Pro Golf Tour

De Bondt: Roh-Diamant aus Antwerpen


20. Juli 2022 , Thomas Fischbacher


Will auf die Challenge Tour: Alan de Bondt
Will auf die Challenge Tour: Alan de Bondt | © golfsupport.nl

Alan de Bondt ist einer der besten Spieler der Pro Golf Tour. Beim ProAm zur Weihenstephan Open haben wir uns mit dem Belgier über seine Situation und die weitere Karriereplanung unterhalten.

Alan de Bondt ist an diesem ProAm-Samstag nicht zufrieden mit seinem Spiel. Seine Mitspieler staunen bei sonnigen Bedingungen auf der Golfanlage Holledau im bayerischen Hopfenland zwar immer wieder über seine tigeresken Stinger-Abschläge mit dem Eisen 2, die nach etwa 220 Metern den Boden berühren und auf bis zu 250 Meter ausrollen. Doch der Belgier verzieht ein paar Eisen nach rechts und hadert vor allem mit der Bewegung seines rechten Handgelenks. 

Zwischen dem Ende der Runde und dem Abendessen verabschiedet er sich für eine gute Stunde in Richtung Driving Range. Ein kurzes Telefonat mit dem Trainer, ein paar Übungen sowie einige Bälle für das gute Gefühl, bevor es ernst wird ab Sonntag bei der Weihenstephan Open 2022 der Pro Golf Tour. 

Es sollte nicht seine Woche werden. Der junge Belgier, der beim ersten Pro-Golf-Tour-Turnier in Ägypten gewinnen konnte, verpasst am Montag den Sprung in die Finalrunde und erleidet einen kleinen Rückschlag im Rennen um den Aufstieg auf die Challenge Tour. De Bondt, der für die University of Houston College-Golf spielte, fällt vom vierten auf den fünften Rang der Order of Merit zurück. Drei Turniere bleiben noch im Rennen um die fünf Karten für die Challenge Tour, bis Ende September das Finale im Castanea Resort über die Bühne gehen wird.  

Sponsoren unterstützen die Karriere

Der 25-Jährige spielt seine dritte Profi-Saison. Wobei die erste davon geprägt war, dass wegen Corona nicht viel passierte. Umso mehr genießt er es nun, endlich durchstarten zu können. Auf Reisen geht er mit seinem Kumpel Yente van Doren, ebenfalls Pro-Golf-Tour-Spieler, mit dem er diese Woche in einer kleinen Pension auf dem Land ein Zimmer teilt. Vergangenes Jahr waren sie beim Oberbayern-Stopp der Tour noch in einem größeren Hotel am Flughafen untergebracht, doch dort stiegen die Preise. Unterwegs ist das Duo mit einem kleinen SUV, den einer von de Bondts Sponsoren stellt. Leider nur noch bis zum Ende diesen Jahres, erklärt er. Ein Personalwechsel beim Sponsor, daher müsse er sich etwas Neues überlegen. 

Über seine Geldgeber könne er sich nicht beklagen, beschreibt er. Die Kosten, die durch das Reisen und Unterkünfte entstehen, seien gedeckt. Mizuno stellt die Schläger, Acushnet die Ausrüstung. Er hätte von Olympioniken, ja sogar Medaillen-Gewinnern aus anderen Sportarten gehört, dass diese oft leer ausgehen würden auf der Suche. Dennoch spürt auch de Bondt die mittlerweile höheren Kosten für Sprit, Logis und Co. Das Geld ist ein stets präsentes Thema bei den jungen Talenten auf der Tour. 

Die Pro Golf Tour ist ein erstklassiges Sprungbrett für den Nachwuchs, um die ersten Schritte im Profigolf zu machen und sich in immer stärker werdenden Feldern auf herausfordernden Plätzen für höhere Aufgaben zu empfehlen. Und bestenfalls den langen Weg in die Weltspitze anzutreten.  “Die Pro Golf Tour hat sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt, ist deutlich stärker geworden in der Spitze und Breite”, erklärte Tour-Kollege Alexander Herrmann im Golf.de-Interview. “Da zu gewinnen zeigt, dass man konkurrenzfähig ist. Viele ehemalige Turniersieger haben sich in der Folge auch weiter oben bewiesen.”
 


USA keine Option

Auch De Bondt will sich in Zukunft weiter oben beweisen und durfte in diesem Jahr bei der Soudal Open bereits DP-World-Tour-Luft schnuppern. Er genoss das Gastspiel auf der großen Bühne, auch wenn er den Cut verpasste. 

Die USA sei zunächst keine Option für die weiteren Schritte der Karriere. Das wisse er seit seinem College-Aufenthalt in Texas. Es fehle die familiäre Atmosphäre und die Interaktionen zwischen den Spielern. Alles drehe sich um Golf. Zudem sei vor allem in den unteren Ligen das Programm außerhalb des Turniers nicht so interessant. Alles spiele sich hauptsächlich zwischen Hotel und Golfplatz ab. “Ich will nicht ausschließen, dass ich irgendwann mit einem Kollegen auf der Korn Ferry Tour spiele”, verrät er. “Aber alleine kann ich mir das nicht vorstellen. Es gibt so viele Top-Spieler, die den Weg über die Challenge und DP World Tour gegangen sind und danach auch in den USA aktiv waren, das ist ein Weg, den ich mir auch gut vorstellen kann.” 

Mit Pieters auf der Schule

So wie zum Beispiel sein Landsmann Thomas Pieters, der ebenfalls aus Antwerpen stammt. Mit dem Ryder-Cup-Spieler sei er gemeinsam auf die Schule gegangen, wenn auch altersbedingt nicht in die gleiche Klasse. Der Werdegang des sechsmaligen Tour-Siegers dient als Motivation. 

In dieser Woche darf er sich erneut auf der etwas größeren Bühne beweisen. De Bondt spielt bei der Big Green Egg German Challenge mit. Im Vorjahr gelang ihm im Wittelsbacher Golf Club mit Rang 17 sein bisher bestes Ergebnis auf der Challenge Tour. 

Als sich der Belgier von seinen ProAm-Kameraden in Richtung Pension verabschiedet, sagt er: “Vielleicht sehen wir uns ja nächstes Jahr wieder hier bei diesem Turnier. Und korrigiert sich schmunzelnd: “Wobei: Hoffentlich nicht.”