DGL 2022
Pascal Proske: „Wer oben mitspielen möchte, braucht 15 Athletinnen!“
16. Juli 2022 , Matthias Lettenbichler
Pascal Proske, Münchener GC
Fully Qualified PGA Golfprofessional
Head Coach - Münchener GC e.V. - Damen / Ladies
Geburtstag: 22. Dezember 1988
Geburtsort: Hannover
Wohnort: München
Familienstand: ledig
Kinder: keine
Im Münchener GC seit: 2020
Coach der Damen I des Münchener GC seit: 2020
Größter bisheriger Erfolg als Trainer: „Wenn hier ein Titel gefragt ist: Deutscher Mannschaftsmeister mit den Damen des GC St. Leon-Rot. Das was ich an meinem Beruf als größte Erfolge empfinde, sind aber die strahlenden Gesichter unserer Spielerinnen und Spieler, die ihre Träume verwirklichen.“
Größter bisheriger Erfolg als Trainer des Münchener GC: Wenn es um Titel geht: Deutscher Vizemeister DMM AK16 Mädchen. Insgesamt bin ich aber sehr stolz auf die Entwicklung, die wir in den letzten zwei Jahren im MGC geschafft haben.“
Saisonziel DGL 2022: Unser junges Team weiter voranbringen und in den nächsten Jahren in der Spitze Deutschlands nachhaltig etablieren.
Das möchte ich in meinem Leben als Trainer erreichen: Bundestrainer, Athleten nach Augusta, zum Solheim Cup und zu Olympia begleiten.
Mein Vorbild als Trainer: Roland Becker, Sebastian Rühl, Sean Foley
Mein Lieblings-Golfplatz in der DGL 2022 – und warum: Frankfurter GC – die Atmosphäre ist einmalig!
Pascal Proske, wie sieht eine Trainingswoche vor einem Spieltag mit den Damen des Münchener GC aus?
„Das ist relativ einfach: Platz, Platz, Platz! Zocken und Vierer-Training. Wir wollen uns auf den Wettkampf vorbereiten.“
Sie bauen im MGC ein neues Damenteam auf, das langfristig auch wieder den DM-Titel holen soll. Was ist die größte Herausforderung bei dieser Aufgabe?
„Die Spielerinnen für zukünftige Ziele zu motivieren ist nicht das Problem. Die größte Herausforderung liegt darin, in ihnen eine Beständigkeit ihres Handels zu formen, welche sie selbst, aber auch das ganze Team über Jahre weiterbringt. Außerdem benötigt man einen großen und über die gesamte Breite leistungsstarken Kader. Mit einer starken Spitze von drei bis vier Spielerinnen können kurzfristig mal Meisterschaften gewonnen werden, wer aber jedes Jahr über viele Jahre hinweg oben mitspielen möchte, schafft dies nicht ohne mindestens 15 spielfähige Athleten. Diesen Kader aus der eigenen Jugend in hoher Qualität aufzubauen und dann in der vollen Breite bis aufs höchste Niveau zu begleiten, gehört mit zu den größten Herausforderungen, die auf einen ambitionierten Bundesliga-Club warten.“
Die Spielerinnen in der 1. Bundesliga der Damen werden immer jünger, da sind viele Teenies am Start, auch Spielerinnen sogar unter 15 Jahren. Was halten Sie von dieser Entwicklung, und weshalb ist das so? Im Profibereich erreichen Golferinnen und Golfer ihren Leistungszenit ja meist jenseits der 25 oder 30! Welche Rolle spielen Erfahrung und Trainingsintensität in der DGL?
„Wie in jedem Leistungssport spielen Erfahrung und Trainingsintensität mit die entscheidendsten Rollen. Speziell in der DGL verlieren diese Werte aber an Bedeutung, da die Mannschaften immer jünger werden. Warum: Die Gründe, warum alle Spielerinnen in der Bundesliga jünger werden, sind mehrschichtig. Zum einen ermöglichen die verbesserten Förderungen in den Clubs eine schnellere Entwicklung und somit ein frühzeitiges Erreichen eines Spielniveaus, welches in der Bundesliga konkurrenzfähig ist. Zum anderen sehen wir immer mehr, dass es berufstätigen Spielerinnen schwerer fällt, mit dieser schnellen Entwicklung der jüngeren Spielerinnen mitzuhalten. Außerdem treffen die Athletinnen in ihrem Leben auf verschiedene Abzweigungen, an den Entscheidungen getroffen werden müssen: Familie, Profitum, Studium, Beruf? Die meisten dieser Entscheidungen erschweren es den Spielerinnen, ab einem gewissen Alter noch genügend Zeit für die 1. Bundesliga zur Verfügung zu haben. All diese Gründe führen zu einer Verjüngung der Mannschaften.“
Ist es eher ein Vor- oder Nachteil, eine Spielerin des Teams auch als persönlicher Coach zu betreuen, so wie Sie zum Beispiel Marie-Agnes Fischer?
„Ganz klar ein Vorteil. Natürlich steht man vor der Herausforderung, mit zwei unterschiedlichen Hüten jonglieren zu müssen – Einzeltrainer, der die Entwicklung der individuellen Athletin im Fokus hat, und Teamtrainer, der die Entwicklung der Mannschaft in der Liga im Blick hat. Da mir persönlich die positive Entwicklung jedes Einzelnen am Wichtigsten ist, müssen diese beiden Perspektiven nicht unbedingt entgegengesetzt sein. Die Entscheidungen, die ich treffe, sollen meinen Athletinnen für ihre Entwicklung guttun, und das am besten in einem sportlichen und sich gegenseitig befruchtendem Team-Umfeld. Außerdem habe ich so die Möglichkeit, die entsprechenden Spielerinnen noch häufiger im Wettkampf zu sehen.“
Worin unterscheiden sich das Training und die Aufgaben eines Trainers, der ein Damenteam coacht, von denen eines Trainers eines Herrenteams? Und wenn Sie es sich aussuchen könnten: Welches Herrenteam der DGL würden Sie gerne einmal coachen?
„Wirklich große Unterschiede kann ich nicht erkennen. Die Aufgaben werden für beide Teams sehr ähnlich bis identisch sein. Auch die Bedürfnisse sind die Gleichen. Man könnte gegebenenfalls argumentieren, dass die Ansprachen etwas unterschiedlich sind. So kann man empfinden, dass bestimmte Persönlichkeitsstrukturen bei Trainern es leichter haben ein Damen- oder ein Herrenteam zu begleiten. Dies ist aber kein Ausschlusskriterium – für beide ist beides möglich. Natürlich würde ich mein Damenteam aus München nicht ersetzen wollen, wenn aber eine Antwort gefordert ist, würde ich sagen: Die Herren aus Hubbelrath.
Vielen Dank für das Gespräch!