DGL 2022

Heiko Burkhard: „Druck ist meist ein schlechter Ratgeber!“


16. Juli 2022 , Matthias Lettenbichler


Viele Kilometer legt Heiko Burkhard an den DGL-Spieltagen mit seinen Damen zurück, am liebsten auf seinem Lieblingsplatz, dem Parcours des Stuttgarter GC Solitude. Foto: DGV/mat
Viele Kilometer legt Heiko Burkhard an den DGL-Spieltagen mit seinen Damen zurück, am liebsten auf seinem Lieblingsplatz, dem Parcours des Stuttgarter GC Solitude. Foto: DGV/mat

Heiko Burkhard, Stuttgarter GC Solitude
Fully Qualified PGA Golfprofessional
Mitglied des Lehrteams der PGA of Germany
Bundestrainer DGSV
Nationalcoach Deafgolf Team Germany
Dipl. Golfmanager IST / GmvD
Geburtstag: 7. Mai 1980
Geburtsort: Tübingen
Wohnort: Leonberg
Familienstand: verheiratet
Kinder: Tim, 3 Jahre
Im Stuttgarter GC Solitude seit: 2001
Coach der Damen I des Stuttgarter GC Solitude seit: Ende 2008
Größter bisheriger Erfolg als Trainer: Goldmedaille bei Deaflympics
Größter bisheriger Erfolg als Trainer des Stuttgarter GC Solitude: Gewinn mehrerer Deutscher Meisterschaften, Einzel als auch Team
Saisonziel DGL 2022: Final Four
Das möchte ich in meinem Leben als Trainer erreichen: Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn die Spielerinnen und Spieler in ein paar Jahren zurückschauen und denken, es war ne coole Zeit mit mir. Dann wäre ich dankbar, ein Teil Ihres Lebens gewesen zu sein und sie auch in ihrer persönlichen Entwicklung begleitet zu haben.
Meine Vorbilder als Trainer: Thomas Tuchel / Jürgen Klopp
Mein Lieblings-Golfplatz in der DGL 2022: Der Platz des Stuttgarter GC Solitude: Weil es einfach ne geile Wiese ist!

Heiko Burkhard, wie sieht eine typische Trainingswoche vor einem Spieltag mit den Damen des Stuttgarter GC Solitude aus?
„Sehr unterschiedlich tatsächlich. Da wir einige Spielerinnen haben; die sehr viel auf Turnieren unterwegs sind, bereiten diese sich sehr individuell auf den Spieltag vor. Wir haben zwischen den Spieltagen, auch durch die zum Teil lange Anreise der Mädels; eher eine individuelle und keine routinierte Vorbereitung, auch wenn wir natürlich versuchen; uns als Team möglichst oft zu sehen.“

Sie haben mit den Stuttgarter Damen den Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga geschafft. Wie hart und schwierig war die Rückkehr?
„Um ehrlich zu sein, hat das Team den Wiederaufstieg sehr routiniert und abgeklärt gemeistert. Der Weg zurück in die erste Liga war nie wirklich gefährdet.“

Wie groß ist der tatsächliche Leistungsunterschied zwischen 1. und 2. Liga?
„Der ist schon groß. Wenn man die Ergebnisse in der 2. Liga betrachtet, sind da teilweise schon Welten dazwischen. Das hat natürlich mehrere Gründe, aber bei den Damen ist allein durch die geringere Anzahl der Spielerinnen als zum Beispiel bei den Herren die Leistungsdichte einfach nicht so groß. Und es gibt auch nicht so viele Clubs in Deutschland, die sowohl im Herren- als auch im Damenbereich diese zum Teil schon hohen Budgets stemmen können oder wollen.“

Was ist für den Trainer die größte Herausforderung bei der Aufgabe, sich und seine Spielerinnen wieder als Top-Team in der DGL zu etablieren? Gibt es da auch einen gewissen Druck vom Club?
„Ich denke, der ganze Club fiebert bei den Ligaspielen mit! Wir haben sehr viele Mitglieder, die sehr aufmerksam die DGL verfolgen, und ich werde natürlich nach jedem Spieltag angesprochen, übrigens egal ob wir gut oder nicht so erfolgreich spielen. Die ersten Spieltage haben gezeigt, wie spannend die Saison ist, und dass alles passieren kann. Du musst jeden Spieltag Dein Bestes geben. Ja, da ist natürlich auch ein gewisser Druck da, aber den versuchen wir, soweit es geht, vom Team fernzuhalten. Das Team soll sich auf das Spiel konzentrieren können – Druck ist meist ein schlechter Ratgeber.“

Die Spielerinnen in der 1. Bundesliga der Damen werden immer jünger, da sind viele Teenies am Start, auch Spielerinnen sogar unter 15 Jahren. Was halten Sie von dieser Entwicklung, und weshalb ist das so? Im Profibereich erreichen Golferinnen und Golfer ihren Leistungszenit ja meist jenseits der 25 oder 30! Welche Rolle spielen Erfahrung und Trainingsintensität in er DGL?
„Im weiblichen Bereich spielen in Deutschland leider, bedingt durch das Schul- und Ausbildungssystem beziehungsweise durch die nicht ausreichend vorhandenen Sportförderprogramme, diejenigen am meisten, die am meisten Zeit haben, und dass sind die Schülerinnen. Bei den Älteren, also nach dem Abi, studieren die meisten und ergreifen einen Beruf, da ist zwangsläufig weniger Zeit für Golf. Auch wenn wir aktuell etliche Tourspielerinnen haben, entscheiden sich die meisten doch anders. Erfahrung und Abgeklärtheit spielen eine große Rolle, man sieht doch in den meisten Teams, dass auch die Älteren in der Lage sind, zu performen und eine wichtige Stütze für die Teams sind.“

Wie groß in Prozent ist der Anteil Ihrer Zeit als Trainer, den Sie in das Thema 1. Bundesliga Damen investieren? Wie viele Stunden wöchentlich? Und wie viele Helfer gehören in Stuttgart zum Team um das Team?
„Das ist schwer zu beantworten und lässt sich nicht pauschalisieren. Im Winter sehe ich das Team häufiger zum Training an den Wochenenden, im Sommer dann bei den Turnieren. Da ich selbständig bin, gebe ich natürlich auch noch ganz normal Training auf der Range für unsere Mitglieder und betreue auch noch andere Teams im Club. Aber die Damenmannschaft hat selbstverständlich neben Frau Schmidt und Frau Müller den größten Anteil. Alles in allem sind wir ca. 19 Personen einschließlich der Spielerinnen.“

Worin unterscheiden sich das Training und die Aufgaben eines Trainers, der ein Damenteam coacht, von denen eines Trainers eines Herrenteams? Was ist das Besondere am Training mit Damen? Und wenn Sie es sich aussuchen könnten: Welches Herrenteam der DGL würden Sie gerne einmal coachen?
„Da ich noch nie ein Herrenteam in der DGL als Coach betreut habe, kann ich da jetzt gar nicht so aus dem Nähkästchen plaudern. Grundsätzlich aber ist da schon ein Unterschied. Während die meisten Männer sehr den Wettkampf auch schon im Training suchen, ist bei vielen Damen auch mal ein anderes Thema außerhalb des Golfplatzes wichtig, und auch das muss seinen Platz bekommen. Ich glaube allerdings, je höher die Spielstärke, desto geringer wird und muss auch der Unterschied im Training zu sehen sein. Ich denke von meiner Persönlichkeit her bin ich im weiblichen Bereich schon zuhause, und da bleibe ich auch sehr gerne.“

Vielen Dank für das Gespräch!