Natur
GolfBiodivers vernetzt und verbindet
9. Dezember 2024 , Petra Himmel
Die Vernetzungsveranstaltung des St. Dionys führt zahlreiche Stakeholder aus der Region zusammen. Wie wichtig das Treffen zum Thema GolfBiodivers in Sachen Kooperation sein kann, zeigt sich auch an einer spontanen Übereinstimmung mit den Vertretern einer Lüneburger Organisation.
Wissen teilen, neue Kontakte knüpfen, das gemeinsame Ziel der Förderung der Artenvielfalt angehen – diese Vorgaben wurden bei der Vernetzungsveranstaltung des Projektes GolfBiodivers im Golf Club St. Dionys Ende November voll erfüllt. „Das war ein sehr positiver Tag, wir hatten alle für uns wichtigen Behörden vor Ort und haben außerdem neue Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner zum Beispiel beim NABU kennengelernt“, resümierte Head-Greenkeeper Christian Steinhauser, verantwortlich für die Aufwertungsflächen auf der 18-Löcher-Golfanlage.
Insgesamt hatten 22 Vertreterinnen und Vertreter von Behörden, Verbänden, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel sowie des Golfclubs teilgenommen, um miteinander im Rahmen von Vorträgen sowie einem Rundgang über den Platz das Potential von Golfplätzen bei der Aufwertung von Wiesenflächen zu bewerten.
Pia Tappe, Projektverantwortliche bei der Universität Kiel, stellte dabei noch einmal das Forschungsprogramm GolfBiodivers, gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz und durchgeführt von den fünf Verbundpartnern, im Detail vor. Das am 1. April 2023 gestartete bundesweite Forschungs- und Aufwertungsprojekt hat die Aufwertung, das Monitoring und die Kommunikation der biologischen Vielfalt auf deutschen Golfplätzen zum Ziel. Es bezieht die vier Universitäten TU München, Freiburg, Kiel und Münster sowie aktuell 64 deutsche Golfanlagen mit ein. Tappe verwies bei ihrem Rückblick auf das Projektjahr 2024 auf die Ansaaterfolge für Wiesen auf Golfanlagen im Raum Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein im Jahr 2024 und erläuterte dann die Herangehensweise im GC St. Dionys.
1,4 Hektar Aufwertungsfläche
Für die Golfanlage ist, wie auch ihr Präsident Wilhelm Heinrich Röhlen klar machte, der Faktor Natur ein wesentlicher Baustein ihres Managements. Der Traditionsclub, der im Rahmen des Umweltzertifikates Golf&Natur des Deutschen Golf Verbandes mit Gold ausgezeichnet ist, versucht im südlichen Bereich des insgesamt 90 Hektar großen Geländes nun artenreiche Flächen innerhalb einer Streuobstwiese, an Waldsäumen und auf Kleinflächen zwischen den Spielbahnen zu etablieren. Insgesamt 1,4 Hektar Fläche werden dafür genutzt.
„Auf diese Weise verändern wir den ursprünglichen Charakter unseres Golfplatzes nicht“, stellte Präsident Röhlen fest, der daneben auf die Heide-Renaturierungsprogramme des Golfclubs verwies. Interessant bei GolfBiodivers ist nach Ansicht von Head-Greenkeeper Christian Steinhauser aber auch die Aufwertung der Gehölzflächen, die in einer zweiten Maßnahmenreihe zusammen mit der Universität Kiel in den nächsten Monaten geplant ist. „Hier haben wir bei der Vernetzungsveranstaltung erste Anregungen von den Naturschutzverbänden bekommen.“
Neue Chancen für Umweltbildung
Wie wichtig das Treffen zum Thema GolfBiodivers in Sachen Kooperation sein kann, zeigte sich an einer spontanen Übereinstimmung mit den Vertretern von „Schubz Bildung und Umwelt“, einer Lüneburger Organisation, die sich um Umweltbildung für Kinder und Erwachsene kümmert. „Hier haben sich Anknüpfungspunkte ergeben, die sicherlich auch für andere Golfanlagen von Interesse sind“, resümierte Marc Biber, Abteilungsleiter Umwelt, Platzpflege & Nachhaltigkeit, beim Deutschen Golf Verband. Gemeinsam mit den Verantwortlichen von Schubz denkt Christian Steinhauser nun über die Durchführung von Klassen-Exkursionen auf dem Golfplatz nach. Fördermittel sind dafür nach Angaben von Schubz unter Umständen ebenfalls erhältlich.
