EMM GmB
Platz acht für Schwarz-Rot-Gold
11. Juni 2022 , Christopher Tiess
Vom 9. bis 11. Juni fanden die Mannschafts-Europameisterschaften der Golfer mit Behinderung statt. Das deutsche Team musste kurzfristig den Routinier Reinhard Friske ersetzen und kämpft sich unter erschwerten Bedingungen auf den achten Platz.
Wiesbaden. Endlich konnten auch die Golfer mit Behinderung wieder aufspielen: eigentlich findet die Mannschafts-Europameisterschaft der Golfer mit Behinderung alle zwei Jahre statt - stets im Wechsel mit der Einzel-Europameisterschaft. Doch die Coronapandemie ließ die Meisterschaft des Jahres 2020 flach fallen. Erst jetzt, nach nunmehr vier Jahren, trafen die besten Handicap-Mannschaften Europas wieder aufeinander.
Austragungsort war der in Flandern gelegene Koksijde Golf ter Hille, der seit seiner Eröffnung eine Adresse für Spielerinnen und Spieler mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen ist. Denn der Club bietet nicht nur barrierefreie Zugänge, sondern auch erstklassige Trainingsmöglichkeiten sowie sogar einen eigenen Paragolfer, mit dem Rollstuhlfahrer in die Lage versetzt werden, den Platz zu befahren und sich für den Schlag aufrichten zu können. Dazu gesellt sich eine Platzarchitektur mit einem flachen Charakter.
Beste Voraussetzungen also für eine Meisterschaft, die ihre ganz eigenen Anforderungen mit sich bringt. Der Turniermodus sah für die vierköpfigen Teams drei Turniertage vor: am ersten Tag spielte jedes Team zwei Vierer, am zweiten Tag wurden jeweils zwei Greensomes - also Vierer mit Auswahl-Drive - gespielt und gewertet. Und zum Abschluss spielten die jeweils vier Spielerinnen und Spieler eine Einzelrunde, von der die drei besten Ergebnisse den Eingang in die Wertung fanden.
Thomann-Rompf mit Kaltstart
Kurz vor dem Beginn der Meisterschaft musste das deutsche Team einen Rückschlag hinnehmen: Routinier Reinhard Friske (GC Hamburg-Walddörfer) fiel gesundheitsbedingt akut aus. Als Ersatzmann stand Timo Thomann-Rompf (GC Barbarossa) bereit. Allerdings fand seine Anreise so kurzfristig statt, dass selbst eine Einspielrunde nicht mehr möglich war.
Per Kaltstart ging es also direkt in das Turnier. Und genau hier am ersten Wettkampftag sollte das deutsche Team einen ersten Hoffnungsdämpfer kassieren: die Vierer-Ergebnisse blieben mit 88 (+16) und 87 (+15) Schlägen hinter den eigenen Erwartungen zurück. Mit kumulierten 175 Zählern bleibt zunächst nur der neunte Platz. Dennoch standen die Mannschaft um Coach Duncan Hannak bereit, um am zweiten Tag erneut anzugreifen.
In unveränderter Aufstellung gingen Timo Klischan (G&CC Seddiner See) und Timo Thomann-Rompf sowie Jennifer Sräga (GC Reischenhof) und Michael Clemens (Royal St. Barbara’s Dortmund GC) an den Start. Klischan und Rompf kommen nach gerade einmal 77 (+5) Schlägen zurück ins Clubhaus. Clemens und Sräga sind nach 85 Schlägen (+13) zurück. Das reicht für den achten Platz der Tageswertung.
Am letzten Tag des Turniers stehen die Einzel an. Drei der vier Ergebnisse werden ihren Eingang in den Team Score finden - ein guter Hebel also, um sich noch einmal nach vorne zu spielen. Doch so richtig will der Funke nicht überspringen. Mit Ergebnissen von 79 (Timo Klischan), 86 (Jennifer Sräga), 97 (Michael Clemens) und 102 Schlägen (Timo Thomann-Rompf) bleiben die Deutschen hinter ihren selbst gestellten Erwartungen zurück. Und das Feld der insgesamt 13 Mannschaften ist zu stark.
Selbstkritisches Resümee
Am Ende bleibt es für das deutsche Team bei einem Gesamtergebnis von 599 Schlägen (+95) und einem achten Platz. Als Sieger der Meisterschaft fährt die Mannschaft aus Irland zurück nach Hause. Mit 501 Schlägen (-3) bleibt das Team von der grünen Insel als einziges unter dem Platzstandard. Und die 25 Schläge Abstand zu den zweitplatzierten Schweden (526; +22) unterstreichen die eigene Klasse der Iren noch einmal deutlich. Die Bronzemedaille holt sich England mit 541 Schlägen (+37).
Der deutsche Nationalspieler Timo Klischan fasst die Situation aus seiner Sicht zusammen: „Mit dem Ergebnis sind wir nicht sehr glücklich, auch wenn uns klar war, dass wir nicht unter die Top 6 kommen können. Ziel war der siebente Platz. Wir mussten Reinhard Friske kurzfristig ersetzen und der Ersatz Timo hat sich toll geschlagen. Er konnte keine Proberunde spielen, dafür wurde das Foursome wie geplant gespielt. Das Greensome-Ergebnis mit Timo war sensationell. Die Einzel heute hätten sicherlich besser sein müssen. Der Platz war in einem tollen Zustand mit harten, schnellen Grüns. Wir hatten an allen Tag stärkeren Wind, was die Sache spannend gemacht hat. Jetzt haben wir bis zur nächsten Team-EM zwei Jahre Zeit, um an uns zu arbeiten.“
Und Jennifer Sräga ergänzt: „Wir waren alle froh, nach dem kurzfristigen Ausfall von Reinhard überhaupt antreten zu können! Zwar konnten wir nicht so performen, wie wir uns es vorgestellt haben, aber dennoch hat jeder versucht sein Bestes zu gehen. Es war allerdings sehr schwer, gegen eine übermächtige Konkurrenz zu bestehen.“