Regelfest

Erleichterung von Pitchmarke: Videobeweis entlastet Clark


8. März 2025 , Daniel Dillenburg


Wyndham Clark und eine erneute Regeldiskussion beim Arnold Palmer Invitational.
Wyndham Clark und eine erneute Regeldiskussion beim Arnold Palmer Invitational. | © Michael Pimentel/ISI Photos/Getty Images

Nach einem im Internet heiß diskutierten Fall rund um Wyndham Clark beim Arnold Palmer Invitational sieht sich die PGA Tour gezwungen, per Statement Klarheit zu schaffen: Clarks Vorgehen bleibt folgenlos.

Die zweite Runde des Arnold Palmer Invitational in Bay Hill bot viele Traumschläge. Doch keine Szene sorgte für so viel Aufregung wie die um Wyndham Clark auf dem dritten Fairway. Der US-Amerikaner nahm eine Erleichterung nach Regel 16.3b in Anspruch, da er sein Ball für eingebettet empfand. Das Internet aber war sich sicher: Clark handelte in der Situation regelwidrig. Es kursierte ein Video durch das soziale Netz, in dem zu erkennen gewesen sein soll, wie Clarks Ball in einer fremden Pitchmarke zur Ruhe kam. In diesem Fall wäre keine Erleichterung erlaubt gewesen. Das Regelkomitee der PGA Tour jedoch entlastete Clark später und veröffentlichte ein offizielles Statement zu dem kontroversen Fall:

„Nach der Überprüfung des ShotLink-Videos von Wyndham Clarks Abschlag am dritten Loch während der zweiten Runde des Arnold Palmer Invitational presented by Mastercard hat das PGA TOUR Rules Committee entschieden, dass der Ball in sein eigenes Einschlagloch zurücksprang, was Clark zu einer straflosen Erleichterung berechtigte.“

Clark überrascht von Diskussion

Das Video, das Clark belastete, kann aus Urheberrechtsgründen nicht mehr angesehen werden. Das Videomaterial, das Clark entlastete, wurde nicht veröffentlicht. Clark selbst war sich der entstandenen Kontroverse auf der Runde nicht bewusst:

„Ich wusste nicht, dass es da eine Verwirrung gab“, sagte Clark nach seiner Runde. „Wir sahen den Ball nicht aufspringen. Dann kamen wir dort oben an und er lag eingebettet in einem Loch. Mein Ball war mit Schlamm bedeckt. Also haben wir uns Erleichterung verschafft und uns nichts dabei gedacht.“ Clark und sein Caddie zweifelten also nicht daran, dass sein Ball nach Regel 16.3a eingebettet war. Hier heißt es: „Der Ball eines Spielers gilt nur dann als eingebettet, wenn

• der Ball in Folge des vorigen Schlags des Spielers in seinem eigenen Einschlagloch und

• teilweise unter der Oberfläche des Bodens liegt.

„Grund zur Annahme“ hätte genügt

Hätte Clarks Ball nicht in seinem eigenen Einschlagloch gelegen, sondern in einem fremden, und er hätte von dort aus eine Erleichterung in Anspruch genommen, wären ihm zwei Strafschläge angerechnet worden. Selbst wenn Clark nicht 100 Prozent sicher gewesen wären, hätte ihm die Regel unter die Arme gegriffen: „Kann der Spieler nicht mit Sicherheit sagen, ob sein Ball in seinem eigenen Einschlagloch oder im Einschlagloch eines anderen Balls liegt, darf der Spieler den Ball als eingebettet behandeln, wenn die verfügbaren Informationen Grund zur Annahme geben, dass der Ball in seinem eigenen Einschlagloch liegt.“

Zusammengefasst: Clarks Abschlag auf Loch drei landete auf dem Fairway, sprang auf und kehrte dann in seine eigene Pitchmarke zurück. Dies berechtigte den ehemaligen US-Open-Champion zu einer straflosen Erleichterung. Clark notierte auf dem Loch das Par und lag zur Halbzeit des Arnold Palmer Invitationals auf Rang zwei.

Clark war übrigens nicht zum ersten Mal Mittelpunkt einer Regelkontroverse. Schon im vergangenen Jahr sorgte er bei einer Schlagvorbereitung beim Arnold Palmer Invitational für Diskussionen. Auch damals blieb sein Vorgehen ohne Folgen.

Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Manchmal gibt es wohl Personen (nicht nur im Golf), die jede ungewöhnliche Situation mit einem ‚Ja darf der denn das?!‘ in Frage stellen. Ja, nur wenn der Ball in seinem eigenen Einschlagloch liegt, gibt es dafür straflose Erleichterung. Die Versuchung wäre sonst zu groß, jede schlechte Lage als fremdes Einschlagloch anzusehen. Wie lange eine solche Lage noch als Einschlagloch behandelt werden dürfte, oder ob es im Laufe der Zeit einfach nur eine schlechte Lage darstellt, wäre auch ungewiss.

Nach Regel 1.3b zieht ein Spieler sich keine Strafe zu, wenn er eine vertretbare Entscheidung trifft, für die er vorher alle verfügbaren Fakten geprüft hat. Hier hatte der Spieler den Ball nicht laufen sehen und ihn in einem Einschlagloch gefunden, was die Entscheidung erleichterte, Erleichterung in Anspruch zu nehmen.

Leider ist das ursprüngliche Video nicht mehr verfügbar, aber das „offizielle“ Video zeigt eindeutig, dass der Spieler zu Recht gedroppt hatte.

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