IAM AK50 2022
Last und Schieffer holen Titel per Endspurt
21. August 2022 , Christopher Tiess
Silke Last (GC Hamburg-Walddörfer) und Ekkehart Schieffer (Bochumer GC) sorgen für Furore und spielen die bisherigen Führenden auf den letzten neun Löchern der IAM AK 50 von der Spitze. Last gewinnt vor heimischem Publikum im Stechen. Schieffer siegt mit fünf Schlägen Vorsprung.
Wiesbaden. Mit dramatischen Wendungen auf den letzten Bahnen sind die Internationalen Amateurmeisterschaften der Senioren zu Ende gegangen. Sowohl in der Damen- als auch der Herrenwertung mussten die auf Platz eins liegenden Luise Gutsche (GC Rheinhessen Wißberg) und Thomas Krieger (GC Heddesheim Gut Neuzenhof) kräftig Federn lassen und am Ende mit der Vizemeisterschaft zufrieden sein.
Aber der Reihe nach: Silke Last vom gastgebenden GC Hamburg-Walddörfer hatte am vorangegangenen zweiten Turniertag die insgesamt stärkste Turnierrunde im Feld der Damen gespielt und ein starkes Ausrufezeichen gesetzt. Mit lediglich zwei Schlägen Rückstand auf die führende Luise Gutsche ging sie in die Finalrunde. Diese absolvierten die beiden Spielerinnen gemeinsam im Leaderflight. Auf den ersten Neun konnte Gutsche ihre Führung sogar noch kräftig ausbauen: sie spielte sie mit gerade einmal einem Schlag über Par. Silke Last hingegen musste auf denselben Bahnen insgesamt sechs Schlagverluste hinnehmen.
Auf den zweiten Neun wendete sich das Blatt allerdings dramatisch. Ab der zwölften Bahn fanden insgesamt zwei Bogeys sowie vier Doppelbogeys den Weg in Gutsche Scorekarte. Zehn Schläge über Par waren es für die langjährige Nationalspielerin auf den Back Nine. Silke Last, die selbst mit Unsicherheiten kämpfte, konnte ihren Score auf derselben Strecke deutlich besser zusammenhalten und lag am Ende bei nur drei Schlägen über Par. Mit Par gegen Doppelbogey zwang Silke Last ihre sportliche Kontrahentin dann am letzten regulären Grün ins Stechen.
Dieses wurde kurz danach auf der gerade erst gespielten Bahn 18 ausgetragen. Silke Last konnte spielerisch auf ihre sehr gute Platzkenntnis setzen - musste allerdings mit dem zusätzlichen Druck der zahlreich vertretenen Clubkameraden klarkommen. Luise Gutsche, deren Familie ebenfalls als Verstärkung dabei war, fand leider sich auf der falschen Seite des Momentums wieder. Ihr Putt zum Par maß ganze 15 Meter - zu viel, um den Ball zu versenken. Silke Last hatte es da einfacher, auch wenn ihr Sechs-Meter-Putt keineswegs ein Selbstläufer war.
Per Kurzfrist-Anmeldung zum Sieg
So oder so: der Putt fiel und der Jubel der Familie und der anwesenden Clubmitglieder setzte postwendend ein. Silke Last gewinnt die diesjährige IAM AK 50 mit 236 Schlägen (+17) am ersten Extraloch. Die schlaggleiche Luise Gutsche, die das Turnier so lange angeführt hat, holt eine starke Silbermedaille. Die Bronzemedaille geht an Nicol Elshoff (GC Hösel) und Cornelia Schmidt-Stützle (Stuttgarter GC Solitude) mit jeweils 237 Schlägen (+18).
Silke Last zieht ein Fazit: „Nach so einem Sieg ist gefühlsmäßig viel los, aber Gold ist natürlich wirklich total geil. Ich hatte mich recht kurzfristig entschlossen, hier mit an den Start zu gehen. Ich bin einfach nur dankbar, dass ich Golf spielen darf und das hat mir auch die mentale Stärke gegeben, so über den Platz zu gehen. Das heute war schon aufregend - hier im eigenen Club und dazu im Leaderflight. Der Druck war da - die Clubkameraden wollen ja was sehen. Andererseits: ich hatte eine tolle Unterstützung von meinen Eltern, meiner Familie und auch vom Club.
