Heiner Brand
„Wenn wir gut starten, kann viel passieren“
13. Januar 2023 , Redaktion Golf.de
Handball-Legende Heiner Brand liebt Golf. Wir haben zum WM-Start der deutschen Nationalmannschaft mit Brand über Gemeinsamkeiten der beiden Sportarten, über die Chancen des DHB-Teams und mehr gesprochen.
Die Handball-Weltmeisterschaft 2023 läuft. Das deutsche Team startete gegen Katar ins Turnier. Was das mit Golf zu tun hat? Viel. Denn zahlreiche Handball-Größen verbringen ihre freien Tage gerne – wie Sportler aller Arten – auf dem Golfplatz. Einer davon: Ex-Nationaltrainer Heiner Brand. Der 70-Jährige gilt als regelrechte Handball-Legende und hat etwas ganz Besonderes geschafft: Brand wurde sowohl als Spieler (1978) als auch als Trainer Weltmeister (2007). 2011 gab der Mann mit dem markanten Walross-Bart den Trainerposten auf, war anschließend bis 2015 Manager beim Deutschen Handball-Bund. Die aktuell laufende WM verfolgt er vom Sofa aus.
Herr Brand, Handball-WM im TV - angespannt vor dem Fernseher oder ganz relaxed?
Ich kann mich schon aufregen, schließlich sind auch noch Spieler dabei, die ich kenne. Allerdings habe ich inzwischen eine große Distanz dazu und nehme nicht mehr alles ganz so wichtig.
Dazu hat vielleicht auch der Golfsport beigetragen, denn da wird der Kopf frei. Wann und wie sind Sie zum Golfen gekommen?
Ich habe Anfang der 90er Jahre angefangen. Wie viele Ballsportler habe ich damals Golf nicht als Sport angesehen. Ein guter Freund, der einen Golfclub geleitet hat, hat mich dazu gebracht. Und ich habe schnell gelernt: Golf ist ein sehr schwieriger Sport. Allerdings musste ich seitdem viele Pausen einlegen, ich wurde zum Beispiel am Rücken operiert und habe eine neue Hüfte bekommen. Eigentlich ist Golf die falsche Sportart für mein Talent und meinen Körper. Ich musste einsehen, dass ich meine Fähigkeiten nicht mehr verbessern werde: Ich spiele jetzt genauso gut wie ein Jahr nach meinem Beginn.
Wie oft gehen Sie golfen?
Natürlich habe ich jetzt mehr Zeit. Meine Frau spielt auch Golf - besser als ich. Mein Handicap liegt bei 24, meine Frau hat 22. In unserem Heimatclub, dem GC Oberberg, spielen wir ab und zu neun Löcher. Die reichen uns, denn das Oberbergische Land ist sehr hügelig mit vielen Schräglagen. Unsere Kurzurlaube verbinden wir hingegen häufig mit Golf. Da spielen wir dann auch mehr Löcher.
Haben Handballer Vorteile beim Golfspielen?
Ich merke keine. Viele Leute sagen zwar, ehemalige Spieler könnten Vorteile haben. Wir haben eine Handballer-Gruppe aus ehemaligen Spielern. Wir fahren ein- bis zweimal im Jahr gemeinsamen zum Golfen. Da sind zum Beispiel Stefan Kretzschmar, Daniel Stephan und Christian Schwarzer dabei. Da denke ich mir, die könnten einen Vorteil haben. Die spielen auch richtig gut, haben ein Handicap um die 10. Vielleicht hilft es etwas beim kurzen Spiel. Aber wenn ich beim Schlag wackle und in den Boden haue, hilft mir mein Ballgefühl auch nicht.
Golf als Ausgleich oder Ergänzung zum Handball-Training im Profi-Bereich – gibt’s das?
Während meiner Zeit haben wir das sehr dosiert bei Regenerations-Lehrgängen eingebaut. Golfplätze sind erholsam, machen den Kopf frei und dienen der Regeneration. Zudem ist es eine kleine Teambuilding-Maßnahme. Da die Turniere bei uns aber immer im Winter stattfinden, stellt sich die Frage während dieser Zeit gar nicht. Und bei Vorbereitungslehrgängen wird Golf nicht angeboten.
Letzte Frage an den Handball-Experten: Wer hat die größten Chancen auf den WM-Titel?
Für mich gehören die Mannschaften zu den Favoriten, die in den vergangenen Jahren immer vorne mit dabei waren: Dänemark, Schweden, Frankreich, Norwegen und Spanien. Wir haben immer wieder gezeigt, dass wir mithalten können, haben aber immer in entscheidenden Phasen dumme Fehler gemacht. Wenn wir in den ersten Spielen gute Leistungen zeigen und Selbstvertrauen tanken, dann kann viel passieren.
Vielen Dank für das Gespräch!