Die Golfer im GC St. Dionys, da ist sich Präsident Röhlen sicher, werden auf diese Aktivität auf der Golfanlage positiv reagieren. Die Resonanz auf die Teilnahme am Projekt GolfBiodivers sei insgesamt sehr positiv. „Viele unsere Mitglieder fragen interessiert nach. Ich habe noch nicht einen negativen Kommentar gehört.“
GolfBiodivers liefert Daten und Fakten
Das Konzept Vernetzungsveranstaltung erwies sich damit auch für die Golfverbände Hamburg und Niedersachsen-Bremen, die ebenfalls vor Ort vertreten waren, als interessante Premiere.
„Das fand ich ausgesprochen spannend“, bilanzierte Hinrich Arkenau als Geschäftsführer des Golfverbandes Niedersachsen-Bremen. „Über ein wissenschaftliches Projekt und seine Auswertung erhalten wir nun Zugang zu Zahlen, Daten und Fakten, die uns in der Argumentation für Golfanlagen nach Außen unbedingt weiterhelfen.“
Die Außendarstellung von Golfanlagen kann von solchen Vernetzungsveranstaltungen – so die Ansicht der DGV-Vertreter – nur profitieren. Jörg Vowinckel-Ewald, als neuer Projektmanager beim DGV für die Umsetzung von GolfBiodivers verantwortlich, war vor allem über einen Punkt überrascht: „Wir haben da wirkliches Interesse von den Behördenvertretern und den verschiedenen Naturschutzverbänden erlebt.“ Dadurch ergeben sich aus seiner Sicht zahlreiche Möglichkeiten für weitere Kooperationen auf Golfanlagen.
Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten also: Das Thema Biodiversität, so das gemeinsame Fazit nach der Veranstaltung im GC St. Dionys, verbindet den Golfsport mit vielen anderen Akteuren.
GolfBiodivers 2024 – Fazit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Wie weit ist das Projekt GolfBiodivers in Deutschlands Norden? Pia Tappe, Projektverantwortliche an der Universität Kiel, verweist darauf, dass inzwischen bei allen Golfanlagen aus Projektphase 1 die Ansaat durchgeführt wurde. Dies sind die Golfclubs Kitzeberg, Hoisdorf, Marine GC Sylt, Escheburg und Gut Wulfsmühle.
Die Ergebnisse der Ansaat sind nach ihren Aussagen allerdings sehr unterschiedlich. Auf der Golfanlage Gut Wulfsmühle hätten sich die aufgewerteten Flächen sehr gut entwickelt, während das Saatgut in Hoisdorf kaum aufgegangen sei. „Hier werden wir noch einmal nachsäen und den Boden nun diesmal zweimal statt einmal fräsen. Bis dato können wir uns nicht erklären, warum die Saat nicht aufgegangen ist,“ stellt Tappe fest.
Im Marine GC Sylt müssen die Ergebnisse aufgrund des späten Aussaattermins im August laut Tappe noch abgewartet werden
Auf allen Golfanlagen, inklusive neu hinzugekommenen Anlagen Winston Golf, Escheburg, Buxtehude und St. Dionys, werden in den kommenden Monaten auch Aufwertungsarbeiten im Bereich Gehölze durchgeführt. Das betrifft zum Beispiel die Nachpflanzung bei Hecken oder den richtigen Heckenschnitt.
Keine Ergebnisse liegen bis dato zu Tagfaltern und anderen Insekten vor. Deren Vorkommen wurde mit Hilfe von sogenannten Wildbienenhäuser, die auch Audiorekorder enthielten, untersucht. Hier befinden sich die Teams der Universitäten Kiel und Freiburg noch in der Phase der Auswertung.
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