Interview
Alles für Golfer, weiterhin mit Gründergeist
21. September 2022 , Sebastian Burow
Seit Anfang 2022 hat der Online-Anbieter von Golfartikeln All4Golf einen neuen Geschäftsführer. Golf.de spricht mit Johannes Jurecka über neueste Trends, Pläne für die nahe Zukunft, Probleme und Chancen im Markt, die Deutsche Golf Liga presented by All4Golf und persönliche Beweggründe sowie Einblicke hinter die Kulissen.
Im nächsten Jahr feiert die Deutsche Golf Liga ihr zehnjähriges Bestehen. Und das natürlich weiterhin „presented by All4Golf“. Denn: Gemeinsam will man den Golfsport in Deutschland weiterentwickeln. „Da ist die Partnerschaft mit dem DGV ist zentraler Bestandteil unserer Marketingstrategie“, sagt Johannes Jurecka, der vom Outdoor-Ausrüster Globetrotter kommt und seit Frühjahr 2022 neuer COO und Geschäftsführer beim Online-Spezialisten All4Golf ist. Der größte deutsche Golfversender wurde von ein paar Golfbegeisterten in Hannover gegründet und ist seit über 35 Jahren ein verlässlicher Partner für den Golfsport.
„Im Grunde genommen haben wir uns diesen Gründergeist erhalten und wollen weiterhin alles rund um das Thema Golf bestmöglich für unsere Kunden anbieten“, sagt der 44-jährige sportbegeisterte Vater einer sechsjährigen Tochter im Interview mit Golf.de und weist darauf hin: „Ein besonderes Anliegen ist uns unsere Werkstatt, in der wir die Schläger unserer Kunden individuell auf ihre Bedürfnisse anpassen können.“ Ziel dabei ist, einen Golfspieler möglichst ein ganzes Leben lang zu begleiten: „Das fängt logischerweise mit den Einsteigern an und geht dann weiter mit denen, die über erste Turniere versuchen, ihr Handicap zu steigern, bis hin zu den ambitionierten Spielern der DGL.“
Wie stellt sich die Partnerschaft zum Verband und der DGL (Deutsche Golf Liga presented by All4Golf) dar, was verspricht man sich, was sind die Chancen?
JJ: Die Partnerschaft ist zentraler Bestandteil unserer Marketingstrategie. Wir wollen den Golfsport in Deutschland zusammen mit dem DGV weiterentwickeln, sei es im Leistungssportbereich wie der DGL als auch im Breitensport. Wichtig ist uns auch, den Golfsport zugänglicher für alle Menschen in Deutschland zu machen, sei es im Schulsport oder durch Einsteigertage in den Golfclubs. Die Partnerschaft mit der DGL bedeutet für uns, unser Bekenntnis zur Golf-Sportförderung in Deutschland. Leider ist die DGL vielen Golfern noch kein Begriff. Das ist definitiv etwas, was wir in den nächsten Jahren ändern wollen. Die Verbindung aus Breitensport, Leistungssport, Jugendförderung ist in unserer Wahrnehmung einzigartig, und etwas, dass in der Öffentlichkeit mehr Beachtung finden sollte.
Ziele und Hürden
Was wird aktuell verändert, was will man erreichen, wo soll die Reise nächstes Jahr hingehen?
JJ: Durch das große Wachstum von All4Golf in den letzten Jahren, sind Investitionen in unsere Infrastruktur notwendig geworden. Es macht organisatorisch logischerweise einen großen Unterschied, ob ich 5.000 oder 10.000 Pakete pro Woche versenden darf. Deshalb sind wir gerade dabei, unsere gesamte interne Organisation und Systemlandschaft auf die neuen Anforderungen umzustellen. Anfang des Jahres haben wir unser zentrales Produktinformationssytem umgestellt, kurz darauf haben wir unser ERP-System auf SAP umgestellt. Zusätzliche haben wir eine eigene Software für das Customer Service Center eingeführt und unser Newsletter-Tool erneuert. Durch diese Investitionen im Millionenbereich sichern wir letztendlich unsere weitere Wachstumsfähigkeit, aber stellen auch sicher, dass wir zukünftig unsere Serviceversprechungen noch besser einhalten können.
Im nächsten Jahr werden wir weiter in die Stärkung und Entwicklung unserer Teams und Mitarbeiter investieren. Wo erforderlich, werden wir auch weitere Investitionen in unserer Infrastruktur vornehmen. Wichtig ist, dass wir bei all den positiven Entwicklungen nicht das Wichtigste aus dem Auge verlieren: unsere Kunden! Um noch näher an unsere Kunden heranzurücken und aber auch neue Ideen und Wünsche unserer Kunden aufnehmen zu können, planen wir im nächsten Jahr mehrere Kunden-Workshops, um noch besser zu verstehen, was unsere Kunden von uns erwarten.
Wie haben sich diese Umstellungen in jüngster Vergangenheit bemerkbar gemacht und wie hat man damit verbundene Probleme abgefangen?
JJ: Im Rahmen der SAP-Einführung im Juli hatten wir leider mit mehreren Problemen zu kämpfen, die am Ende zu Unannehmlichkeiten für unsere Kunden geführt haben. Wir hatten Probleme in der Logistik und konnten die Ware nicht in der Geschwindigkeit ausliefern, die unser hoher Order-Eingang eigentlich erfordert hätte. Die Bearbeitung von Retouren war dann in der Folge auch komplexer als erwartet, womit wir nicht die Geschwindigkeit aufnehmen konnten, die wir uns eigentlich versprochen hatten.
