Amundi Masters
Harm und Cowan vorne dran
2. Juli 2022 , Stefan Bluemer
Zwei Schwedinnen liefern sich am Moving Day des Amundi German Masters powered by VcG einen heißen Kampf um die Spitze. Fast wäre die Spitze rein schwedisch, aber Leonie Harm aus St. Leon-Rot und Carmen Alonso aus Spanien halten Anschluss, während Linn Grant ebenso mit fünf Schlägen Rückstand auf die Leaderin in die Finalrunde startet wie Olivia Cowan.
Michendorf - Durch die lange Gewitter- und Regenpause am zweiten Tag konnte viele Athletinnen ihre Runde erst am frühen Samstag beenden.
Das Gesamtbild aus deutscher Sicht war vor dem Cut mehr als erfreulich. Mit Leonie Harm, Polly Mack, Esther Henseleit und Olivia Cowan lagen vier Deutsche in der Top Ten. Auch Isa Gabsa, Helen Kreuzer und Sophie Witt haben sich für die beiden Finalrunde qualifiziert.
Ab 11.30 Uhr starteten die 67 Spielerinnen, die nach zwei Runden bei zwei über Par oder besser lagen, in den Moving Day. In Führung: die Schwedin Jessica Karlsson, die mit Runden von 63 und 68 Schlägen bei gesamt -13 vier Schläge vor der Engländerin Hayley Davis und fünf Zähler vor ihren beiden Landsfrauen Maja Stark und Linn Grant lag.
Beste Deutsche war Leonie Harm, die mit 66 und 71 Schlägen auf Rang fünf einen Schlag weniger brauchte als Polly Mack, die zweimal ganz solide 69er-Runden absolviert hatte.
Hitze
Am Mittag brannte die Sonne vom fast wolkenlosen Himmel, so dass die zahlreichen Zuschauer und die Athletinnen schon einen Vorgeschmack auf den Finaltag bekamen. Dann soll es im Berliner Süden wieder richtig gnadenlos heiß werden.
Den Leistungen der Proetten tat dies aber keinen Abbruch. An der Spitze entwickelte sich ein faszinierender Mehrkampf, an dem die Schwedinnen Jessica Karlsson, Maja Stark und Linn Grant sowie Leonie Harm und spät am Tag auch die Spanierin Carmen Alonso beteiligt waren.
Karlsson knapp vorne
Am Ende rettete Jessica Karlsson von ihren vier Schlägen Vorsprung noch einen in die Finalrunde hinüber. Nach 63 und 68 Schlägen wurde es mit zwei Bogeys eine 71 (-1).
Sehr stark war Maja Stark unterwegs. Ein Bogey und ein „Double“ verhinderte den Sturm ganz an die Spitze, aber mit 68, 68 und 67 Schlägen zeigte die Schwedin, dass mit ihr immer zu rechnen ist. Zumal ihr Auftritt am Moving Day ganz viel Selbstbewusstsein ausstrahlte. Damit müssen die Kontrahentinnen am Finaltag erst mal zurecht kommen, denn die 22-Jährige steht aktuell die Order of Merit an Platz zwei.
Linn Grant, die in dieser Saison schon drei Turniere gewonnen hat und zeitgleich mit Maja Stark 2021 ins Profilager gewechselt war, schickte sich auf der Runde ebenfalls an, schon am dritten Tag in den Kampf um die Führung einzugreifen, aber letztlich waren drei Bogeys an diesem Tag zu viel. Mit neun unter Par teilt sich die Favoritin und Führende der Order of Merit, die nach dem Studium an der Arizona State University den Schritt ins Profilager machte, mit Olivia Cowan. Die Deutsche vom GC Barbarossa brachte bei nur einem Bogey eine 68 (-4) nach Hause und hat mit neun unter Par fünf Zähler Rückstand auf den Platz an der Sonne.
Harm am T3
Leonie Harm, die am Morgen ihre zweite Runde noch beenden musste und da eher nicht zufrieden war, machte vor dem Start in die dritte Runde einen ganz eigenen Reset. Sehr erfolgreich, denn es war beeindruckend, wie die ehemalige British-Amateur-Siegerin in einem Flight mit Linn Grant bestehen konnte. Grant hat in dieser Saison schon drei Titel gewonnen und war im Vorfeld dieser Amundi German Masters powered by VcG als große Titelaspirantin gehandelt worden. Eigentlich klug, was Leonie Harm aus der Konstellation machte. „Ich hatte mir vorgenommen, mich an Linn Grant zu halten. Dann habe ich allerdings direkt ein Bogey gemacht, als sie ein Birdie gespielt hat. Das war dann also kein so guter Start. Auf Loch sechs habe dann ich einen recht langen Putt gelocht. Dadurch habe ich ein Momentum bekommen und echt ordentlich gespielt“, war die Schwäbin insgesamt mit ihrer Leistung zufrieden, auch wenn sich nach einem ganz starken Up-and-down auf der 16 doch noch ein Bogey auf die Karte verirrte, weil Harm ihren Chip ins 17. Grün viel zu kurz ließ.
Der Ausblick auf den Finaltag ist ganz entspannt: „Ich freue mich auf morgen, mache mir aber keinen Druck, sondern schaue einfach, was geht und werde das Beste daraus machen.“
Cowan auf T5
Olivia Cowan scheint ihre Verletzungsprobleme überwunden zu haben. Jedenfalls spielt die Pfälzerin sehr unaufgeregt und solide und überzeugte mit einer erneut fast fehlerfreien Runde. So kam nur auf Bahn 3 ein Bogey auf die Karte, ansonsten notierte die Spielerin, die im GC Barbarossa mit dem Golf begonnen hatte, fünf Birdies. Macht in Summe 68 (-4) Schläge und bei gesamt neun unter Par fünf Zähler Rückstand auf Jessica Karlsson.
