Team-WM Herren
Harter Kampf statt filigraner Feinarbeit
1. September 2022 , Stefan Bluemer
Das National Team Germany um Bundestrainer Uli Eckhardt behauptet sich bei der World Amateur Team Championship (WATC) in Frankreich sicher in der Top Ten, muss aber nach der filigranen Feinkunst vom Vortrag am zweiten Tag einen richtig harten Tag mit Schwerstarbeit überbestehen.
Guyancourt/Frankreich – Deutschland hatte am zweiten Tag dieser Team-Weltmeisterschaft eine späte Startzeit. Auf dem Red Course von Saint-Nom-La Bretéche ging es für die Bundesadler erst ab 12.30 Uhr los. Zu dem Zeitpunkt hatte Japan auf Le Golf National schon wieder beeindruckend abgeliefert. Die Mannschaft aus dem Land der aufgehenden Sonne war früh gestartet und lag nach dem Durchlauf des Bermuda-Dreiecks schon wieder deutlich unter Par. Kohei Okada war es auf den so anspruchsvollen Bahnen 15 bis 18 gelungen, zwei Birdies unterzubringen. Zwar rutschte auch ein Bogey auf seine Karte, aber beim Wechsel auf die Back Nine, der eigentlichen Front Nine des Albatros Courses, lag Okada bei fünf unter Par. Die beiden anderen Japaner lagen zu dem Zeitpunkt jeweils bei Even Par.
Auf der zweiten Hälfte der Runde drehte sich intern bei den Japaner das Bild völlig. Nun waren es Taiga Semikawa und Keita Nakajima, die tief gingen, während Okada Bogeys und ein Double notierte. Für den Tag kam Japan im Team so auf acht unter Par und steht mit gesamt -22 weiter klar an der Spitze.
Auf Platz zwei folgt Italien. Die Südländer brachte mit zehn unter Par den besten Teamscore des Tages in die Wertung. Beachtlich: an beiden Tagen haben alle drei Italiener deutlich unter Par gespielt. Der Platz hinter Japan ist also keineswegs ein Zufall und man darf gespannt sein, wie sich dieses Duell an der Spitze weiter entwickelt.
Auf filigran folgt hart
Das deutsche Team hatte nach dem gestrigen Tag mit filigraner Feinarbeit auf der zweiten Runde einen richtig harten Job zu erledigen. Was gestern leicht und beschwingt von der Hand ging, musste sich heute unter Aufbietung aller Kräfte sehr hart erarbeitet werden. Aber die Mannschaft von Bundestrainer Uli Eckhardt hat den Kampf angenommen und bis in den Abend hinein um jeden Zähler gerungen.
Laurenz Schiergen war es, der mit zwei Eagles auf der Karte den tiefsten Score in Schwarz-Rot-Gold unterschreiben durfte. Der Rheinländer, der in der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf für den GC Hösel spielt und gestern vom Team ein Geburtstagsständchen gebracht bekam, machte seine Karte allerdings auch mit vier Bogeys und zwei Birdies recht bunt, so dass am Ende eine 70 (-2) stand.
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„Ich war heute deutlich zufriedener mit meinem Spiel und habe über weite Strecken sehr gut gedrived. Die Schläge ins Grün waren auch besser. Zwischendurch hatte ich aber auch schlechtere Schläge, die direkt zu Bogeys geführt haben. Morgen hoffe ich, einen noch besseren Score zu erreichen und als Team können wir morgen auch noch eine Schippe drauflegen, um wieder ein paar Plätze nach vorne aufzurücken“, blickte Laurenz Schiergen direkt nach der Runde schon auf den dritten Wettkampftag, der für Deutschland wieder auf Saint-Nom-La-Bretéche stattfinden wird, ehe am Finaltag noch einmal Le Golf National als Herausforderung steht.
Wenn schon, dann auch richtig
Für Jonas Baumgartner, der gestern so großartig in die WM gestartet war, hielt dieser Tag besondere Härten bereit. Die Schläge, die nicht optimal waren, sorgten direkt für besonders kniffelige Aufgaben. Der 19-Jährige, der bisher an zwei Team-Europameisterschaften teilgenommen hatte, war an diesem Tag nicht gerade mit Fortuna per Du. Mit vier Bogeys bei fünf Birdies blieb der Zähler bei 71 (-1) Schlägen stehen.
„Heute war etwas er Wurm drin. Ich habe viele gute Schläge gemacht, mich dafür aber nicht immer belohnt. Dafür wurden die schlechten Schläge immer ziemlich hart bestraft. Am Ende des Tages habe ich nicht so gescored, wie mein Spiel war. Ich habe auf jeden Fall viel für den morgigen Tag gelernt. Ich denke, dass ich dann ähnlich aggressiv an den Platz herangehen werde und wir mit dem Team noch einige Plätze nach vorne gehen werden“, will auch Jonas Baumgartner den verlorenen Boden im Klassement unbedingt wieder aufholen.
„Es bedeutet mir sehr viel, ein Teil dieses Teams zu sein. Ich glaube, jeder würde gerne einmal in seinem Leben bei einer Weltmeisterschaft mitspielen, um sich mit den Besten der Welt messen zu können“, schätzt der College-Student der Oklahoma State University den Stellenwert dieses Ereignisses sehr hoch ein.
