Nick Bachem
Hat er das Zeug zum nächsten deutschen Tour-Sieger?
15. Januar 2023 , Thomas Kirmaier
Nick Bachem ist einer der Neuen auf der DP World Tour. Hat der 23-jährige Kölner das Zeug zum nächsten deutschen Tour-Sieger? Golf.de hat mit dem Nationalspieler und seinem Coach über die Jahresplanung gesprochen.
Wir erreichen Nick Bachem in Alicante. Am Hafen der spanischen Stadt an der Costa Blanca hat es angenehme 20 Grad. Der Nationalspieler genießt die Zeit mit seiner Freundin Sanni Beucke. Die Hochsee-Seglerin und Olympia-Silbermedaillen-Gewinnerin bereitet sich auf das Ocean Race vor, eine der härtesten Regatten des Planeten. Bei der Weltumseglung absolvieren die teilnehmenden Boote 32.000 Seemeilen, das sind knapp 60.000 Kilometer um den gesamten Globus. Wahnsinn. Das ist nichts für schwache Nerven. „Da bin ich wirklich froh, dass ich nur ein langweiliger Golfer bin“, sagt Nick Bachem.
Das ist Understatement, denn „langweilig“ ist der 23-Jährige Kölner ganz und gar nicht. 2021 war der Team-Europameister erst ins Profilager gewechselt; ein Jahr später, im Herbst 2022, sicherte er sich auf der Final Stage der Q-School das Ticket für die DP World Tour. „Schon verrückt, wie schnell das gegangen ist. Ich freue mich auf alles, was kommt. Das wird sehr cool, denn ich hatte wirklich ein tolles Jahr, aber ich habe auch gesehen, dass ich noch viel lernen und noch besser werden kann“, sagt Nick Bachem, der den Ball weiter schlagen kann als die gesamte Konkurrenz.
Wie schnell es wirklich gehen kann, hat ihm Yannik Paul vor Augen geführt. Sein Kumpel war ebenfalls gerade erst in Liga eins aufgestiegen – und hat schon gewonnen. „Klar habe ich ihm zum Sieg auf Mallorca gratuliert. Auch Max (Kieffer, Anm. d. Red.) hat es 2022 ja geschafft. Das ist super zu sehen, dass jetzt mehr deutsche Jungs vorne mitspielen“, sagt Bachem. Er will dazugehören. Die ganz großen Events wird er aufgrund seiner Kategorie noch nicht spielen dürfen. Aber genau da will er hin. Sportliches Ziel: „Mir in dieser Saison eine bessere Kategorie erspielen, damit ich mir die Turniere 2024 aussuchen kann.“ Das Zeug dazu hat er.
Und auch menschlich will sich Nick Bachem weiterentwickeln. „Er wird viel reisen, viel sehen, sich viel von großen Stars abschauen und viel lernen“, sagt sein Coach. Peer Sengelhoff hat Bachem zu dem gemacht, der er heute ist. Der Pro aus dem Marienburger GC war ebenfalls in Alicante, um mit seinem Schützling zu arbeiten. Ihn vorzubereiten auf eine neue, spannende Reise. „Wir haben einiges auf Null gestellt, die Saison 2022 aufgearbeitet. Nick ist auf dem Golfplatz ein Zauberer. Aber auch bei der Zauberei passieren manchmal Fehler. Wenn er die abstellt, kann er Großes leisten“, sagt Trainer Sengelhoff.
Nick Bachem: Vom Top-Amateur zum DPWT-Sieger
Bachems Saison hat bereits begonnen. Die drei Events in Südafrika kurz vor Weihnachten hat er gespielt, zweimal schaffte er es in den Cut. Um dann, nach einem aufregenden und aufreibenden Jahr, endlich ein paar Tage zu Hause zu haben. „Weihnachten war wunderschön. Die Tage zu Hause mit Familie und Freunden zu genießen, war echt cool“, sagt er. Bodenständig war er immer. Nick Bachem ist keiner, der Gefahr läuft, schnell abzuheben. Er ist der Typ Pro, für den es eben nicht nur Golf gibt. Er liebt das Leben, ist höflich, freundlich und hat immer ein sympathisches Lächeln im Gesicht.
„Klar zählt für uns die Leistung auf dem Platz, aber so ein Leben auf der Tour bringt auch viele schöne Momente und Begegnungen mit sich.“ Solche will er aufsaugen – und zwar auf der klassischen Tour. Klassisch. Was heißt das heute schon? LIV ist für Nick Bachem kein Thema. „Das ist nichts für mich. Dafür bin ich nicht der Typ. Ich werde niemanden dafür kritisieren, wenn er da spielt und sich mit ein paar Events die Taschen voll macht. Aber wir haben uns ja nicht des Geldes wegen für eine Karriere als Profi entschieden, sondern weil wir gerne Golf spielen“, sagt Bachem, der in der Weltrangliste inzwischen Martin Kaymer überholt hat.
Nick Bachem wird 2023 viel sehen von der Welt. Noch im Januar wird er in die Vereinigten Arabische Emirate fliegen. Bei der Ras Al Khaimah Championship Anfang Februar dürfte er dann im Feld sein. „Ich habe vor, alle Turniere im Kalender zu spielen, bis die Tour dann nach Europa kommt“, sagt er. Heißt: Singapur, Thailand, Indien – der Februar wird asiatisch. „Da freue ich mich sehr drauf, denn dort war ich noch nie.“ Und natürlich freut er sich auch besonders auf die Events in Deutschland. Im Juni werden die Porsche European Open in Hamburg (1. bis 4.6.) und die BMW Internatioal Open in München (22. bis 25.6.) gespielt. „Vor Familie und Freunden zu spielen, ist immer etwas Besonderes“, sagt Bachem.
Freunde und Familie werden bei den Heimspielen sicher keinen anderen Menschen treffen, aber einen reiferen Golfer, denn das stramme Programm zuvor wird ihn prägen. Auch Nick Bachem wird nach den zuletzt freien Tagen in Alicante wie seine Freundin viele tausend Meilen machen. Nicht auf dem Wasser, sondern in der Luft. Was dann auf der DP World Tour für ihn möglich ist, wird man sehen. In 2022 hat Nick Bachem zwar den Aufstieg in Liga eins geschafft, es war aber auch sein erstes Jahr, in dem er kein größeres Turnier gewonnen hat. Team Germany hat mit dem Kölner Nick Bachem einen weiteren Kandidaten, der auf der DP World Tour ganz vorne mitspielen kann. Druck hat er keinen, aber der Hunger ist da. Und das gilt nicht nur für das Abendessen mit Freundin und Trainer am Hafen von Alicante.
News
Woods-Start im Ryder Cup?
12. Januar 2023
Ryder Cup 2023
Mit King Rory zur Revanche in Rom
13. Januar 2023