EM Damen
In der Breite sehr solide
20. Juli 2022 , Stefan Bluemer
Der erste von vier Wettkampftagen der 35. Europameisterschaften der Damen wird nach einer Gewitterunterbrechung am Abend doch noch beendet. Die Deutschen liefern in der Breite ein beeindruckendes Ergebnis ab. Bester Score ist der von Celina Sattelkau, die sich mit einer 69 (-3) in der Top Ten positioniert.
St. Germain – Die Spielerin des GC St. Leon-Rot brachte früh zwei Birdies unter und blieb ganz ruhig, als ihr auf dem neunten Grün das erste und einzige Bogey auf die Karte rutschte. Mit Birdies auf den Löchern elf und zwölf schraubte die Nationalspielerin ihren Score auf drei unter Par. Dies reicht im Klassement des ersten Tages für Rang sieben.
„Der Platz sieht auf den ersten Blick nicht super anspruchsvoll aus, ist es aber trotzdem. Die Bäume machen einige Löcher ziemlich eng. Auf den Par-3-Löchern sollte man das Grün unbedingt treffen, weil es daneben ziemlich runter geht. Die Grüns sind zwar groß, haben aber viele kleine Wellen. Da muss man schon recht genau wissen, wo der Ball hingeschlagen werden soll. Insgesamt ist es ein cooler Platz, der definitiv seine Tücken hat. Man muss hier bei jedem Schlag richtig wach sein. Mit meinem Spiel war ich heute echt zufrieden“, freute sich die College-Studentin, dass sie mir ihren neuen Eisen, mit denen sie seit einer Woche unterwegs ist, gut zurecht kommt. „Ich fühle mich mit den neuen Eisen echt gut und habe entsprechend auch einige sehr gute Schläge in die Grüns gemacht. Auf den Grüns lief es mal besser und mal schlechter, von sehr gutem Birdieputt bis hin zu fast einem Vierputt war alles dabei. Für die zweite Runde nehme ich mir vor, einige Löcher taktisch noch etwas besser anzugehen“, blickte Sattelkau auf die kommenden Tage voraus.
Sechsmal Even Par
Sechsmal taucht Schwarz-Rot-Gold im Tagesklassement auf Rang 40 auf. Alle Spielerinnen, darunter auch Paula Schulz-Hanßen, die Europameisterin von 2020, haben Scorekarten mit 72 Schlägen (Even Par) unterschrieben. Kurios war der Verlauf bei Helen Briem. Die Stuttgarterin startete mit Bogey-Birdie und beendete ihre Runde mit Birdie-Bogey. Dazwischen standen 14 Pars auf der Karte.
Großes Feld
Noch bis zum Samstag wird vor den Toren von Paris die 35. Auflage der Europameisterschaft der Damen ausgetragen.
Das Feld ist mit 144 Spielerinnen aus 35 Ländern sehr stark besetzt. Nach der dritten Runde gibt es einen Cut. Zur Finalrunde treten dann nur noch die besten 60 Athletinnen und Schlaggleiche an.
Für diese europäischen Titelkämpfe wurde ein besonderer Platz gewählt:
Der Grand Parcours des Golf de St. Germain wurde von Harry S. Colt entworfen und wird regelmäßig in die Top Ten der besten Plätze Frankreichs gewählt.
Schon neun mal wurde auf diesem Platz die Open de France ausgetragen. Einer der Sieger war 1985 Seve Ballesteros. 1964 wurde an gleicher Stelle die erste Team-WM der Damen um die Espirito Santo Trophy ausgetragen.
Große Namen
Etliche spätere Solheim-Cup-Spielerinnen und Siegerinnen bei Major-Turnieren konnten sich in die Siegerliste der Damen-EM eintragen oder zumindest eine Medaille erringen. Celine Boutier (Frankreich/2012), Sophia Popov (St. Leon-Rot/ 2010), Caroline Hedwall (Schwedem/ 2009 und 2007), Carlota Ciganda (Spanien/ 2008 und 2004), Anna Nordqvist (Schweden/ 2005) und Suzann Pettersen (Norwegen/ 2000). Der letzte deutsche Sieg datiert aus 2020, als Paula Schulz-Hanßen vom GC St. Leon-Rot nach großem Kampf den Titel holte.
Top Ten WAGR
Aus der aktuellen Top Ten des World Amateur Golf Rankings sind in St. Germain zwei Athletinnen am Start. Emma Spitz aus Österreich und die Dänin Amalie Leth-Nissen. Einige Spielerinnen der Weltspitze der Amateure sind zeitgleich zur EM beim Major der großen Touren in Evian am Start. Darunter Titelverteidigerin Ingrid Lindblad und auch Aline Krauter vom Stuttgarter GC Solitude. Somit ist Paula Schulz-Hanßen vom Wolfpack in SLR die einzige ehemalige Europameisterin im Feld. Bislang konnten erst vier Spielerinnen den Titel zweimal gewinnen.
Geschichte des Clubs
Die Wurzeln des Golf de Saint Germain reichen bis ins Jahr 1902 zurück. Der Platz, auf dem dieser Tage gespielt wird, ist aber erst ab 1920 entstanden.
Harry S. Colt gelang es, aus einem Waldstück einen sehr abwechslungsreichen Golfplatz zu machen. Ziel war es, den Course für Scratch-Golfer schwierig, für den Bogey-Spieler aber etwas leichter spielbar zu machen. 1922 war das Kunstwerk fertig und konnte bespielt werden. Einige Jahre später durfte der große Golfplatzarchitekt die Erweiterungen vornehmen und dem Platz maßgeblich sein heutiges Gesicht geben. 116 Bunker spielen dabei eine wichtige Rolle, weil sie strategisch platziert sind und viele Schläge beeinflussen können.