Team-WM Herren

Zugenagelt


2. September 2022 , Stefan Bluemer


Jonas Baumgartner (© DGV/stebl)
Jonas Baumgartner (© DGV/stebl)

Solche Tage gibt es. Da spielst Du gutes Golf und die Kugel wird von der Dose einfach nicht angenommen. So läuft es über weite Strecken der dritten Runde der World Amateur Team Championship in Frankreich für das Team in Schwarz-Rot-Gold.

Guyancourt/Frankreich – Für das deutsche Team wird es am Finaltag der World Amateur Team Championship in Frankreich nicht mehr um die Medaillen gehen. Dennoch soll nochmal alles reingeworfen werden, um möglichst noch einige Plätze zu klettern und sicher in der Top Ten zu sein.
An der Spitze bahnt sich ein mindestens so spannendes Finale wie bei den Damen eine Woche zuvor an, als fünf Mannschaften bis zur letzten Bahn noch Weltmeister hätten werden können. Auch bei den Herren ist das Feld vorne von einer unfassbaren Leistungsdichte geprägt, dass jeder Golffan mit der Zunge schnalzen muss. Schweden hat mit einer ganz großen Vorstellung die Führung übernommen. 14 Schläge unter Par für den Tag und sogar das Streichergebnis ist weitere zwei Schläge unter Par. Wahnsinn! Mit nun -23 liegt Schweden vor der vierten Runde, die auf Le Golf National gespielt wird, nur einen Zähler vor Italien, Japan und den USA. Nachdem die Damen aus Schweden bereits den Titel gewonnen haben, ist ein schwedischer Doppelsieg möglich. Einen weiteren Schlag mehr hat Gastgeber Frankreich in den Büchern. Der letzte Akt dieses Schauspiels könnte also ein echter Thriller werden.

Fünf Birdies in Serie

Deutschland liegt mit gesamt zwölf unter Par zehn Schläge hinter den Medaillenrängen. Alle drei Schützlinge von Bundestrainer Uli Eckhardt haben bemerkenswerte Runden auf Saint-Nom-La-Bretéche absolviert, aber dennoch war der tiefste Score, der gleich zweimal in die Wertung kam, eine 71 (-1). Dabei hatte Laurenz Schiergen zwischendurch einen echten Lauf und brachte nicht weniger als fünf Birdies in Serie unter. Insgesamt waren es auf der Back Nine sogar sechs Birdies, dazu noch zwei Bogeys und ein Par auf Bahn 18. Dass der Score nicht viel tiefer ging, lag an der Front Nine, auf der der Spieler des GC Hösel nur ein Birdie auf seine Karte brachte, dazu aber auch noch zwei Bogeys und ein unglückliches Doppelbogey auf Loch neun kassierte.
Der legendäre Stürmer und Fußball-Poet Jürgen Wegmann, auch als die Kobra bekannt, hätte dies sehr trefflich kommentiert: „Zuerst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu.“

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So lassen sich auch die Runden von Jonas Baumgartner und Anton Albers kurz und knapp beschreiben. Sehr viele gute Schläge bis zum Grün wurden dort nicht belohnt, weil die Dose wie zugenagelt erschien. Bei Jonas Baumgartner, dem Höseler Teamkameraden von Laurenz Schiergen, reichte es zu drei Birdies bei zwei Bogeys. Mit seiner zweiten 71 (-1) fällt der 19-Jährige in der Einzelwertung aus der Top Ten, nachdem er zum Auftakt auf dem Albatros Course von Le Golf National noch überragend mit seiner 65 (-6) gescored hatte.

Stoische Ruhe

Mit stoischer Ruhe beeindruckte Anton Albers am dritten Wettkampftag. Das Nordlicht vom Hamburger GC, das in diesem Jahr seine erste Team-EM gespielt hatte, hatte auf den ersten 14 Löchern 13 Pars notiert und nur auf Loch fünf ein Bogey kassiert. Mit Birdies auf den Löchern 15 und 17 schien bei dem 23-Jährigen, der im nächsten Jahr im Sommer sein Studium an der University of Arkansas in Little Rock beenden und dann ins Profilager wechseln wird, der Knoten geplatzt zu sein.
Doch auf Loch 18 kam ein Nackenschlag, als der Drive erst unter einem der zahllosen Apfelbäume lag, der Rettungsschlag im Bunker hängen blieb und als Krönung noch ein Dreiputt fällig wurde. Mit dem Doppelbogey rutschte der Score wieder über Par. Entsprechend bedient war der Athlet, der seine allerersten Golfschläge mit fünf Jahren im Urlaub in Bayern mit seinen Großeltern machte, ehe er kurz danach im Golfclub Buchholz-Nordheide anfing, zu trainieren.
Sehr früh wurde Klein-Anton in den Hamburger Landeskader aufgenommen. Das Training mit teils sehr viel älteren und zu dem Zeitpunkt auch besseren Spielern war für den heutigen Nationalspieler Antrieb, besser zu werden. „Im Laufe der Zeit haben sich die Umfelder verändert und es kamen mit neuen Mannschaften, dem Nationalkader und auch in Amerika immer neue Spieler und Herausforderungen, die mich motiviert haben, mehr zu tun“, so Anton Albers.
Sein Weg mit den Trainern Torben Walter, Matthias Boje, Philip Drewes, Ulrich Eckhardt und Jake Harrington führte ihn nun zu dieser Team-WM: „Es ist eine große Ehre, Deutschland bei einer Weltmeisterschaft zu vertreten. Dieses Jahr ist für mich sehr besonders, da ich sowohl Debütant für die EM, als auch jetzt für die WM war.“
Auch die Luft im Profizirkus konnte der Hanseat schon schnuppern. Zweimal spielte Albers auf der Pro Golf Tour und erreichte 2018 auf Gut Bissenmoor den elften Platz, während es ein Jahr später bei der Broekpolder International Open für Rang 39 reichte. 2022 ging es zweimal auf die ganz große Bühne der DP World Tour. Bei der Porsche European Open und BMW International Open verpasste der Athlet aus dem Kader von Bundestrainer Uli Eckhardt jeweils den Cut.

