Golf & Natur

Herbstprogramm für den Naturschutz


15. Oktober 2022 , Petra Himmel


Apfelernte in GC Memmingen
Apfelernte in GC Memmingen | © Jürgen Rasemann

Obsternte, Insektenschutz, Nistkastenreinigung und die Kontrolle der Bienenvölker stehen als Herbstprogramm für den Naturschutz auf Golfanlagen an.

Text: Petra Himmel

Im Herbst hat das Thema Golf & Natur auf Deutschlands Golfanlagen noch einmal Hochkonjunktur. Zum einen ist Erntezeit: Die zahlreichen Streuobstwiesen werden abgeerntet, das Obst weiterverarbeitet. Andererseits ist der Herbst eine entscheidende Phase im Hinblick auf die zahlreichen Wiesen, die sich außerhalb von Fairways und Grüns finden. Hier entscheidet der richtige Schnitt darüber, ob man Insekten und auch Vögeln eine bessere Chance gibt, über den Winter zu kommen. Das dritte Projekt sind die Vogelkästen, von denen auf so mancher Golfanlage über 100 Stück angebracht sind. Sie sollten ausgeräumt, geputzt und für das nächste Frühjahr vorbereitet werden. Bleibt am Schluss noch ein Blick auf die Bienenbestände, über deren Zustand man sich ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem Imker einen Überblick verschaffen sollte. 

Bei der Obsternte haben Golfanlagen mit Obstbeständen grundsätzlich mehrere Möglichkeiten, mit der Ernte umzugehen:

  • Ein Hinweis im Newsletter oder auf dem Infoboard an die Mitglieder weist darauf hin, dass Mitglieder die Möglichkeit haben, sich auf der Runde am Obst zu bedienen oder dieses womöglich auch mit nach Hause mitnehmen dürfen. 
  • Zahlreiche Golfanlagen sind längst dazu übergegangen, das Obst selbst zu ernten und weiterzuverarbeiten. Die Ernte wird häufig von einer Jugendgruppe übernommen. Im GC Kirchheim-Wendlingen zum Beispiel übernehmen dies die Teilnehmer der Schulgolf-AG. Verarbeitet wird das Obst dann von der Genossenschaft „Onser Saft“. Verkauft wird der naturreine Apfelsaft dann im Club. Neben Apfelsaft gibt es auch deutschen Golfanlagen auch Marmeladen, Schnaps oder Apfelsecco, wie im GC Kitzeberg. Im Stuttgarter GC Solitude bietet man sogar den Balsamico-Essig von der Golfanlage an. Alle Produkte eignen sich auch hervorragend als kleine Geschenke. 
     
    Honigproduktion ist auf Golfanlagen Standard
    Honigproduktion ist auf Golfanlagen Standard | © GLC Oberpfälzer Wald
  • Ernte für den guten Zweck: Mit der Obstbaumernte vom Golfplatz beteiligen sich zum Beispiel der GC Kitzeberg und der GC Uhlenhorst in Schleswig-Holstein an einem Charity-Projekt. Hier ernten die sogenannten Resteritter aus Kiehl die Bäume ab. Das Obst wird anschließend zu Marmelade verarbeitet. Vom Verkauf geht ein Viertel an das Projekt Mittags-Kinder, das bedürftigen Jugendlichen Mittagessen zur Verfügung stellt.
| © Petra Himmel


Bei der Mahd von Wiesen weist Sabine Tappertzhofen vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern darauf hin, dass die Beachtung einiger Details für den Insektenschutz wichtig sind.

  • Insekten hängen im Winter zwischen Blättern, sitzen in Halmen, Stengeln oder Blüten. Deshalb ist es wichtig, etwa zehn bis 20 Prozent der Wiesenflächen nicht komplett abzumähen, um den Insekten ein Winterquartier zu bieten. Die Fläche sollte von Jahr zu Jahr variieren. 
  • Sind die Wiesen fremdbewirtschaftet und die Golfanlage hat keinen direkten Zugriff, hilft oft ein kurzes Gespräch mit dem Besitzer und der Hinweis, dass es im Hinblick auf den Erhalt der Biodiversität wichtig ist, nicht die komplette Wiesenfläche abzumähen. 
  • Auch die Pflanzenstengel an naturbelassenen Teichen sind extrem wichtig. Hier überstehen Libellen in der Winterstarre in der Regel den Winter. In den Pflanzen legen sie auch die Eier ab. 
  • Totholz-Bestände sollten vor dem Winter nicht weggeräumt werden, da es auch im Winter in der Regel Feuchtigkeit liefert und deshalb gerne als Quartier zum Überwintern genützt wird. 
Heimelig im Nistkasten
Heimelig im Nistkasten | © Petra Himmel


Vogelhäuser auf dem Golfplatz sehen nicht nur hübsch aus und dienen im Frühjahr als Nistplatz. Sie sollten im Herbst auch fachmännisch gesäubert werden.

  • Alte Nester enthalten Parasiten wie Vogelflöhe, Milben und Zecken. Diese unbedingt entfernen, weil ansonsten die Vogelbrut im nächsten Jahr davon befallen wird. 
  • Finger weg von scharfen, chemischen Reinigungsmitteln oder sogar Desinfektionsmitteln. Vogelkästen werden einfach ausgefegt und bei starkem Parasitenbefall mit klarem Wasser ausgewaschen.
  • Wichtig ist, dass der Nistkasten anschließend gut austrocknen kann, damit das Holz nicht anfängt zu modern.
Bienenkästen
Bienenkästen | © Frankfurter GC


Letztlich ist auch die Überwinterung der Bienenvölker ein wichtiges Thema. 

  • Bienen leiden im Winter immer wieder an Krankheiten, die den Bestand massiv schädigen können. Das eine ist eine Art Durchfallerkrankung (Ruhr), das zweite die sogenannte Varromilbe, die anfällig vor dem Befall mit Viren macht. 
  • Bienen-Experten weisen darauf hin, dass vor Beginn des Winters auf einen ruhigen Standplatz der Völker zu achten ist. Die Bienen dürfen nicht gestört werden, um eine Verringerung ihrer Körpertemperatur zu vermeiden. 
  • Am Standort ist Sonneneinstrahlung wichtig. So werden die Fluglöcher von Frost freigehalten und die Bienen haben die Möglichkeit zum Abkoten im Freien. Dadurch werden potenzielle Krankheitserreger aus der Behausung gehalten. 
  • Um Schaden durch Nagetiere, Waschbären oder ähnliches zu vermeiden, können auch Zäune Sinn machen.