Regelfrage #45
Reichen 75 Prozent Sicherheit zum Drop?
23. November 2022 , Dietrich von Garn
In der Regelfrage der Woche widmet sich DGV-Regelexperte Dietrich von Garn einer „Regelproblematik“. Diesmal trifft Willi Wasserball mit 75-prozentiger Sicherheit eine Penalty Area, droppt gekonnt und findet mit Hilfe von Leo Liesdas und Gerd Guckgenau auch eine gangbare Lösung.
Die Situation:
Willi Wasserball schlägt seinen Ball in Richtung einer Penalty Area, aber er ist sich nur zu ungefähr 75 Prozent sicher, ob der Ball darin liegt. Dennoch schätzt er eine Stelle, an der sein Ball wohl die Grenze der Penalty Area gekreuzt haben könnte und droppt dort einen Ball. Während er die Entfernung misst und sich auf den Schlag vorbereitet, schaut sein Mitspieler Gerd Guckgenau in die Penalty Area und sieht dort Willi Wasserballs Ball liegen. Die Lage passt sogar zu der von Willi geschätzten Stelle. Beide freuen sich, dass Willi so genau schätzen konnte, und achten erst jetzt auf ihren dritten Mitspieler, Leo Liesdas, der so etwas wie „Bekannt oder so wie sicher … 95 Prozent … schräg!“ vor sich hin murmelt und im Regelbuch hektisch hin und her blättert.
Die beiden fragen Leo, was er denn für ein Problem hätte?
Was antwortet Leo Liesdas?
Die Lösung:
Leo hat in der Definition „Bekannt oder so wie sicher“ gefunden, dass dies eine Überzeugung von 95 Prozent ausdrückt. Wenn Willi nur zu 75 Prozent überzeugt ist, dass sein Ball in der Penalty Area ist, ist das nicht ausreichend, um dort zu droppen.
Die Tatsache, dass der ursprüngliche Ball gefunden wurde, nachdem ein neuer Ball gedroppt wurde, „heilt“ das vorher unzulässige Verfahren nicht, selbst wenn sich dadurch die Stelle als richtig herausstellt, an der gedroppt wurde.
Der so gedroppte Ball darf also nicht gespielt werden und Gerd muss seinen Fehler straflos korrigieren. Das sieht zwar äußerst seltsam aus, wenn er den Ball aufnimmt und ihn dann sofort nochmals an der gleichen (nun bestätigten) Stelle droppt, aber Regel 14.5b(1) lässt ihm unter diesen Umständen auch die Wahl, anders zu verfahren.
Dies bedeutet, er dürfte seinen nun gefundenen Ball auch ohne Strafschlag spielen. Und damit macht diese bis dahin etwas komplexe Regel auch Sinn.