Regelfest

Scheffler: Dank zweifacher Regelanwendung zum Par


17. Februar 2025 , Daniel Dillenburg


Hat in Runde zwei des Genesis Invitational bestmöglich von den Regeln profitiert: Scottie Scheffler.
Hat in Runde zwei des Genesis Invitational bestmöglich von den Regeln profitiert: Scottie Scheffler. | © Harry How/Getty Images

Ein verzogener Abschlag bleibt für Scottie Scheffler ohne Folgen. Beim Genesis Invitational droppt er sich aus einer misslichen Rough-Lage auf das Kurzgemähte einer benachbarten Tee-Box.

Glück im Unglück: So lässt sich folgende Situation rund um den Weltranglistenersten Scottie Scheffler in Runde zwei des Genesis Invitational beschreiben. Auf der Elf, seinem zweiten Loch des Tages, einem 197 Meter langen Par 3, pullte der US-Amerikaner seinen Abschlag über die Zuschauer am Grün. Sein Ball landete auf dem Cartweg und hüpfte bis an die Tee-Box der zwölften Spielbahn. Die Lage war eher durchschnittlich. Im Rough liegend, hatte Scheffler eine ordentliche Aufgabe zum Up-and-Down vor sich – dachte man. Doch der aktuell beste Golfer der Welt griff in die Regel-Trickkiste und verschaffte sich einen ordentlichen Vorteil gegenüber seiner ursprünglichen Ausgangslage.

Scheffler machte von der Platzregel F-23 (Zeitweilige unbewegliche Hemmnisse) Gebrauch. Das Hemmnis war in diesem Fall ein Schild an der zwölften Tee-Box, das seinen Stand behinderte. Im Regelbuch ist folgende Definition zu finden: „Ein zeitweiliges unbewegliches Hemmnis (TIO) ist eine Struktur, die vorübergehend auf oder in der Nähe des Platzes aufgestellt wird, üblicherweise für ein bestimmtes Turnier. Sie ist befestigt oder entspricht nicht der Definition von beweglichem Hemmnis.“ Eine straflose Erleichterung innerhalb einer Schlägerlänge war die Folge.


Also droppte Scheffler seinen Ball. Dabei entschied er sich, sich in Richtung der kurzgemähten Tee-Box zu bewegen, um eine bessere Lage vorzufinden. Mit dem Drop lag sein Ball an der Mähkante zum dichten Rough. Offensichtlich noch nicht die Position, die sich Scheffler erdroppen wollte. Beim Ausführen der Probeschwünge fiel ihm auf, dass das Schild noch immer eine Behinderung darstellt. Nach einer weiteren Diskussion mit dem Referee durfte Scheffler erneut die Stelle seines Ball verändern. Es ging also eine weitere Schlägerlänge weg vom ursprünglichen Ort und plötzlich lag sein Ball auf idealem Untergrund, nämlich auf der kurzgemähten Tee-Box der Zwölf.

Nach einer langen Drop-Zeremonie (inklusive Besserlegen) folgte endlich Schlag zwei. Für einen Spieler seiner Klasse kein großes Problem. Der Pitch landete wenige Meter neben der Fahne und Scheffler lochte seinen anschließenden Putt zum Par souverän. Angesichts seines verzogenen Abschlags ins tiefe Rough ein zwischenzeitlich kaum für möglich gehaltenes Par. Doch in diesem Fall nutzte Scheffler die Regeln zu seinen Gunsten wie es eine Nummer eins der Welt nicht besser hätte machen können.

Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Nicht alles muss so sein, wie es scheint. 

Relativ einfach ist der erste Drop, den Scheffler für Behinderung seines Stands durch die Werbe-Box nahm. Der ermittelte nächstgelegene Punkt vollständiger Erleichterung war die Stelle, an der (sehr zuschauerfreundlich) ein kleines Fähnchen aufgestellt wurde. Von dort aus musste Scheffler innerhalb einer Schlägerlänge droppen, allerdings an einem Punkt, an dem keine Behinderung durch das Hemmnis mehr gegeben war. Die Übungsschwünge nach dem ersten Drop waren deshalb nicht dazu gedacht, eine immer noch bestehende Behinderung durch die Box vorzuführen. Wäre dies der Fall gewesen, hätte Scheffler nochmals vom ursprünglich ermittelten nächstgelegenen Punkt vollständiger Erleichterung an einer anderen Stelle droppen müssen.

Im Gegenteil: Scheffler führte dem Referee mit seinen Übungsschwüngen vor, dass er einen Schlag ausführen könnte, ohne von dem Hemmnis gestört zu werden, damit ihm sein Drop an dieser Stelle als regelkonform akzeptiert wurde.

In dem Video ist danach kein zweiter Drop zu sehen, sondern nur, wie Scheffler den Ball legt. Das ist offensichtlich kein Erleichterungsverfahren von der Box, sondern es sieht sehr nach Besserlegen aus. Die Wasseransammlungen auf dem Cartweg in der Nähe lassen vermuten, dass eine Platzregel zum Besserlegen existierte.

Hätte Scheffler nach der Erleichterung von der physischen Behinderung durch das Hemmnis nun Erleichterung für ein TIO (zeitweiliges unbewegliches Hemmnis) in der Sichtlinie zur Fahne genommen, hätte er diesem TIO seitlich ausweichen müssen und wäre wieder zwei Schlägerlängen im Rough gewesen. Das Verfahren sieht vor, vom Rand des TIO eine Schlägerlänge zu messen und dann in der zweiten zu droppen. Das ist aber eindeutig nicht das Verfahren, das Scheffler wählt.

Nicht nur Professionals, sondern auch Amateure sollten sich viel mehr mit den Regeln beschäftigen, um in solchen Fällen bestmöglich von den Regeln zu profitieren. Die Regeln sind keine Liste von Verboten, sondern erlauben es den Spielern auch an vielen Stellen, einen Nutzen aus ihrer Anwendung zu ziehen.

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