LIV Golf

Alter Schwede: Wechselt Europas Captain die Seiten?


4. Juli 2022 , Thomas Kirmaier


Abschied? Europas Kapitän Henrik Stenson soll Gespräche mit LIV Golf führen.
Abschied? Europas Kapitän Henrik Stenson soll Gespräche mit LIV Golf führen. | © Naomi Baker/Getty Images

Golfmedien in Großbritannien berichten, dass Henrik Stenson kurz vor einem Vertragsabschluss mit LIV Golf stehen soll. Das wäre historisch, denn der Mann ist immerhin Europas Ryder-Cup-Captain - und er wäre der erste Skandinavier, der überläuft.

Amerikaner, Australier, Spanier, Österreicher, Briten, Japaner, Inder, Südafrikaner und ein Deutscher – im Feld der aktuell viel diskutierten LIV-Golf-Serie sind so gut wie alle prominenten Golf-Nationen vertreten. Zuletzt stieß mit Paul Casey (England) ein weiterer prominenter Name hinzu. Wer fehlt? Die Skandinavier. Bisher hat sich kein Spieler aus Schweden, Finnland, Dänemark oder Norwegen für die Saudi-Serie entschieden. Halten es die Nordeuropäer eher mit der Moral als der Rest der Welt?

Könnte man fast meinen. Wenn es um die dicken Schecks der Saudis geht, halten sich vor allem die Schweden gern zurück. Schweden, eine Wintersport-Nation, die noch nicht ein einziges Mal die Olympischen Winterspiele ausgerichtet hat. Ebenso Finnland. Nie! Bei diesen beiden Nationen liegt es doch nahe, dass sie Winterspiele können. Hatten sie aber noch nie. Der Kommerz des Spektakels unter den fünf Ringen wird in den schwedischen und finnischen Medien ebenso scharf kritisiert wie die neue Golf-Serie, auf der die Millionen nur so fließen.

Wir haben uns bei schwedischen Journalisten-Kollegen umgehört. Warum sind keine ihrer Golfer im LIV-Golf-Feld? Die breite Öffentlichkeit in Skandinavien sei sehr kritisch, wenn es um die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien geht. Als Anna Nordqvist eines der Gesichter der Golf-Saudi-Ladies-Kampagne wurde, hätten Schwedens Golfmagazine und Tageszeitungen sehr negativ über diese Kooperation berichtet. Vielleicht habe das die Herren abgeschreckt. Andererseits seien auch schwedische Unternehmen in Geschäftsbeziehungen mit arabischen Partnern. Das Schwert ist zweischneidig.


Ein Politikum. Fakt ist, dass sich noch kein Schwede, kein Däne, kein Norweger und kein Finne zu LIV Golf bekannt hat. Zumindest auffällig, weil ja sonst so gut wie alle anderen Golf-Nationen dabei sind. Man wird sehen. Europas Ryder-Cup-Captain Henrik Stenson soll ebenfalls bereits Gespräche über ein mögliches Engagement geführt haben und Gerüchten zufolge kurz vor einem Vertragsabschluss stehen. Das wäre historisch, denn ein Offizieller der DP World Tour hat bereits angekündigt, dass Stenson, zuletzt beim Tennis-Turnier in Wimbledon gefeiert und geknipst, in diesem Fall nicht mehr Captain Europas sein könne.

Auch auffällig: Die „Stars“ von LIV Golf, ob sie Reed, Garcia, DeChambeau, Koepka, Poulter oder Westwood heißen, haben in den vergangenen Wochen nicht wirklich groß performt. Pokale gehen an Athleten wie Scheffler, Thomas, Fitzpatrick, Pieters und Co. Die Gefahr, dass LIV eine Liga für schwächelnde Abzocker wird, die mehr Geld für weniger Golf gerne nehmen, ist zumindest gegeben. Man darf gespannt sein, wer der erste Skandinavier sein wird. Ist es Stenson, wäre das ein Paukenschlag.