Golferfahrung im Winter dazu. | © Stuart Franklin/Getty Images

Ein eingefrorener Ballautomat und dessen Folgen bringen so manchen auf die Palme. Golfmentor Carsten Moritz wünscht sich mehr Gelassenheit in der Golfgesellschaft.

Neulich an einem kalten Wintermorgen. Wie der engagierte Golfer im vergangenen Monat schmerzhaft zur Kenntnis nehmen musste, brachte der Winter so manche Widrigkeiten mit sich. Platzsperren oder Wintergrüns nimmt man als Golfer höchstens zähneknirschend hin. Nicht jeder hat schließlich Zeit oder Budget, in wärmere Gefilde zu flüchten, zumal der Winter in der Regel länger andauert als eine durchschnittliche Golfreise.

Was passieren kann, wenn der Winter dann zu Hause punktuell zuschlägt, das konnte man zuletzt im Social Net nachlesen. Ein eingefrorener Ballautomat und die dadurch gesperrte Driving Range brachte so manchen im Januar auf die winterliche Palme. Grund war offensichtlich nicht allein die eisige Temperatur, sondern der Umgang der Golfanlage mit diesen Widrigkeiten. Kommunikation und so – genau mein Thema! In einem Posting wurde der Umgang des Clubs mit dieser abenteuerlichen Situation an den Pranger gestellt. Die Kommunikation sei schlecht gewesen, weil der Wintersportler offensichtlich erst an der Range von diesem technischen Missgeschick erfahren hatte und der Weg dorthin vermutlich umsonst war. Die Mitteilung über die wetterbedingte Notwendigkeit der Sperrung wurde vermutlich „zu spät“ online bekanntgemacht. Der Platz selbst war übrigens bei frostigen Temperaturen auf Wintergrüns zu bespielen.

Hier sehe ich - und nehmen Sie es bitte nicht persönlich – beispielhaft ein großes Problem in unserer Golfgesellschaft. Sobald man Beiträge oder Fees zahlt, ist man Kunde und dieser ist König. Dass Serviceorientierung ihre natürlichen Grenzen hat, kann man wissen. In der Off-Season sind Möglichkeiten eingeschränkt. Mal mehr, mal weniger. Neben den Widrigkeiten der Natur sind auch personelle Engpässe nicht selten. Zu viele Könige möchten auf dem Platz und auch abseits einen maximalen Standard und Service. Zu viele Kunden sehen es nicht als ihre Verpflichtung an, zum Beispiel eine angemessene Spielgeschwindigkeit auf einem vollen Platz zu erzeugen oder gar Pitchmarken zu entfernen. Wo kommt man denn dahin; man hat ja dafür bezahlt!?

Natürlich sind diese Beispiele die Extreme. Ich denke, dass uns die Situation auf der winterlichen Driving Range aber einiges lehren kann. Verständnis und Wertschätzung sind auch im Dienstleistungssektor keine Einbahnstraßen. Manchmal sollte man als Kunde auf einer Golfanlage auch etwas verständnisvoller und entspannter werden. Zu viele schöne Dinge erwarten uns, als dass wir uns von kleinen Unannehmlichkeiten auf die „dunkle Seite der Macht“ ziehen lassen sollten.  Dass die besagte Anlage fast ganzjährig tolle Sommergrüns bietet, vergisst man zu schnell. Natürlich darf man sich auch ärgern und Dinge bemängeln. Jedoch ist hier eher die Kommunikation mit den Verantwortlichen gefragt, als das öffentliche Anprangern einer eigentlich lächerlichen Situation. Und selbst wenn hier eine Unachtsamkeit dazu geführt hätte, dass vielleicht etwas zu spät informiert wurde; habe ich als Gast oder sogar als Vereinsmitglied das Recht, jede mir unangenehme Situation sofort mit Nachdruck öffentlich zu beanstanden? Ich meine: Nein!

In diesem Sinne: Lassen Sie sich nicht ärgern, nehmen Sie widrige, kurzfristige Situationen einfach mal hin und machen jeweils das Beste daraus! Kennen wir das nicht vom Golfspiel?

Herzliche Grüße, 
Carsten Moritz 
(https://golfmentor.jimdofree.com)
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