DP World Tour

Tee-Affäre in Dubai: Dicke Luft zwischen Rory und Reed


25. Januar 2023 , Thomas Kirmaier


Beste Freunde werden sie wohl nicht mehr: Wegen der Tee-Affäre in Dubai herrscht dicke Luft zwischen Rory McIlroy und Patrick Reed. © Michael Reaves/Getty Images
Beste Freunde werden sie wohl nicht mehr: Wegen der Tee-Affäre in Dubai herrscht dicke Luft zwischen Rory McIlroy und Patrick Reed. © Michael Reaves/Getty Images

Zwischen Rory McIlroy und Patrick Reed fliegen wieder Giftpfeile. Die beiden Widersacher sorgen im Vorfeld der Hero Dubai Desert Classic für Schlagzeilen, weil der LIV-Golfer aus den USA den Weltranglisten-Ersten auf der Range mit einem Tee bewirft, wie ein Video beweist.

Wenn diese beiden Schwergewichte des Golfsports aufeinandertreffen, dann staubt's. Dann fliegen die Fetzen, dann gibt’s meistens dicke Schlagzeilen. Rory McIlroy und Patrick Reed dürften wohl nicht mehr best Buddies werden im Tour-Zirkus. Unvergessen das Duell der beiden Alphatiere beim Ryder Cup 2016 im Hazeltine National GC (Chaska/USA), als sich Captain America Reed und Euro-Rory in einen Rausch spielten, die Menge zum Kochen brachten und sich gegenseitig mit Trash-Talk und wilden Gesten zur Höchstform pushten. Das Match damals – längst ein Klassiker in der Ryder-Cup-Historie.

Jetzt, gut sechs Jahre später, sind die beiden ähnlich „gut“ befreundet wie in den 1980er Jahren die Tennis-Idole Ivan Lendl und John McEnroe. Und sie sorgen wieder für Stoff. Diesmal mit einer Szene, die sich im Vorfeld der Hero Dubai Desert Classic im Emirates GC abgespielt haben soll, als es zu einer doch eher ungewöhnlichen Begegnung zwischen Reed und McIlroy gekommen ist. Was war passiert? Reed ging während der Vorbereitung auf das Rolex-Series-Event der DP World auf der Driving Range zu McIlroy und wollte seinen Widersacher begrüßen. Der hatte, in der Hocke befindend und in seine Routine vertieft, entweder keine Lust auf Reed oder bemerkte ihn schlicht nicht. Jedenfalls ging Reed empört davon, zog noch ein Tee aus der Hosentasche und warf dieses verachtend Richtung McIlroy. Amerikanische Medien bezeichnen diese Affäre als „Tee-Gate“. Kein Drama, aber auch nicht die feine Englische. Das spanische Portal Ten-Golf hat die Szene eingefangen und gepostet.


Einen Tag nach der Aktion wurde McIlroy von Journalisten auf den Vorfall auf der Range angesprochen. Der Weltranglisten-Erste meinte dazu nur: „Ich habe ihn nicht gesehen. Ich war unten bei meiner Tasche, als er auf mich zukam, und ich war damit beschäftigt zu arbeiten und irgendwie meine Übungen zu machen. Ich hatte nicht wirklich das Bedürfnis, ihn zu begrüßen.“ Die Spannungen zwischen den beiden sind schwer zu leugnen – und haben natürlich eine aktuelle Vorgeschichte.

Reed, der inzwischen feste Größe auf der LIV-Golf-Serie ist, hatte im Vorjahr eine Millionen-Klage angestrengt. Worum es dabei grob ging? Um Verleumdung, Verschwörung und angeblich böswillige Attacken von Mitgliedern der PGA Tour und Medien auf die neue Saudi-Serie und deren Spieler. Der US-Amerikaner Reed ließ seine Anwälte prüfen, ob Schadenersatz geltend gemacht werden könne. Tiefpunkt: Einen Tag vor Weihnachten, als auch die Golf-Stars dieser Welt in den Familien-Modus geschaltet hatten, erhielt McIlroy eine gerichtliche Vorladung von Reeds Rechtsvertretung. Ein Affront, den der Nordire nicht so schnell vergessen wird, wie er, auf die ominöse Szene angesprochen, bewies: Man könne nicht behaupten, dass nichts passiert sei.

Reeds Tee-Attacke wollte McIlroy aber nicht überbewerten. Er habe das gar nicht wirklich mitbekommen, dass das Tee in seine Richtung geflogen sei, weil er mit dem Rücken zu Reed kniete. Also nahm's die Nummer eins der Welt eher mit Humor und schlug verbal zurück: „Wäre es andersherum gewesen und ich hätte ein Tee auf ihn geworfen, müsste ich wohl mit einer Klage rechnen.“ Und Reed? Der meinte hinterher nur, er habe ein gutes neues Jahr wünschen wollen, aber McIlroy habe sich verhalten wie ein kleines Kind. Daher habe er eines seiner Tees mit LIV-Golf-Aufdruck geworfen. Fast würde man sich wünschen, die beiden Kontrahenten sehen sich beim Ryder Cup 2023 in Rom wieder – zu einem weiteren epischen Match. Daraus wird wohl nichts, denn während McIlroy als Nummer eins der Welt Europas großer Hoffnungsträger ist, wurde Reed im Ranking inzwischen bis auf Platz 90 durchgereicht.

Reed vs. McIlroy 2016