Natur
Spitzenreiter beim Thema E-Ladesäulen
2. Dezember 2024 , Petra Himmel
Hochbetrieb an den E-Ladepunkten. Schnelllader natürlich, acht Plätze nebeneinander – und der Laden brummt.
„Wenn richtig schönes Wetter ist, kommen wir an einem Wochenende schon auf 130 bis 140 Ladungen“, stellt Olaf Gühring fest. Der Mann ist nicht Tankstellen-, sondern Golfplatzbetreiber. Die Golfanlage Bergkramerhof, die er 2023 mit seiner Frau kaufte, liegt allerdings zwei Minuten Fahrzeit von der A95 Richtung Garmisch-Partenkirchen entfernt. Es ist eine der am meisten befahrenen Autobahnen in Bayern Richtung Gebirge oder Brenner. Für Gühring bedeutet das: „500 Ladungen im Monat sind eigentlich Standard.“ Zumal er neben acht Schnellladepositionen mit 300 KW auch noch sechs Ladesäulen mit 11/22 kW betreibt.
Damit ist der Bergkramerhof in Bayern neben der Golfanlage München Eichenried Spitzenreiter, was das Angebot an E-Ladestationen anbelangt. Deutschlandweit übertrifft dieses Angebot nur der Mainzer Golfclub, der im August einen Ladepark mit 28 Ladepunkten eröffnete. Im GC Eichenried stehen für die Golfer insgesamt 20 Ladepunkte zur Verfügung, alle mit 11 KW. „Erst hatten wir zwei, dann zehn, dann waren die auch irgendwann voll und jetzt sind dem Sommer eben 20“, erklärt Geschäftsführer Wolfgang Michel.
Michel und Gührings Ansätze haben dabei den gleichen Ausgangsgedanken, ansonsten aber eine völlig unterschiedliche Ausprägung. Beide wollten sich grundsätzlich im Bereich E-Mobilität engagieren und hier innovativ vorgehen. Gühring rief bei EnBW an, weil das Unternehmen zu Deutschlands größten Anbietern von Ladestationen auf Autobahnen gehört. „EnBW hat ein Team vorbeigeschickt, die Lage überprüft und positiv beurteilt. Dann ging es los.“ Der Bergkramerhof stellte die Fläche zur Verfügung, bekommt nun pro Ladepunkt eine dreistellige Pacht und hatte ansonsten weder mit der Installation der Infrastruktur noch jetzt mit der Abwicklung der Ladeprozesse zu tun.“ Während die Schnelllader meist von Nicht-Golfern genutzt werden, stehen die Autos der Golfer meist auf den Stationen mit 11 KW, weil eine Golfrunde ohnehin ein paar Stunden dauert. „Jetzt kommen noch sechs Bike-Ladepunkte hinzu“, stellt Gühring zufrieden fest. Dann ist der Ladepark auf der Golfanlage neben der Autobahn fertig. Die Nicht-Golfer gehen während des Ladens in der Regel in das Restaurant des Golfclubs oder machen einen Spaziergang entlang der Golfanlage.
Keine Wallbox? Laden im Club
Michels Zielgruppe sind dagegen Mitglieder des Eichenrieder Golf Clubs und Greenfeegolfer. „Schnelllader brauchen wir nicht, wir liegen ja viel zu weit von der Autobahn entfernt“, weiß er. Aber das große Angebot von E-Ladesäulen wird vor allem auch von jenen Golfern gerne angenommen, die in der Innenstadt oder in Wohnanlagen leben und nicht immer selbstverständlich Zugriff auf eine eigene Wallbox haben. „Das ist ein Service, den wir einfach bieten wollen“, erklärt der Geschäftsführer, der eine stetig zunehmende Nachfrage nach E-Ladepunkten registriert. „Wenn wir von einer zunehmenden Marktdurchdringung mit E-Autos in der Zukunft ausgehen, sind 20 Ladepunkte keineswegs zu viel.“
Nein, ein Riesengeschäft macht weder Michel noch Gühring mit den Ladesäulen. Das, so wird im Gespräch schnell klar, war aber auch nicht ihre Hauptantriebsfeder. Vielmehr geht es um den Glauben an Innovation, die Begeisterung für moderne Golfanlagen und den Versuch Golfanlagen diverser aufzustellen.
Ist das ein deutschlandweiter Trend? E-Ladepunkte bei Golfanlagen gibt es ja durchaus einige. Bei bayerischen Golfanlagen insgesamt mehr als 270 Stück. Nein, findet Andreas Dorsch, Geschäftsführer des Golf Management Verbandes Deutschlands und einer der besten Kenner der deutschen Szene. „Ich sehe hier eher eine zurückhaltende Tendenz“, lautet seine Feststellung. „Bei vielen Golfclubs sind ein oder zwei Ladesäulen nice to have, aber so ein richtiger Ruck ist da noch nicht durch die Branche gegangen.“
Wer mit Gühring und Michel spricht, daneben die Installation des großen Ladeparks in Mainz verfolgt, stellt dagegen fest: Hier herrscht eine positive Grundstimmung. Das Thema Umweltschutz wird konsequent beim Thema E-Mobilität fortgesetzt. Die Motivation der Verantwortlichen wirkt offenbar ansteckend: „Unsere Mitglieder finden das super“, stellt Gührung fest. Bei Michel fällt das Fazit nicht anders aus. In beiden Fällen gilt: In Sachen E-Mobilität ist man deutsche Spitze.
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