Stimmen zum Tag

Jonas Baumgartner hatte sich von Anfang an sehr gut gefühlt: „Mein Schwung hat sich gut angefühlt und ich habe von den Tees viele gute Schläge gemacht. Dadurch war ich oft in sehr guten Positionen, allerdings waren meine Annäherungsschläge heute zu unpräzise. Dadurch habe ich mir zu wenige Birdiechancen erarbeitet. Deswegen war am Ende auch zu wenige Birdies auf der Scorekarte. Nach drei Runden liegen wir als Team nicht optimal. Wir werden morgen auf jeden Fall den Tag genießen und hoffentlich zum Abschluss einen guten Score nach Hause bringen.“

Laurenz Schiergen war nach seiner zweigeteilten Runde letztlich zufrieden: „Ich habe anfangs ganz gutes Golf gespielt. Nach Bogey und Doppelbogey zur Mitte der Runde war ich ein bisschen aus dem Tritt, habe die Runde dann aber doch noch gebogen bekommen. Nach zwei Birdies lief es und es wurden fünf Birdies in Folge. Ich konnte die Runde noch richtig gut drehen und bin daher auch sehr zufrieden. Insgesamt läuft es für mich bisher vom langen Spiel noch nicht richtig gut, aber morgen ist noch eine Runde. Als Team waren die beiden Runden auf dem vermeintlich leichteren Platz nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir hoffen, dass wir morgen wieder auf Le Golf National ein paar Schläge aufholen und Plätze gutmachen.“

Anton Albers hatte ebenfalls den Tag gemischt erlebt: „Eigentlich habe ich heute deutlich besser gespielt als gestern und mich wirklich gut gefühlt. Leider konnte ich das aber nicht auf die Scorekarte bringen. Die Runde mit einem Doppelbogey zu beenden, war dann natürlich doppelt bitter. Generell bin ich mit meiner Leistung noch nicht zufrieden und auch als Team waren die letzten beiden Tage nicht ganz das, was wir uns nach dem guten Start vorgestellt hatten. Morgen müssen wir nochmal alles geben. Ich hoffe für uns alle, dass wir diese WM mit einer soliden Leistung beenden werden.“

Zwischenfazit des Bundestrainers

Uli Eckhardt hatte vieles gesehen, was gut gelaufen ist: „Wir haben heute deutlich besser gespielt als gestern, aber leider nicht gut gescored und auch einige Male Pech gehabt. Wie es halt manchmal an solchen Tagen läuft, wenn das lange Spiel gut ist, dies aber nicht belohnt wird. Heute war es den ganzen Tag so, dass die Putts nicht rein wollten, wenn die Spieler zum Birdie lagen. Es war zäh. Gestern war es Kampf, heute war es einfach, dass sich die Spieler nicht selbst belohnt haben. Sehr schade ist, dass wir dadurch wieder ein paar Plätze verloren haben. Morgen auf Golf National haben wir bessere Aussichten und der Blick geht nach oben. Wenn unser langes Spiel wieder so gut ist, können wir unsere Qualitäten besser ausspielen. Nach drei Runden um Platz zehn zu stehen, ist keine Katastrophe, aber auch nicht besonders gut. Hier geht natürlich auch darum, dass die Athleten viel lernen. Auch das machen sie sehr gut, zeigen Charakter, machen immer weiter, lassen keine Schläge draußen liegen. Keiner lässt sich hängen. Das ist toll, zu sehen. Morgen werden wir die Runde auf der phantastischen Anlage von Le Golf National genießen. Ich freue mich auf morgen und wir schmeißen nochmal alles rein.“

Startzeiten

Am Finaltag geht die deutsche Mannschaft ab 12.30 Uhr von Tee 10 auf Le Golf National raus. Gemeinsam mit den Teams aus Belgien und Österreichs werden die Schützlinge von Bundestrainer Uli Eckhardt alles daran setzen, noch in die Top Ten zu klettern.
Anton Albers geht gemeinsam mit  James Skeet (Belgien) und Fabian Lang um 12.30 Uhr in die letzten Wettkampfrunde dieser Team-WM. Elf Minuten später starten Laurenz Schiergen, der Belgier Matthis und Christoph Bleier.
Schlussspieler der drei Mannschaften sind um 12.52 Uhr Adrien Dumont de Chassart aus Belgien, Jonas Baumgartner und Maxi Steinlechner.

Zwischenstand nach Runde drei:
1. Schweden  -23
T2 Italien  -22
T2 Japan  -22
T2 USA  -22
5. Frankreich  -21
6. Spanien  -19
7. Norwegen  -18
8. Argentinien  -17
9. Wales  -15
10. Österreich  -13
T11 Deutschland  -12
T11 Belgien  -12

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