BMW PGA

BMW PGA Championship: Ein Sieg für die Guten


11. September 2022 , Thomas Fischbacher


Sieger in Wentworth: Shane Lowry
Sieger in Wentworth: Shane Lowry | © Luke Walker/Getty Images

Shane Lowry gewinnt die BMW PGA Championship vor Rory McIlroy und Jon Rahm. Dem Nordiren fehlen nur wenige Zentimeter zum Playoff. Der Gewinner kann sich eine kleine Spitze in Richtung der LIV-Mitglieder nicht verkneifen. Maximilian Kieffer kommt als 65. über die Ziellinie.

Es sei schon komisch, was Golf bisweilen mit dem Kopf anstellt, erklärte Shane Lowry im Sky-Interview nach seiner dritten und finalen Runde der BMW PGA Championship auf dem West Course von Wentworth. Mit einem Birdie zum Abschluss zur 65 (-7, -17 total) konnte sich der Ire einen Schlag vor Jon Rahm und Rory McIlroy durchsetzen. Es war der erste Sieg seit der Open Championship 2019. 

Seither hat Lowry, aktuell die Nummer 23 der Golfwelt, einige Male um Titel mitgespielt, einen weiteren Pokal konnte er dabei aber nicht in Empfang nehmen. Während der Finalrunde hätte er des Öfteren an frühere Fehlschläge gedacht, die er fabriziert hatte, als es an Sonntagen um den Titel ging, gestand er. Man muss kein Mental-Trainer sein, um zu wissen, dass es für den Erfolg in der Gegenwart nicht gerade förderlich ist, an frühere Misserfolge in ähnlichen Situationen zu denken. Eher im Gegenteil.

Starke Schläge trotz suboptimaler Gedanken

Doch an diesem Sonntag konnte er beim wegen des Todes der britischen Königin Elizabeth II auf 54 Löcher verkürzten Top-Turniers der DP World Tour dennoch gewinnen. Gerade auf dem abschließenden Par 5 des bekannten Kurses im Westen Londons zeigte er zwei außerordentlich gute Golfschläge. Zunächst einen selbstbewussten Abschlag über die Bäume auf einer sehr offensiven Linie, dann einen butterweichen Draw mit dem Eisen aus knapp 200 Metern über das Wasserhindernis aufs Grün. Als der Ball etwa fünf Meter neben der Fahne zum Liegen kam, ballte der Ryder-Cup-Spieler die Faust. 

Mit dem folgenden Birdie konnte er sich einerseits von Jon Rahm absetzen, der mit früherer Startzeit eine sensationelle 62 vorgelegt hatte und als Führender im Clubhaus wartete. Andererseits zwang er McIlroy in der nachfolgenden Gruppe dazu, ein Eagle spielen zu müssen, um gleichzuziehen. Auch der Nordire hatte das Grün mit dem zweiten Schlag getroffen. Sein Bergab-Putt sah lange sehr gut aus, doch am Ende passte es ins Bild, dass er das Loch wie bei so vielen anderen Putts auch an diesem Tag hauchdünn verfehlte. Eine 67 (-5) reichte bei nassen Bedingungen und reihenweise niedrigen Runden am Ende zum geteilten zweiten Rang mit Rahm.
 


"Du hast schon genug gewonnen"

Lowry jubelte im Scoring-Bereich und umarmte kurze Zeit später den knapp besiegten McIlroy. "Du hast schon genug gewonnen", schmunzelte er in Richtung des befreundeten FedExCup-Gewinners, der mit einem Lächeln reagierte. Lowry hatte nicht nur den wohl aktuell wohl besten Golfer der Welt besiegt, sondern – viel wichtiger – auch die schlechten Gedanken. "Ich bin der glücklichste Mann auf der Welt gerade", erklärte er. "Ich liebe diesen Ort und habe auch in der Vergangenheit gut gespielt. Dieser Sieg bedeutet mir sehr viel."

Beim Turnier in England trafen in dieser Woche erstmals seit der Open Championship wieder Teilnehmer der LIV Golf Invitationals Series auf jene Spieler, die weiterhin auf der PGA und DP World Tour abschlagen. Im Gegensatz zur PGA Tour hat CEO Keith Pelley keinen der betroffenen Spieler suspendiert. Bereits im Vorfeld hatte es immer wieder Diskussionen gegeben. So hatte McIlroy davon gesprochen, sich nicht wirklich auf das Wiedersehen zu freuen. Martin Kaymer hatte das Turnier abgesagt, da er sich nicht willkommen fühlte und die Tour hatte die LIV-Mitglieder weder für das Pro-Am noch für die prominenten Startzeiten berücksichtigt. Es lag Spannung in der Luft. 

Auch der Turniersieger (Prämie: 1,351 Millionen Euro) konnte sich am Ende eine kleine Spitze nicht verkneifen: "Natürlich wollte ich dieses Turnier für mich gewinnen, aber auch für die Tour und alle, die sich ihr gegenüber loyal verhalten haben. Ich bin der Meinung, dass dieser Sieg einer für die guten Jungs ist."

Aus deutscher Sicht schaffte es Maximilian Kieffer in die Finalrunde des Turniers. Der Gewinner des Czech Masters notierte Runden von 71, 69 und 71 Schlägen und belegte am Ende den geteilten 65. Rang. Matti Schmid, Hurly Long und Nicolai von Dellingshausen verpassten den Cut.