Rücktritt

Heisele: „Bin froh, dass es vorbei ist“


14. November 2022 , Redaktion Golf.de


Sebastian Heisele spielte von 2012 bis 2022 auf den verschiedenen Touren.
Sebastian Heisele spielte von 2012 bis 2022 auf den verschiedenen Touren. | © Stuart Franklin/Getty Images

Im Oktober beendete Sebastian Heisele seine Profikarriere. Nun erklärt er, warum er deshalb erleichtert ist, welche Pläne er für sein neues Leben hat und wie er die Zukunft des deutschen Golfsports beurteilt.

Die meiste Zeit seiner Karriere hat sich Sebastian Heisele unter dem Radar der öffentlichen Aufmerksamkeit bewegt. So wie die meisten Profis, die auf der Pro Golf Tour oder der Challenge Tour unterwegs sind, die dort zwar immer wieder äußerst respektable Ergebnisse erzielen, es aber eben nicht dorthin schaffen, wo das Scheinwerferlicht so richtig hell strahlt. Nun, am Ende seiner Laufbahn, die beim Portugal Masters Ende Oktober ihren Abschluss gefunden hat, gewährt der in den Niederlanden geborene und in Dubai aufgewachsene Deutsche einen ungewöhnlich offenen Einblick in sein Innenleben. In einem Blogbeitrag auf der Website der DP World Tour gesteht Heisele: „Der Ruhestand war eine große Erleichterung, dieses Kapitel hinter sich gelassen zu haben. Ich konzentriere mich jetzt auf das, was kommen wird, und bin froh, dass es vorbei ist. Ich habe diese Entscheidung schon seit geraumer Zeit vorbereitet.“ 

Heisele: „Es gab mehr Tiefs als Hochs“

Heisele, geboren im August 1988, wurde erst 2012 Profi. Er spielte einige Jahre auf der Pro Golf Tour, gewann dort vier Titel und schaffte den Sprung auf die Challenge Tour. Sein größter Erfolg: die Saison 2019, als er bei der Open de Bretagne triumphierte, Vierter der Jahreswertung wurde und sich so für die höchste europäische Liga, damals noch die European Tour, qualifizierte. Es sei die Phase seiner Karriere gewesen, berichtet er, in der „vor Selbstvertrauen nur so gestrotzt“ habe. „Nichts konnte schiefgehen und ich machte mir keine Sorgen.“ Allerdings nur eine Momentaufnahme. „Wenn ich mir meine berufliche Laufbahn anschaue, dann bin ich natürlich kein Star der Tour. Ich sehe mich als Geselle. Es war nie etwas Außergewöhnliches, war nie wirklich beständig. Ich bin von Tour zu Tour gependelt und habe versucht, mich über Wasser zu halten“, schreibt Heisele. Er gesteht offen: „Wenn ich so beständig wäre wie ein Max Kieffer, wer weiß, vielleicht würde ich immer noch spielen, aber das war nie der Fall. Es gab mehr Tiefs als Hochs, und das ist ermüdend.“

Wie die Gedanken ans Aufhören entstanden

Einen neuen Blick auf seine (veränderten) Prioritäten habe Heisele während der Corona-Pandemie gewonnen. „Covid gab mir das Gefühl, zu Hause zu sein, meine Familie und meine Frau um mich zu haben, in meinem eigenen Bett und in meinen eigenen vier Wänden zu sein. Ich konnte Zeit mit Freunden verbringen und zwanglos zu Abend essen, und ich entdeckte, dass das etwas für mich war. Das hatte ich während meiner gesamten Karriere nie erlebt, weil ich mich so sehr auf den Golfsport konzentriert hatte. Es hat mir die Augen geöffnet. Ich wollte mehr davon in meinem Leben haben und nicht nur in den Wintermonaten“, erzählt er. 

 

Will dem Golfsport auch nach dem Karriereende erhalten bleiben – Sebastian Heisele.
Will dem Golfsport auch nach dem Karriereende erhalten bleiben – Sebastian Heisele. | © Andrew Redington/Getty Images


Heiseles Pläne nach der Karriere

Seinem Sport will Heisele auch nach der Karriere verbunden bleiben. „Ich bin ein voll qualifizierter PGA-Professional mit einem Trainerzertifikat hier in Deutschland. (...) Ich möchte meine Erfahrung in die Jugendarbeit einbringen und die Spieler bei ihrer Berufswahl unterstützen und ihnen als jemand helfen, der den Weg über die Tour gemacht hat. Das ist etwas, was ich selbst nicht hatte, und ich denke, dass ich das bieten kann. 

Heisele, der an der Universität in Colorado studiert und dort einen Bachelor in Architektur erworben hat, blickt optimistisch in die Zukunft des deutschen Golfsports. „Als ich das erste Mal auf die Tour kam, gab es fünf deutsche Spieler und im nächsten Jahr waren es sieben. Auf der Tour sieht man immer, dass sich die Nationalitäten einander annähern, aber diese Gruppe hatten wir nie. Wir konnten nie einen deutschen Vierer in einer Trainingsgruppe zusammenbekommen. Jetzt haben Yannik Paul und Max Kieffer gewonnen und Hurly Long und Marcel Schneider schlagen sich gut, und sie können sich gegenseitig befruchten, und das ist es, was wir vermisst haben. Es gibt jetzt ein Umfeld, in dem die Deutschen aufblühen können, und mit Alexander Knappe und Freddy Schott, die die Challenge Tour abgeschlossen haben, sind weitere auf dem Weg.“ 

Ganz aufhören selbst Golf zu spielen wolle er übrigens nicht, berichtet Heisele. „Ich bin viel zu sehr darin verhaftet und möglicherweise verliebt, als dass ich es jemals aufgeben könnte. „Aber ich hatte einfach keinen Spaß an der Plackerei, an der Arbeit, die nötig war, um wettbewerbsfähig zu sein.“ Deutliche Worte – die bei vielen in der Szene bestimmt aufhorchen lassen.