Ich bin sehr froh darüber, dass wir inzwischen die Probleme beseitigen konnten und nun endlich die Vorteile des neuen Systems im Sinne unserer Kunden einsetzen können. Im Namen des ganzen All4Golf-Teams möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich bei allen betroffenen Kunden für ihr Verständis zu bedanken und auch für die womöglich einhergegangenen Beeinträchtigungen zu entschuldigen.
Wie darf man sich die Verteilung bei All4Golf vorstellen, was sind die stärksten Produkte?
JJ: Grundsätzlich ist der Umsatz bei All4Golf in vielerlei Hinsicht sehr gleich verteilt. Wir verkaufen ähnlich viel an Damen und Herren, wobei die Herren hier noch knapp vorne liegen und die Damen Jahr für Jahr aufholen. Bei den Produktgruppen haben wir auch eine ziemliche Gleichverteilung zwischen Hartware, Bekleidung und Schuhen. Dauerbrenner sind natürlich die Verbrauchsgegenstände wie Bälle, Tees, etc. Am Ende des Tages können wir sagen, dass wir fast immer Eisensätze in den Top Ten haben, genauso wie Technikprodukte wie Uhren und Entfernungsmesser, aber logischerweise auch Apparel-Teile oder Schuhe.
Von Tennissocken und individuell gestalteten E-Trolleys
Welche Trends lassen sich dabei erkennen?
JJ: Wir haben eine Nachfrage nach mehr Lifestyle-Produkten und kleinere Kapseln funktionieren sehr gut bei Damen und Herren. Hoodies, bunte Bälle, Tennissocken sind längst keine Seltenheit mehr im Sortiment. Die großen Brands können hier von den kleinen individuellen lernen. Gut verkauft sich der Mix On/Off-Course, spikeless Sneaker-Schuhe sind längst mit Abstand die meistverkauften Modelle. Laser-Entfernungsmesser haben neben GPS-Trackern und Launch-Monitoren einen erheblichen Boom zu 2020 und 2021. Ebenso E-Trolleys, gern individuell gestaltet. Garmin ist aus dem Markt nicht mehr wegzudenken, da geht es um die persönliche Weiterentwicklung des Spiels.
Fitting findet sehr guten Anklang und wird von allen Lieferanten intensiver genutzt. Die Werkstatt ist mit Aufträgen gut gebucht, da vertrauen die Kunden auf den Fachmann und je mehr Herzblut am Material steckt, umso häufiger und länger wird das Material gespielt.
Dies ist der Beitrag zur Nachhaltigkeit. Man merkt generell, das man wieder mehr Komplettsets, Bälle, Tees etc. verkauft als letztes Jahr, was ja im Umkehrschluss bedeutet, dass mehr Golf gespielt wird.
Verraten Sie uns ein paar Zahlen aus dem Verkauf?
JJ: Wir haben im Jahr 2021 genau 1.230.325 einzelne Tees verkauft, das sind 50.000 Packungen. Golfbälle haben wir 2.500.000 verkauft, zudem 40.000 Golfschlägersets und 75.000 einzelne Schläger.
Warum lohnt sich ein Besuch im Shop in Hannover? Was erwartet den Besucher dort? Was ist das Besondere?
JJ: Auf über 500 Quadratmeter präsentieren wir die aktuellen Kollektionen unserer wichtigsten Marken wie J.Lindeberg, Puma, Nike, Adidas, Abacus, Galvin Green. Dazu kommen ein Putting Green und zwei Trackman Fitting Kabinen. Unser Fitting-Center ist jederzeit mit einen unserer Fitter buchbar. Neu im Fitting haben wir ab dieser Saison die Gen.5 von PXG, aber selbstverständlich haben wir alle führenden Marken im Fitting: Callaway, Titleist, TaylorMade, Mizuno, Ping, Cobra, Cleveland und viele mehr.
Golf kann in Sachen Nachhaltigkeit viel von der Outdoor-Branche lernen
Vor dem Wechsel in die Golfbranche waren Sie bei Runners Point, Foot Locker und zuletzt COO bei Globetrotter. Was kann Golf von Outdoor lernen? Was würden Sie gerne "einführen/mitnehmen"?
JJ: Grundsätzlich sind die Branchen zwar irgendwie verwandt, dann aber doch sehr unterschiedlich. Es gibt sicherlich viele Golfer, die auch eine Leidenschaft für Outdoor haben, sei es wandern, klettern oder einfach nur die Natur genießen. Ich denke, gerade in Sachen Nachhaltigkeit kann Golf noch viel von der Outdoor-Branche lernen. Bei Themen wie Second Hand, Langlebigkeit, Materialen und ihre Auswirkungen auf die Umwelt kann Golf noch von Outdoor lernen.
Es ist noch zu früh um zu sagen, was ich konkret einführen möchte. Es geht eher darum zu schauen, was fordern die Golf-Kunden von uns als All4Golf. Unsere Kunden sind die Messlatte, wonach wir unser Handeln ausrichten werden.
Vielen Dank für das Gespräch, Johannes Jurecka!
- Link zum Partnershop: All4Golf.de