DM AK 18

Kremser und Kelling holen die Titel


25. September 2022 , Stefan Bluemer


Die Sieger 2022 (© DGV/WolfgangMaxwitat)
Die Sieger 2022 (© DGV/WolfgangMaxwitat)

Tessa Kremser vom GC St. Leon-Rot und Ben Kelling vom GC München Valley heißen die neuen Deutschen Meister der Altersklasse bis 18 Jahren.

Travemünde – Die Konstellation vor dem Start der Finalrunde auf der hervorragend präparierten Anlage des Lübeck-Travemünder GK hatte Hochspannung versprochen. Wie spannend es am Ende sowohl bei den Mädchen, wie auch bei den Jungen tatsächlich werden würde, konnte vorher aber niemand ahnen. Kurz vor Ende der Runde hatten noch mehrere Athleten die Chance, sich den Titel zu holen oder aber zumindest ein Stechen zu erzwingen.

Bei den Jungen lag Paul Ulmrich vom GC Mannheim-Viernheim in Führung, hatte aber keinen guten Start in die Finalrunde. „Heute war nicht mein Tag. Mein Spiel ist nicht richtig ins laufen gekommen. Als ich nach Loch 14 gesehen habe, dass ich einigen Rückstand hatte, habe ich alles voll attackiert, habe alles reingelegt“, beschreibt Ulmrich sein aggressives Spiel, mit dem er auf Loch 15 das Grün gedrived und sicher zum Birdie gelocht hat und auf Loch 16 seinen Eagle-Putt versenken konnte. Der Birdieputt auf Grün 17 blieb etwas zu kurz. Mit einem Schlag Vorsprung ging es für den Mannheimer auf das 18. Tee.  „Da habe ich den Abschlag rechts neben das Grün gehauen, hatte einen eigentlich einfachen Chip, habe den aber leider zu kurz gespielt und den Putt bergauf falsch gelesen. Am Ende hat es nicht sein sollen“, kommentierte Ulmrich das Ende des Turniers.

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Ganz anders war dagegen die Gemütslage beim neuen Deutschen Meister der AK 18. Ben Kelling vom GC München Valley hatte mit zwei frühen Birdies auf den Löchern eins und drei einen starken Start. Das Bogey auf Loch vier brachte den Bayern nicht aus dem Tritt. Ganz im Gegenteil! Mit einem Eagle auf Loch fünf setzte der 17-Jährige ein Ausrufezeichen. Nach einem guten Drive hatte der Athlet noch rund 100 Meter zur Fahne. Der Schlag gelang perfekt und lief in die Dose.
Nach weiteren Birdies auf den Löchern neun und zwölf baute Kelling seine Führung aus, musste auf Loch 16 dann aber doch einmal mit einem Bogey Federn lassen.
Ganz abgebrüht legte der neue Champion auf den beiden letzten Löchern jeweils mit einem Birdie nach. Nach Runden mit 69, 66 und 67 Schlägen hat der Athlet aus dem Voralpenland bei gesamt 17 unter Par am Ende einen Zähler Vorsprung auf Paul Ulmrich.

Titelverteidiger Tom Haberer vom GC Hannover, der sich vor einem Jahr im GC Altenhof ebenfalls an der Küste der Ostsee Gold umhängen ließ, spielte mit 68, 68 und 69 Schlägen bei gesamt 14 unter Par eine sehr solide Meisterschaft und bekam als Lohn die Bronzemedaille.

Worte des Meisters

„Auf den letzten Bahnen war es echt tricky. Auf der Back Nine war mein Putter nicht mehr heiß. Nach dem Bogey auf der 16 habe ich selber nicht mehr richtig dran geglaubt, habe aber trotzdem weiter gemacht. Auf der 17 der gelochte Birdie-Putt aus drei Metern war richtig gut und dann stand ich auf dem 18. Tee und dachte so bei mir, jetzt oder nie. Dafür hast Du so lange gearbeitet. Mein Schlag ins Grün war perfekt und lag zwei Meter neben der Fahne. Als ich den Putt gelocht habe, wusste ich noch gar nicht, dass es gereicht hatte. Aber als es dann klar war, war ich sehr froh und erleichtert“, strahlte der Bayer über seinen bislang größten Erfolg. Seine ersten Golfschwünge hatte Ben Kelling im GC Schloss Maxlrain gemacht, war dann aber schnell zum GC Mangfalltal gewechselt. Vor rund zwei Jahren ging es für den Youngster nach Valley, um mit Danny Wilde zusammenarbeiten zu können.

Tiefster Score des Tages

Den tiefsten Score des Tages brachte Julius Lange ins Clubhaus. Der Hubbelrather hielt seine Scorekarte blitzsauber und drapierte zu den fünf Birdies auch noch einen Eagle. Die 66 (-7) ließ den Spieler des Junior Team Germany noch bis auf den geteilten fünften Platz klettern.
„Den Platz finde ich für ein solches Turnier sehr passend. Man hat viele Birdiechancen, wenn man ein solides, langes Spiel hat. Da die Grüns aber sehr onduliert sind und viele schwere Fahnenpositionen möglich sind, bekommt man  Birdies aber auch nicht geschenkt. Heute war mein langes Spiel konstant. Der Unterschied war das Spiel um die Grüns herum. Ich habe alle Up-and-downs gemacht und sogar einen Bunkerschlag zum Eagle gelocht. Mein Putten war solide, so dass ich keine Bogeys gespielt und viele Putts zum Birdie gelocht habe“, war der Rheinländer mit seiner Finalrunde rundum zufrieden.

