IAM Damen

Zalewska holt Titel


26. Juni 2022 , Stefan Bluemer


Das Podest (© DGV/stebl)
Das Podest (© DGV/stebl)

Dorota Zalewska gewinnt die 81. German International Ladies Amateur Championship im GC Neuhof. In einer wahren Achterbahnfahrt überholt die Polin noch Catharina Lohoff vom GLC Berlin-Wannsee.

Dreieich – Alles war bestens angerichtet. Der GC Neuhof hatte einen Platz zur Verfügung gestellt, der voller Herausforderungen für die 98 Athletinnen aus zehn Nationen steckte. Manch´ eine der Spielerinnen mag den Platz vorher unterschätzt haben, wurde dann aber schnell darüber belehrt, dass hier nur erfolgreich sein kann, wer taktisch klug und mit viel Präzision spielt, insbesondere vom Tee.

Diese Taktik ging bei Catharina Lohoff lange bestens auf. Die 18-Jährige setzte sich am ersten Tag an die Spitze und verteidigte ihre Führung bis zum Start in die Finalrunde. Im zarten Alter von vier Jahren hatte Lohoff angefangen, Golf zu spielen. 14 Jahre später erzielt die Sportlerin, die nebenher auch Tennis spielt, ihren bislang größten internationalen Erfolg, auch wenn das Sahnehäubchen noch fehlte, weil am Ende doch noch eine Spielerin an der Potsdamerin vorbeizog.

Achterbahn

Ärgste Konkurrentin um den Titel war die Polin Dorota Zalewska, die mit der Empfehlung nach Dreieich gekommen ist, vor zwei Wochen die Polish Ladies' Open Amateur Championship gewonnen zu haben. Auch ihre Saison im U.S.-Collegegolf war mit zwei Siegen sehr stark.
Auf Tee 1 war zu spüren, dass Catharina Lohoff einen Hauch nervöser war als sonst üblich. Prompt kassierte die Spielerin vom Wannsee einen Triple-Bogey, weil sie nach einem etwas nach rechts verzogenen Abschlag zu viel wollte und der Schlag ins Grün aus dem Bunker misslang. Die Leaderin büßte damit schon zwei Zähler ihres Vorsprungs ein. Die Polin hatte einen Bogey notiert.
Im weiteren Verlauf der Frontnine machten beide Spielerinnen ihre Karte bunt und so ging zwischenzeitlich die 21-jährige Studentin der University of Tennessee At Chattanooga sogar in Führung. Mit Triple-Double in Folge schloss Zalewska die Frontnine ab, so dass Catharina Lohoff doch wieder mit einem Schlag Vorsprung auf die Backnine kreuzte.

Führungswechsel

Die Backnine gestalteten beiden Kontrahentinnen ruhiger, wobei die neue Championesse mit zwei sauberen Birdies ihren Score verbesserte, während Catharina Lohoff noch zwei Bogeys notieren musste. Mit nur einem Schlag Vorsprung kam Dorota Zalewska auf das 18. Tee und brachte diesen unter dem Applaus der vielen Zuschauer auch ins Ziel.

Erster Auftritt

Ein ganz besonderes Turnier erlebte Susanna Brenske vom Hamburger GC. Die  17-Jährige spielte ihr erstes internationales Turnier überhaupt und lieferte eine ungemein reife Leistung ab. Im Finale gelang es der Athletin aus der Hansestadt sogar, den tiefsten Score des Tages ins Clubhaus zu bringen. Die 69 (-3) sicherte Brenske, die früher im Badminton zu Hause war, den dritten Platz und damit direkt im ersten Turnier auf diesem Niveau eine Medaille. An den Tagen zuvor hatte Susanna Brenske 77, 76 und 72 Schläge gebraucht, wobei die beiden ersten Runden bis auf jeweils einen Aussetzer mit Quadruple-Bogeys auch schon mehr als solide waren.
Christian Lanfermann war von seinem Schützling sehr angetan. „Das Ergebnis der Finalrunde war das, was einfach fällig war. In den ersten Runden hat Susi schon jeweils 17 Löcher sehr solides Golf gespielt. Vor der dritten Runde hatte ich ein Eis ausgelobt, wenn sie die Runde ohne ein Doppelpar spielt. Und es hat funktioniert! Aber Spaß bei Seite. Susi hat es vier Tage lang richtig gut gemacht und unaufgeregt gespielt, hat das gemacht, was sie kann. Das war sehr gut“, strahlte der Coach des Hamburger GC angesichts des Erfolges für eine Spielerin seiner Mannschaft.