Mack auf T10
Polly Mack setzt bei ihrem ersten dritten Turnier als Proette auch auf der dritten Runde echte Ausrufezeichen. Die Berlinerin vom GC Stolper Heide startete mit einem Birdie, musste auf der Frontnine aber auch drei Bogeys hinnehmen. Mit +1 ging es auf die Backnine. Und hier drehte Mack noch mal richtig auf. Durch ihre imponierende Schlaglänge hatte die Spielerin aus dem Kader von Bundestrainer Stephan Morales zwei sehr gute Eagle-Chancen herausgespielt. Und konnte beide nutzen. Dadurch drücke Mack ihren Score auf 70 Schläge und startet vom geteilten zehnten Platz in die Finalrunde.
Henseleit auf T12
Esther Henseleit, die in dieser Saison bislang nur einen Auftritt auf der LET hatte und diesen mit ihrem zweiten Sieg in Kenia krönte, wurde von sehr vielen Zuschauern begleitet. Nach vier Bogeys und sechs Birdies unterschrieb die Spielerin des Hamburger GC eine solide 70 (-2) und hat vor der Finalrunde fünf Schläge Rückstand auf die Spitze. Dass die Falkensteinerin gerade unter Druck und auf Finalrunden in der Lage ist, ihr bestes Golf abzurufen, ist bekannt und so ist Henseleit an einem guten Tag alles zuzutrauen.
Bundestrainer glücklich
Bundestrainer Stephan Morales ist vom Turnier insgesamt bislang sehr angetan, zumal am dritten Tag auch viele Zuschauer auf die Anlage gekommen waren, um die Athletinnen zu sehen und zu unterstützen. „Ich bin sehr glücklich, dass wir bei unserem eignen Turnier in Deutschland am Finaltag noch vier Spielerinnen relativ weit vorne in der Top 12 haben. Alle haben noch die Chance, um die ganz vorderen Plätze mitzuspielen. Das sind alles Spielerinnen, die wissen, wie man sehr tief schießen kann.“
Auch und gerade mit dem Auftritt von Helen Kreuzer und Sophie Witt ist der Bundestrainer sehr angetan. „Ich finde es richtig gut, was die beiden hier zeigen und wie sie sich präsentieren. Das ist in der ersten Saison als Profi nicht selbstverständlich, zumal bei einem Turnier im eigenen Land.“
Witt wie Phönix aus der Asche
Sophie Witt hatte am Morgen einige Probleme, als sie ihre zweiten Runde zu Ende spielte. Nach Bogey-Doppelbogey war kurzzeitig der Aufstieg in den Cut in ernsthafter Gefahr. Witt brachte als Reaktion darauf aber ganz cool ein Birdie unter und konnte dadurch letztlich doch entspannt in die dritte Runde gehen.
Das Momentum des Erfolgs reichte ein gutes Stück weit. Nach nur sieben gespielten Löchern in der dritten Runde lag die Hubbelratherin schon drei unter Par, ehe sich das erste und auch einzige Bogey der Runde auf die Karte mogelte. Der Rest der Runde war ein Vorzeigebild an Solidität. Die 70 (-2) lässt Witt im Klassement auf einem guten 39. Platz klettern. „Ich werde ganz entspannt und voller Vorfreude in die Finalrunde gehen und wie die drei Tage zuvor versuchen, einfach alles zu genießen, Spaß zu haben und bei jedem Schlag mein Bestes zu geben. Es ist etwas Besonderes, in Deutschland ein LET-Turnier zu spielen und viele Bekannte vor Ort zu haben.“
Kreuzer genießt Atmosphäre
Helen Kreuzer genoss als Rookie das Treiben auf der Anlage am Seddiner See in vollen Zügen. Vom Tee hatte die Frankfurterin nicht immer ein glückliches Händchen, aber dafür war der Putter heute etwas freundlicher als zuletzt. In Zahlen drückt sich dies durch eine 75 (+3) aus. Die Spielerin des National Team Germany geht von Rang 64 in das Finale. „Die Atmosphäre war heute wirklich cool. Jetzt freue ich mich auf die letzte Runde“, ist Kreuzer wild entschlossen, ihr Heimdebüt auf der LET mit einer guten Runde abzuschließen.
Reizvolle Flights
Zwar nicht im Leaderflight, aber doch ganz spät wird Leonie Harm starten. Um 10.13 Uhr geht es gemeinsam mit Klara Spilkova und Anais Meyssonnier von Tee 1 los.
Unmittelbar davor geht Olivia Cowan mit Linn Grant und Laura Beveridge raus.
Nochmals elf Minuten früher starten Polly Mack, Marta Perez und Ines Laklalech.
Um 9.40 startet Esther Henseleit gemeinsam mit Linda Wessberg und der besten Amateurin des Feldes, Emma Spitz. Die Österreicherin hatte sich mit einer 65 (-7), dem tiefsten Score des Tages in den Blickpunkt gespielt.
Um 8.41 geht Isi Gabsa mit LET-Prominenz ins Finale. Mit im Flight sind Lydia Hall und Marianne Skarpnord.
Auch Sophie Witt wird mit einem großen Namen unterwegs sein. Die Hubbelratherin startet um 9.03 Uhr von Tee 10 gemeinsam mit Magdalene Simmermacher und Madelene Stavnar.
Um 10.20 Uhr geht Helen Kreuzer mit der Inderin Avani Prashanth in ihre vierte Runde.