Im Wechselbad der Gefühle

Auch bei den Mädchen ging es hochgradig spannend zu. Die drei Athletinnen im Kampf um die Medaillen erlebten dabei ein echtes Wechselbad der Gefühle.
Tessa Kremser hatte ihre Scorekarte früh schon sehr bunt gemacht und neben drei Birdies auch zwei Bogeys und auch ein Doppelbogey notiert. Für die Spielerin des Wolfpacks war damit klar, dass sie weitere Birdies brauchte, um den Sprung ganz an die Spitze zu schaffen, denn Emma Delwes vom GC Hannover lag nach acht Bahnen bei drei unter Par und hielt diesen starken Score bis kurz vor dem Ende. Und auch Eva Ringwald vom Stuttgarter GC lag bis zum großen Showdown der letzten Bahnen nach je zwei Birdies und Bogeys bei Even Par und damit mit besten Aussichten, zumindest ein Stechen um den Titel zu erzwingen.
Doch auf den letzten drei Bahnen wendete sich das Blatt. Tessa Kremser verbesserte sich mit Birdies auf 16 und 17 auf eins unter Par, während Delwes und Ringwald auf der 16 jeweils ein Bogey kassierten. Auf Loch 18 war somit noch alles drin, aber während die Spielerin des Junior Team Germany aus St. Leon-Rot mit einem Par ihren Score hielt, kassierten die beiden Mitbewerberinnen nochmals jeweils ein Bogey.
Tessa Kremser hatte sich dadurch ganz am Ende mit einem Schlag Vorsprung auf die Hannoveranerin und zwei Zählern Vorsprung auf die Schwäbin durchgesetzt.

Worte in Edelmetall

„Ich freue mich schon sehr über diesen Sieg. Es zeigt mir, dass sich meine Arbeit, meine Gedanken und mein Einsatz lohnen. Diese Woche war das Resultat der letzten drei Wochen, in denen ich mir neue Angewohnheiten angeeignet habe, die mir definitiv geholfen haben, mir selbst mehr zu vertrauen. Der Platz war in einem super Zustand. Würde man im hohen Norden Ende September nicht erwarten.
Es war insgesamt alles sehr eng. Wir hatten eine angenehme Mischung aus Birdie-Löchern und Bahnen, wo man etwas taktischer spielen musste. Im Finish war die Situation relativ intransparent. Wir wussten alle nicht, welcher Score gerade in Führung liegt. Ich habe mich einfach auf mich konzentriert und auf der 16 und 17 meine Birdieputts sicher gelocht“, war Tessa Kremser kurz nach der Siegerehrung trotz der Freude schon wieder sehr sachlich.

Emma Delwes war schon kurz nach dem letzten Putt wieder bester Dinge und glücklich, die Silbermedaille mit nach Hannover nehmen zu dürfen: „Die Medaille bedeutet mir sehr viel. Ich habe dafür das ganze Jahr über sehr hart gearbeitet. Ich habe im mentalen Bereich viel gearbeitet, aber auch am langen Spiel viel getan. Das hat sich jetzt ausgezahlt. Am Anfang war ich heute noch sehr nervös, bin dann aber direkt mit einem Birdie gestartet und habe direkt danach zwei ganz starke Up-and-downs gemacht. Nach zwei guten Birdies habe ich die die unter Par lange halten, auch wenn die Putts dann nicht mehr gefallen sind. Am Anfang waren die Putts dafür überwältigend, so dass sich das am Ende wieder ausgleicht. Auf der 16 habe ich leider einen doofen Fehler gemacht und musste ein Bogey notieren. Auf Loch 18 hab ich einen wirklich blöden Dreiputt geschoben. Das passiert. Am Ende bin ich mit dem zweiten Platz zufrieden und es hat ja auch nur ein Schlag gefehlt.“

Tauber geht tief

Hanna Tauber vom GC Hubbelrath hat am Finaltag dieser „Deutschen“ ihr ganzes Potenzial aufblitzen lassen. Die Spielerin aus dem Ruhrgebiet brachte sechs Birdies unter, musste dabei nur ein Bogey notieren. Die 68 (-5) war der einzige Score unter 70 und gleichzeitig auch die Einstellung des besten Ergebnisses dieser Meisterschaft insgesamt.

Perfekter Gastgeber

Der Lübeck-Travemünder GK, einer der ganz großen Traditonsclubs in Deutschland mit einer inzwischen mehr als 100-jährigen Geschichte, hatte sich bei dieser nationalen Meisterschaft als perfekter Gastgeber präsentiert. Der Platz war in herausragendem Zustand und man merkte allen Beteiligten an, dass die Talente aus ganz Deutschland mehr als willkommen waren. Professionell und freundlich wurde den Athleten viel Respekt erwiesen.

Marcus Neumann, Vorstand Sport im Deutschen Golf Verband, war von der Anlage und dem Turnier sehr angetan: „Wir haben hier in den letzten Tagen sehr viel gutes Golf gesehen. Das ist im hohen Norden eine wirklich sehr feine Anlage und ich bedanke mich beim Lübeck-Travemünder GK sehr herzlich für die tolle und jederzeit professionelle Unterstützung. Ohne so engagierte und sportliche Clubs könnten wir den Sportbetrieb nicht aufrecht erhalten.“