Regelfest
Erneutes Regeldrama um Top-Amateurin in Augusta
7. April 2024 , Daniel Dillenburg
Anna Davis ist zum zweiten Mal in Folge in ein Regeldebakel beim Augusta National Women's Amateur verwickelt. Die Top-Amateurin verpasst den Cut, weil sie zu langsam spielt.
Das Augusta National Women’s Amateur ist eines der prestigeträchtigsten Turniere im Amateursport. Für alle dort antretenden Spielerinnen ist es eine besondere Veranstaltung – speziell für Anna Davis. Die 18-jährige Kalifornierin pflegt eine kuriose Beziehung zu dem dreitägigen Event in Georgia, das seit 2019 in der Vorwoche des Masters Tournaments, dem ersten Major der Herren, stattfindet. 2022 konnte Davis im Alter von 16 Jahren in Augusta triumphieren. Seitdem meint es das Augusta National Women’s Amateur aber nicht gut mit dem Toptalent aus Spring Valley.
Im vergangenen Jahr verpasste Davis als Titelverteidigerin den Cut, nachdem sie zweimal ihren Ball aufhob und reinigte, als dieser im Rough lag. „Besserlegen“ war den Spielerinnen nach Platzregel E-3 jedoch nur auf dem Fairway gestattet. Für die beiden Regelverstöße erhielt sie jeweils zwei Strafschläge. Davis fehlten letztlich zwei Schläge zum Erreichen der Finalrunde, die traditionell im Augusta National stattfindet.
Der entscheidende Schlag
Und dies sollte nicht ihr einziges Regeldrama bei diesem Event bleiben. Auch in diesem Jahr wurde der ehemaligen Siegerin das Regelwerk zum Verhängnis. Dieses Mal erhielt Davis, aktuell Nummer 15 der Amateurweltrangliste, einen Strafschlag wegen zu langsamem Spiel. Rules Official Jim Hyler ließ in einem Statement verlauten:
„Anna Davis wurde eine Strafe von einem Schlag wegen Verstoßes gegen die Pace of Play Policy des Turniers auferlegt. Ihre Gruppe, zu der auch Lottie Woad und Maria Jose Marin gehörten, wurde benachrichtigt, dass sie während ihrer zweiten Runde mehrfach nicht in der richtigen Position waren. Während der Zeitmessung erhielt Davis nach ihrem zweiten Schlag an Loch Nr. 5 die erste „bad time“ und nach ihrem zweiten Schlag an Loch Nr. 17 die zweite „bad time“. Daraufhin wurde ihr eine Strafe von einem Schlag aufgeschrieben, die an Loch Nr. 17 verhängt wurde.“
Davis kam in Folge der Strafe mit einer 78 (+6) ins Clubhaus und verpasste den Cut um einen Schlag. Seit ihrem sensationellen Triumph 2022 scheint ihr das Glück beim Augusta National Women’s Amateur nicht mehr hold zu sein.
Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:
Man könnte verstehen, dass die Leser Mitleid mit der Spielerin haben.
Aber wer als Amateurin dort hinkommt, wo Anna Davis gelandet ist, spielt schon ein paar Jahre Golf auf höchstem Amateur-Niveau und kennt dort die gleichen Platzregeln wie sie überall gelten. Besserlegen ist bei uns im „normalen“ Clubgolf immer nur auf den Fairways, so auch in den USA, und notfalls liest man vor der Runde noch einmal die Platzregeln.
Das langsame Spiel wird im Amateurgolf genauso gehandhabt wie auf der Tour. Ein Spieler weiß, dass er ein Zeitproblem hat, wenn ein Referee mit einem Cart hinter ihm herfährt und nach jedem Schlag etwas aufschreibt. Spätestens, wenn man die noch straflose Verwarnung für die erste „bad time“ (Zeitüberschreitung für die Schlagvorbereitung) mitgeteilt bekommt, weiß man, dass es nun ernst ist und beim nächsten Mal ein Strafschlag anfällt. Die Spielerin wird gegebenenfalls auch noch in anderen Turnieren Probleme mit der Zeit bekommen, wenn sie für Notfälle keine zuverlässige Schlagvorbereitung von maximal 40 Sekunden hat. Schließlich schaffen es die anderen Spieler in der festgesetzten Zeit, und damit wäre es unfair, wenn sich eine einzelne Spielerin mehr Zeit nimmt als allgemein erlaubt ist.
Was einem hier leidtun kann, ist die Tatsache, dass der Trainer/Betreuer der Spielerin es (noch) nicht geschafft hat, der Spielerin die Wichtigkeit dieser Basics zu vermitteln.
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