Stimmen der Medaillengewinner

Dorota Zalewska strahlte nach dem Sieg in diesem traditionsreichen Turnier: „Mein letztes Jahr als Jugendliche war schon sehr gut, aber dieses Jahr ist mein bislang erfolgreichstes. Es wird immer besser. Dieser Titel bedeutet mir sehr viel. Zu Hause zu gewinnen, ist schon immer schwer, aber in einem anderen Land, wenn viele Zuschauer dabei sind, zu gewinnen, fühlt sich einfach großartig an. Der Platz ist wirklich sehr anspruchsvoll. Besonders die Schläge von des Tees müssen sehr gut geplant sein. Schon ein kleiner Fehler kann dich hier locker zwei Schläge kosten. Die Grüns waren wunderbar. Das hat richtig Spaß gemacht, auf so guten Grüns zu spielen. Die Finalrunde war eine echte Achterbahnfahrt. Ich habe anfangs ganz gut gespielt, hatten dann auf zwei Löchern einen Durchhänger, als ich zwei Bälle ins Aus gesetzt habe. Aber ich wusste, dass noch Birdies kommen würden und so habe ich mich weiter gut gefühlt. Ich habe einfach weiter gespielt und es hat zum Glück gereicht.“

Mit etwas gemischten Gefühlen hatte Catharina Lohoff die Silbermedaille in Empfang genommen: „Es war insgesamt ein super Turnier. Natürlich bin ich jetzt einwenig enttäuscht. Man wünscht sich den ersten Platz, aber am Ende hat es einfach nicht gereicht, weil es heute nicht so gut gelaufen ist. Dorota hat den Sieg verdient und ich gönne ihr den Titel, weil sie klasse gespielt hat. Tatsächlich war ich auf dem ersten Tee etwas angespannt, denn es ist schon etwas Besonderes, im Leaderflight zu spielen. Da hat man schon etwas mehr Druck. Mit so vielen Zuschauern die Runde zu gehen, ist ein besonderes Gefühl und das macht sehr viel Spaß. Mit Silber bin ich letztlich sehr zufrieden und bin froh, dass ich es soweit geschafft habe.“

Rundum happy war Susanna Brenske. Die Falkensteinerin, die erst vor drei Jahren Golf als Leistungssport entdeckt hat und beim HGC erst von Moritz Dickel und jetzt von Christian Lanfermann betreut wird, hatte ein Dauergrinsen im Gesicht. Das Talent konnte diesen Erfolg ganz besonders genießen, weil so viele Spielerinnen ihres Teams dabei waren und sich alle mit der 17-Jährigen freuten. „Ich bin ohne große Erwartungen in das Turnier gestartet. Ich habe gehofft, viel Erfahrung zu sammeln, ein großes Turnier zu spielen, international. In den beiden ersten Runden bin ich mit meinen beiden Doppelpars schlecht gestartet, konnte die dann aber gestern und heute weglassen. Es ist unglaublich hilfreich, beim HGC trainieren zu können. Mit diesen Trainern und diesen Möglichkeit, mit dem ganzen Team, macht es immer Spaß, auf den Platz zu gehen. Sich gegenseitig zu pushen und miteinander zu freuen, ist wunderbar.“

Das sagt der Bundestrainer

Damen-Bundestrainer Stephan Morales, der unter der Woche bei den U.S. Women´s Open war, zeigte sich vom Finaltag der German International Ladies Amateur Championship beeindruckt: „Der Platz war in einem sehr guten Zustand. Das hat mir gut gefallen. Ich wundere mich immer wieder, wie wenige tiefe Scores auf dieser Anlage fallen. Was den Platz so besonders macht: Man muss seine Entfernungen im Griff haben und gute Ableger spielen. Das wird bei trockenen Fairways nicht einfacher. Die Bedingungen waren insgesamt gut. Die Scores hängen natürlich auch mit dem Alter des Feldes zusammen. Es waren viele sehr junge und weniger erfahrene Spielerinnen am Start, die hier viel dazulernen konnten, wie man einen so anspruchsvollen Platz strategisch und taktisch angeht.“

Siegerehrung

Alexander Klose, Vorstand Recht und Regularien im DGV, bedankte sich beim GC Neuhof für die Gastfreundschaft. Das Greenkeeping hatte eine tollen Job gemacht und an die Mitglieder ging der Dank dafür, dass sie fast eine Woche darauf verzichtet haben, den Championship-Course zu spielen, um damit zu ermöglichen, dass diese große, internationale Meisterschaft einen würdigen Rahmen findet.

Jochen Nachtwey freute sich im Rahmen der Siegerehrung, so viele Spitzenamateurinnen auf der Anlage seines Clubs begrüßen zu können. Der Vorstand Sport und Vizepräsident des GC Neuhof betonte, dass es immer eine Freude sei, Turniere auf diesem hohem Niveau auszurichten und stellte in Aussicht, dass der GC Neuhof auch für weitere Gelegenheiten zur Verfügung stehen wird.

Nationenwertung

In der Nationenwertung setzte sich Team Germany I durch. Philipa Gollan, Paula Kirner und Emily Krause hatten nach drei Runden in Summe zehn über Par in der Wertung. Silber ging an Marie-Agnes Fischer, Tessa Kremser und Emilie von Finckenstein alias Germany 2, die neun Schläge mehr in den Büchern hatte. Bronze sicherte sich das Team aus Polen mit Dorora Zalewska und Nicole Polivchak mit 24 Schlägen über Par.


Endstand
1. Dorota Zalewska (Polen)  +2
2. Catharina Lohoff (GLC Berlin-Wannsee)  +3
3. Susanna Brenske (Hamburger GC)  +6
4. Emma Delwes (GC Hannover)  +7
T5. Maxime Holletschek (Erster GC Westpfalz)  +8
T5. Nina Klug (GC Hösel)  +8
T5. Anni Eisenhut (GC St. Leon-Rot)  +8
T8. Nathalie Irlbacher (GC München Eichenried)  +9
T8. Philipa Gollan (Lübeck-Travemünder GK)  +9

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