Mit der BMW Int. Open und der Big Green Egg Challenge powered by VcG hat Baumgartner bislang zweimal die Luft der Profitouren geschnuppert. Nach Ende seines Studiums im Jahr 2024 ist der Wechsel ins Profilager geplant.
Der Bundesadler ist ein echtes Eigengewächs des GC Hösel. Dort machte Baumgartner 2008 seine ersten Schwünge und hat 2010 dann angefangen, sich intensiv dem Golf zu widmen.
„Das regelmäßige Training und die Turniere haben mir Spaß gemacht“, erklärt sich der Athlet die Entwicklung, die er über die Jahre gemacht und ihm gezeigt hat, dass Golf der Sport ist, den er auf höchstem Niveau fortführen möchte.
„Von Anfang an haben Christian Niesing und David Hahn bis heute mein Golfspiel geprägt. Auf dem weiteren Weg durfte ich mit Christoph Herrmann und Uli Eckhardt, zwei herausragenden Trainern arbeiten“, ist der ehrgeizige Golfer dankbar für den Support, den er immer genossen hat.
„Ich habe extrem Bock, mit dem Team das Beste in dieser Woche herauszuholen“, ist für Baumgartner die Marschrichtung dieser WATC vorgegeben.
Hanseatische Gelassenheit
Anton Albers ist als Hamburger ein Musterbeispiel an Seriösität. Auch wenn es bei im brenzlig wird, lässt er sich davon nichts anmerken und spielt mit fast schon stoischer Ruhe den nächsten Schlag. Beeindruckend!
Auf dem Red Course von Saint-Nom war der Start mit einen Doppelbogey auf Loch zwei und folgend einem Bogey auf Loch drei ganz und gar nicht nach dem Geschmack des Falkensteiners. Mit Birdies auf den Löchern fünf und zwölf drehte Albers den Score zwar in die richtige Richtung, konnte aber nicht unter Par gehen. Am Ende war das Bogey auf Loch 16 nicht mehr entscheidend, da der Score, die 74 (+2) ohnehin nicht in die Wertung kam. Es war aber natürlich ganz und gar nicht das, was das Nordlicht an diesem Tag spielen wollte.
„Das war heute ein schleppender Tag. Ich habe von Anfang an Schwierigkeiten gehabt und bin nicht richtig in die Runde gekommen. Ich hatten den ganzen Tag keinen Zugriff auf mein Spiel, habe aber versucht, das Beste zu machen und konnte mich an vielen Stellen noch gut befreien. Ich hatte das Gefühl, dass es uns heute allen ähnlich ergangen ist. Wir können aber zuversichtlich in die nächsten Tage gehen. Die Ausgangsposition ist nach wie vor gut und die Stimmung erst recht. Wir werden jetzt alles reinhauen und dann schauen, was in den nächsten beiden Tagen geht“, war Anton Albers nach der Runde schon im Kampfmodus für die zweite Hälfte dieser WATC.
Ohne Leichtigkeit
Der Bundestrainer war natürlich mit dem Verlauf des Tages nicht zufrieden, hatte aber auch keine Dramen erlebt: „Es war heute von Anfang bei den Spielern interessanterweise keine Leichtigkeit zu sehen. Der vermeintlich einfachere Platz, der auch definitiv viel mehr Birdiechancen hergibt als Le Golf National, hat seine Zähne gezeigt. Wir mussten den ganzen Tag kämpfen. Gestern war es etwas besser als ich dachte, heute etwas schlechter als ich dachte. Unterm Strich ist es somit okay Es hätte heute etwas besser laufen können, sollen, müssen. Aber, wenn das unser schlechter Tag war und wir jetzt noch zwei gute Tage folgen lassen, dann ist alles okay!“
Startzeiten
Da für den morgigen Freitag der erste Regen seit Wochen, vor allem aber auch Gewitter erwartet werden, hat die Spielleitung entschieden, die führenden Teams am Morgen ab 8.00 Uhr zu starten.
Folglich müssen die Bundesadler wieder früh aufstehen, sehr früh sogar, denn um 8.00 Uhr steht Laurenz Schiergen gemeinsam mit Hayden Hopewell aus Australien und James Ashfield aus Wales auf Tee 1 in Saint-Nom-La-Bretéche.
Um 8.11 Uhr starten Anton Albers, Harrison Crowe (Australien) und Luke Harries (Wales). Den Abschluss aus deutscher Sicht bildet um 8.22 Uhr Jonas Baumgartner mit Connor McKinney und dem Waliser Archie Davies.
Die drei Leader Frankreich, Italien und Japan starten von 9.06 bis 9.28 Uhr, ebenfalls auf Tee 1 von Saint-Nom.
Zwischenstand nach Runde 2
1. Japan -22
2. Italien -17
3. Frankreich -16
4. USA -15
T5 Norwegen -13
T5 Spanien -13
T7 Deutschland -10
T7 Australien -10
T7 Kanada -10
T7 Wales -10
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