Dass ich mich an Luise herangearbeitet habe, hatte ich so gar nicht bemerkt. Ich hatte mich tatsächlich auf mich selbst konzentrieren müssen, denn zwischendurch war ich unsicher. Ich habe aber auch viel Lochspiel-Erfahrung und weiß: es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist. Am Ende habe ich dann ab und zu auf das Leaderboard geluschert. Ich hatte auf der Runde fünf Dreiputts, aber dass ich den letzten Putt loche, war mir klar.“ Nicht klar war der Hamburgerin allerdings, dass dieser Putt das Ticket zum Stechen war. Für Silke Last ist das Turnier das Debüt in der AK 50 und der Sieg ist der erste Einzeltitel auf nationaler beziehungsweise internationaler Ebene.
Krieger von Beginn an unter Druck
Bei den Herren zeigte sich ein sehr ähnliches Bild. Der bislang in Führung liegende Thomas Krieger startete mit vier Schlägen Vorsprung in die letzte Runde der Meisterschaften. Schon früh wurde er von den im selben Flight spielenden Ekkehart Schieffer und Marc Mazur (Stuttgarter GC Solitude) unter Druck gesetzt. Schieffer lag nach acht Bahnen drei Schläge unter Par. Mazur lag zwei Schläge unter Par. Krieger spielte bis dahin eine solide Even-Par-Runde und doch war die Führung komplett zusammengeschmolzen.
Das erste entscheidende Loch war aber Bahn zehn. Schieffer versuchte, sein Spiel vorsichtig weiterzuspielen und unnötige Risiken zu vermeiden. Und plötzlich kassierte der so starke Thomas Krieger ein Doppelbogey. Die Führung wechselte - und sie kam nicht mehr zu dem sympathischen Süddeutschen zurück. Krieger musste, so wie nun auch Marc Mazur, entscheidende Schlagverluste hinnehmen, während Ekkehart Schieffer seinen Score im Großen und Ganzen halten konnte.
So auch an Bahn 14, der wohl zweiten entscheidenden Bahn, als Schieffers Vorsprung durch dessen Birdie und Kriegers Doppelbogey plötzlich um drei Schläge anwuchs. Am Ende steht der Westfale mit 218 Schlägen (-1) und dem einzige Unter-Par-Ergebnis des Teilnehmerfeldes auf dem obersten Podestplatz und holt den Titel nach 2017 nun zum zweiten Mal. Er gewinnt mit fünf Schlägen Vorsprung auf Thomas Krieger, der bei 223 Schlägen (+4) steht. Marc Mazur beendet das Turnier mit 224 Zählern (+5) auf Platz drei.
Hamburg ist sein Pflaster
Ekkehart Schieffer will das Ergebnis aber nicht unkommentiert dastehen lassen. Er sagt: „ Das Resultat zieht großzügiger aus, als es wirklich war. Alle drei, die wir im Leaderflight gespielt haben, hatten sehr gute Chancen. Ich hatte einfach Glück, denn ich war nach acht Löchern bei drei unter Par. Ich bin in dieser Saison relativ gut unterwegs. Ich habe das Ranglistenturnier in Lich gewonnen und unser Qualifikationsturnier in Tallinn lief auch sehr gut. Der Sieg kommt also nicht unbedingt aus dem Nichts. Aber ich muss sagen: Thomas ist der komplettere Spieler. Ich habe heute einfach sehr gut geputtet.“
Und Schieffer, der zugleich auch Präsident des Golfverbandes Nordrhein-Westfalen ist, fügt hinzu: „Der GC Hamburg-Walddörfer ist extrem gastfreundlich. Es waren viele Zuschauer da, es wurden extra neue Driving Range Bälle spendiert. Es waren viele Vor-Caddies auf dem Platz. Und ich verbinde tolle Erinnerungen mit Hamburg: vor 40 Jahren bin ich in Hamburg-Ahrensburg deutscher Juniorenmeister (Startalter bis 21 Jahre; Anm. der Red.) und in Wendlohe Deutscher Jugendmeister (Startalter bis 18 Jahre; Anm. der Red.). Das ist nun also mein dritter Titel hier in Hamburg. Meine 85jährige Mutter meinte gestern noch: Hamburg ist Dein Pflaster. Und da hat sie wohl recht behalten.“