Regelfest

Westwood verstößt gegen Ein-Ball-Regel


9. Februar 2025 , Daniel Dillenburg


Bekam beim LIV-Auftakt in Saudi-Arabien einen Strafschlag aufgebrummt: Lee Westwood.
Bekam beim LIV-Auftakt in Saudi-Arabien einen Strafschlag aufgebrummt: Lee Westwood. | © Brennan Asplen/Getty Images

51 Jahre pure Erfahrung treffen auf jugendlichen Leichtsinn: Lee Westwood spielt beim Flutlicht-Event in Riad nach einem Schlag ins Wasser mit einem anderen Ball weiter und verstößt dabei gegen eine Platzregel.

51 Jahre alt. Seit 1993 Profi. Mit 44 Profi-Titeln dekoriert. Lee Westwood hat – abgesehen von einem Major-Sieg – alles erreicht und gesehen in seiner Laufbahn. Doch das LIV-Event in Riad, dem ersten Turnier der neuen Saison, sticht selbst für den Engländer aus einem Grund heraus. In Runde zwei verstieß er nämlich auf eine kuriose Art und Weise gegen eine Regel, die auf der DP-World Tour jede Woche zum Einsatz kommt und relativ leicht einzuhalten ist. Die Rede ist von einer Platzregel, die Spielern verbietet, innerhalb einer Runde mit Bällen unterschiedlicher Marke oder Ausführung zu spielen – die sogenannte „Ein-Ball-Regel“.

Jene Platzregel war also beim Event in Riad, dem ersten LIV-Turnier unter Flutlicht, in Kraft. Westwood spielte am Freitag die zweite Runde und lag in aussichtsreicher Position. Loch 16 des Riyadh Golf Clubs spielend, lag die ehemalige Nummer eins der Welt nur vier Schläge hinter dem Führenden. Das Par 4 sollte ihm jedoch zum Verhängnis werden. Sein gepullter Drive landete im Bach links vom Fairway. Als Westwood und sein Caddie, Mick Doran, an der entsprechenden Stelle ankamen, sahen sie einen Ball im Wasser und fischten diesen heraus.

Ein Strafschlag

Es folgte ein Drop mit Strafschlag und anschließend spielte Westwood seinen dritten Schlag auf das Grün. Als der mehrmalige Ryder-Cup-Spieler seinen Ball dort markieren wollte, fiel ihm etwas auf: Der aus dem Wasser gefischte Ball war gar nicht seiner – weder sein originaler noch einer der gleichen Marke und Ausführung. Stattdessen handelte es sich bei dem Ball um eine andere Marke, womit Westwood gegen die „Ein-Ball-Regel“ verstieß. Die Folge: Ein Strafschlag. Zwei Putts später landete das Doppel-Bogey auf der Scorekarte – ein äußerst bitteres.

Chef-Analyst David Feherty bezeichnete Westwoods Situation als „sehr ungewöhnlich“ und „Dolchstoß ins Herz“. Kollege Dom Boulet fügte hinzu: „Er ist ein erfahrener Profi. Wahrscheinlich ist es das erste Mal, dass er diesen Fehler macht.“ Zur Klarstellung: Hätte Westwood einen Ball der gleichen Marke und des gleichen Modells gefunden und gespielt, auch wenn es nicht sein ursprünglicher Abschlag gewesen wäre, hätte er keinen zusätzlichen Strafschlag erhalten.

Bei der Ein-Ball-Regel darf der Spieler seinen Ball nämlich grundsätzlich wechseln, wenn er eine Erleichterung in Anspruch nimmt, egal ob es sich um einen straflosen Drop oder einen mit Strafschlag handelt. Westwood jedenfalls wird nächstes Mal bei geltender Platzregel genau hinschauen, welchen Ball er aus dem Wasser spielt. Auch ein erfahrener Profi sammelt immer wieder wertvolle Erfahrungen.

Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

„Die One-Ball-Rule“ ist wirklich eine solche Standard-Platzregel auf der Tour, dass schon böse Witze beim Abendessen der Referees darüber gemacht werden, dass eine „One Beer Rule“ eingeführt werden könnte. Hier darf einfach davon ausgegangen werden, dass der Spieler und sein Caddie an der fraglichen Stelle an den Bach kamen und leider an der richtigen Stelle einen Ball gefunden haben, den sie für den Ball von Westwood gehalten haben. Es sah mit Sicherheit einfach logisch aus. Im Amateurgolf ohne diese Platzregel hätte ein Spieler jeden beliebigen regelkonformen Ball droppen dürfen, aber auf der Tour müssen die Spieler einen Ball gleicher Marke und Serie spielen, wie sie es von Abschlag 1 aus machen. 

Der Grund dafür ist, dass ein Spieler nicht je nach Schlag und Wetterverhältnissen seinen Ball wechselt, also z. B. an einem langen Par 3 mit Rückenwind einen weichen Ball spielt, der viel Backspin aufnimmt und auf einem Par 5 mit Gegenwind einen Ball, der „endlos“ rollt.   

Selbst wenn es im Fall von Westwood egal gewesen wäre, durfte er keinen Ball anderer Marke und Serie einsetzen. Der nicht vorhandene Vorteil wurde hier teuer mit einem Strafschlag bezahlt.

Viele Regelverstöße begeht man aus Unachtsamkeit nur einmal. Das ist einer davon.

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