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Nächster Slow-Play-Fall: Aufregung nach Ciganda-Sieg
4. Dezember 2024 , Felix Grewe
Carlota Ciganda sorgt mit ihrem Triumph bei der Open de España für Diskussionen – weil die Spanierin wiederholt durch zu langsames Spiel auffällt, jedoch nicht bestraft wird.
Der Sieg von Carlota Ciganda am Sonntag bei der Andalucía Costa del Sol Open de España sieht zunächst aus wie ein alltäglicher Triumph auf der Ladies European Tour. Tatsächlich aber ist der scheinbar normale Turniergewinn ein weiterer Aufreger auf der Damentour. Die Geschichte dazu geht so: Die Spanierin startet mit vier Schlägen Vorsprung in die Schlussrunde am Sonntag. Auf den finalen 18 Bahnen leistet sie sich allerdings zu viele Bogeys und muss plötzlich um ihren sicher geglaubten Sieg fürchten. Am vorletzten Loch gelingt ihr das rettende Birdie und so schleppt sie sich mit einem Schlag Vorsprung ins Ziel. „Ich bin eine Kämpferin. Jedes Mal, wenn ich Golf spiele, versuche ich 100 Prozent zu geben. Es war ein guter Tag für mich“, erzählt sie anschließend glücklich.
Eine Minute und 20 Sekunden für Schlagvorbereitung
Wenig später taucht ein Video auf der Plattform X auf, das Ciganda bei ihrem Annäherungsschlag an Loch 15 des Real Club Guadalhorce Golf zeigt. Der Clip beginnt mit dem Schlag ihrer Flightpartnerin und zeigt anschließend die gesamte Sequenz, in der sich die europäische Solheim-Cup-Spielerin auf ihren Schlag vorbereitet – in der Ecke ist eine Uhr eingeblendet, die zeigt: Ciganda lässt eine Minute und 20 Sekunden bis zur Ausführung ihres Schlags verstreichen.
Es ist jene Szene, die auch noch Tage später für hitzige Diskussionen hinter den Kulissen der Tour und im Netz sorgt. Denn: Offiziell haben die Spielerinnen nur 40 Sekunden Zeit für die Vorbereitung und Durchführung eines Schlags. Ciganda brauchte folglich doppelt so lange. Es ist weiterer Fall in der zuletzt immer wieder hochgekochten Slow-Play-Debatte. Zumal Ciganda für ihr langsames Spiel nicht bestraft wurde – ebenso wenig wie einen Tag zuvor, als sie bereits schon einmal mit einer Zeitüberschreitung aufgefallen war. In Anbetracht der Tatsache, dass ihr Vorsprung zum Sieg nur einen Schlag betrug, hätte eine hypothetische Strafe für das Spieltempo entscheidende Auswirkungen auf das Leaderboard gehabt.
Cigandas Disqualifikation 2023
Es waren nicht die ersten Vorfälle dieser Art in der Karriere der Spanierin. Bei der Evian Championship 2023 kassierte sie am neunten Loch der zweiten Runde eine Strafe von zwei Schlägen, nachdem sie ihre erlaubte Spielzeit überschritten hatte. Ciganda, die um den Cut kämpfte, legte zwar Einspruch ein, doch die LPGA-Offiziellen blieben hart. Die Spanierin weigerte sich daraufhin, die Strafschläge zu ihrem Ergebnis hinzuzufügen. Die Folge: Sie wurde disqualifiziert, weil sie einen besseren Score als ihr tatsächliches Ergebnis angegeben hatte. Ein anderer Ciganda-Fall: Beim Bank of Hope Match Play der LPGA 2021 besiegte sie zunächst Sarah Schmelzel am 18. Loch. Doch nach dem letzten Putt kassierte sie ebenfalls eine Strafe für zu langsames Spiel – so verlor sie doch noch.
„Ich weiß, dass ich mich bessern muss und ich werde versuchen, es im nächsten Jahr zu schaffen“, sagte die Spanierin vor einigen Wochen in einem Gespräch mit dem US-Portal Golfweek über ihr Spieltempo. „Ich glaube, die Leute verstehen nicht, wie hart Golf sein kann. Mental ist es viel härter als viele denken. Freizeitgolfer trinken nur ein paar Bier und spielen ein bisschen, aber wir machen das beruflich. Da geht einem eine Menge durch den Kopf.“
Slow-Play-Debatte: Forderungen nach harten Strafen
Das zu langsame Spiel ist ein heiß diskutiertes Thema am Ende der Saison 2024. Kürzlich äußerten sich einige Spielerinnen kritisch – und forderten ein stärkeres Durchgreifen der Offiziellen. LPGA-Profi Charley Hull etwa sagte: „Es ist lächerlich und es tut mir leid für die Fans, wie langsam es da draußen zugeht.“ Sie plädiert für drastische Strafen – zwei Strafschläge für jedes Vergehen und der Verlust der Tourkarte für alle Spielerinnen, die dreimal verwarnt werden. Ganz so weit geht Nelly Korda nicht, spricht sich aber ebenfalls für Sanktionen aus. „Die Spielerinnen müssen bestraft werden. Die Regelbeauftragten müssen von der ersten Gruppe an aufpassen“, sagte sie vor dem Saisonabschluss der CME Group Tour Championship. „Ich denke, die Leute müssen einfach schneller bereit sein. Sie fangen ein bisschen zu spät an. Wir bräuchten mehr Leute vor Ort, um das Spieltempo zu überwachen.“
Am Triumph von Carlota Ciganda ändern diese Forderungen nichts mehr. Klar aber sein dürfte: In der nächsten Saison wird die Spanierin unter besonderer Beobachtung stehen.
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