Regelfest
Cut geschafft, weil Strafe zurückgenommen
24. Februar 2025 , Daniel Dillenburg

Jake Knapp schlägt bei der Mexico Open wütend in den Sand und erhält dafür zunächst eine Strafe, die für einen verpassten Cut gesorgt hätte. Doch die Referees revidieren ihre Meinung.
Für eine kurze Zeit sah es danach aus, als würde Jake Knapps Titelverteidigung bei der Mexico Open denkbar unglücklich enden. Auf der Neun, seinem letzten Loch in Runde zwei, kämpfte der US-Amerikaner, der vor einem Jahr in Mexiko seinen ersten PGA-Tour-Titel gefeiert hatte, um den Einzug ins Wochenende. Bei -4 lag er im Bereich der Cut-Linie und nur ein Par hätte ihm ein Weiterkommen garantiert. Mit einem Bogey wäre es zumindest eng geworden, weswegen Knapp entsprechend wütend wurde, als ihm sein Schlag aus dem Bunker missglückte und der Ball zurück in den Sand rollte. Knapp war sichtbar frustriert und zog seinen Schlägerkopf durch den Sand. Dies hatte Folgen.
Das entsprechende Video dazu veröffentlichte die PGA Tour auf Instagram. Der vierte Clip (Pfeil rechts) zeigt Knapps Bunkerszene:
Sein zweiter Versuch aus dem Sand landete butterweich am Loch. Das Bogey wanderte auf die Karte und, wie sich am Ende der zweiten Runde herausstellte, sollte das Ergebnis von drei unter Par zur Qualifikation für die Finalrunden ausreichen. Doch Knapp hatte ein Problem: Für seine kleine Frustaktion im Bunker wurden ihm zwei Strafschläge ausgesprochen. Laut den Rules Officials habe er gegen Regel 12.2b verstoßen, in der es heißt:
„Bevor ein Spieler einen Schlag nach einem Ball im Bunker ausführt, ist es ihm nicht gestattet den Sand in diesem Bunker mit der Hand, einem Schläger, einer Harke oder einem anderen Gegenstand absichtlich zu berühren, um den Zustand des Sandes zu prüfen und dadurch Hinweise für seinen nächsten Schlag zu erhalten.“
Es war davon auszugehen, dass Knapp mit seinem wütenden Schlag in den Sand nicht die Intention hatte, den Zustand des Untergrunds zu prüfen, doch die Strafe hatte zunächst Bestand. Für eine kurze Zeit musste der 30-jährige Titelverteidiger mit einem freien Wochenende rechnen.
Wann Sand straflos berührt werden darf
Doch PGA-Tour-Rules-Official, Ken Tackett, ruderte zurück. Nachdem man sich die Aufnahmen erneut angesehen hatte, stellte man fest, dass Knapp keine Strafe hätte erhalten dürfen. Die Begründung steht schwarz auf weiß im Regelbuch. Unter 12.2b (Wann Sand berühren straflos ist) heißt es nämlich weiter:
„Mit Ausnahme der unter (1) genannten Einschränkungen verbietet es diese Regel einem Spieler nicht, Sand im Bunker in anderer Weise zu berühren, einschließlich:
- Die Füße einzugraben, um den Stand für einen Übungsschwung oder den Schlag einzunehmen, den Bunker zum Zweck der Platzpflege einzuebnen,
- Schläger, Ausrüstung oder andere Gegenstände in den Bunker zu legen (gleich ob durch Werfen oder Hinlegen),
- nach einer Regel zu messen, zu markieren, aufzunehmen, zurückzulegen oder andere Handlungen vorzunehmen,
- sich auf einen Schläger zu stützen, um sich auszuruhen, das Gleichgewicht zu halten oder einen Sturz zu vermeiden oder
- aus Enttäuschung oder Ärger in den Sand zu schlagen.“
Eben genau der letzte Fall lag bei Knapp vor. Er schlug beziehungsweise zog seinen Schläger aus Ärger durch den Sand. Und weil er damit die Bedingungen seines nächsten Schlags nicht verbesserte, war auch die Zwei-Schläge-Strafe unberechtigt. Knapp durfte als Titelverteidiger also doch das Wochenende der Mexico Open mitspielen.
Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:
Lange Zeit wurden die Bunker in den Regeln als „unantastbar“ behandelt und es war nirgendwo einfacher als dort, durch Nachlässigkeit einen Regelverstoß zu begehen. Zum Glück hat sich dies mit den Regeln 2019 grundlegend geändert, und auch schon davor wurden schrittweise kleine Erleichterungen eingeführt, in denen das Berühren des Sandes erlaubt war, sofern davon die Spiellinie oder die Lage des Balls nicht betroffen war.
Der Referee, der hier in diesem Fall die Strafe ausgesprochen hatte, war anscheinend etwas abgelenkt. Das passiert leicht, wenn bei einem Einsatz über Stunden keine Regelfragen vorkommen und dann aus dem Nichts heraus ohne Vorwarnung etwas geschieht, was seltsam erscheint.
Zum Glück regelt die Regel 20.2d(1), dass falsche Entscheidungen korrigiert werden, wenn dies möglich ist. Hätte der Irrtum des Referees darin bestanden, den Spieler an einer falschen Stelle droppen zu lassen, wäre dies nicht zu korrigieren, denn der Spieler hätte bereits von dort weitergespielt. Zwei falsch addierte Strafschläge lassen sich jedoch ohne Probleme wieder aus dem Ergebnis entfernen.
Der Schlag in den Sand, nachdem der Bunkerschlag bereits gespielt wurde, wird nicht als Prüfen des Sandes angesehen. Der Spieler hatte bereits mit seinem ersten Bunkerschlag erfahren, wie fest der Sand ist und der darauffolgende Schlag in den Sand bringt ihm keine neuen Erkenntnisse mehr.
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