Regelfrage #8

Aber hat er nicht ein viel besseres Handicap?


22. Februar 2023 , Dietrich von Garn


Eric Ehrgeiz und die registrierten Privatrunden
Eric Ehrgeiz und die registrierten Privatrunden | © Golfsupport.nl

In der Regelfrage der Woche widmet sich DGV-Regelexperte Dietrich von Garn einer „Regelproblematik“. Diesmal geht es um Eric Ehrgeiz, registrierte Privatrunden und den Kader der Clubmannschaft.

Die Situation: 

Elke Ehrgeiz kommt mit ihrem 17-jährigen Sohn Eric Ehrgeiz im Schlepptau ins Sekretariat. Im Landeanflug an den Besprechungstisch, wo die beiden mit dem Clubmanager und dem Mannschaftscaptain verabredet sind, verteilt sie bereits ein paar böse Blicke. Der Captain hatte den Kader der diesjährigen Clubmannschaft aufgestellt und Eric Ehrgeiz, der sich in den letzten Wochen noch auf 2,5 unterspielt hatte, nicht berücksichtigt. Dafür aber andere Spieler, die teilweise nur ein HCPI 5,0 haben. 

Frau Ehrgeiz findet das unmöglich, diskriminierend und ungerecht! Sie selbst hat mit ihrem Sohn vier registrierte Privatrunden gespielt, damit er ein Handicap bekommt wie die anderen Kaderspieler. Und nun wird er übergangen. Sie wird dies dem Präsidenten mitteilen, und ihr Anwalt wird sich beim DGV erkundigen, ob das sein darf. Eric soll nächstes Jahr DGL spielen, er hatte sich nach seinen Unterspielungen so darauf gefreut! Und jetzt sowas!

Was wird der Captain Frau Ehrgeiz antworten, wenn er dann einmal zu Wort kommt?

Die Lösung:

Zunächst ist der Captain dafür verantwortlich, welche Spieler er für die Mannschaft aufstellt und welche nicht. Und ein Mannschaftsspieler wird eher an seinen Ergebnissen auf fremden Plätzen gemessen und nicht an dem Handicap, das er mit seiner Mutter gespielt hat. Bei Eric sieht er an Ergebnissen von anderen Plätzen eine Runde aus dem Qualifikationsspiel AK18 seines LGV, da hat er eine 98 geschafft. Zu Hause ein paar Monatsbecher jeweils um die 80, Clubmeisterschaften 85, 88, 90. Und dann drei tolle RPR mit der Mutter: 70, 70, 73. 

Sowas kennt der Captain. Bei Mannschaftsspielen heißt so etwas „Streichergebnis“. Da nimmt er lieber einen Spieler mit Handicap 5 in die Mannschaft, der auswärts eine sichere 78 oder 80 spielt.

Der Manager ergänzt noch, dass kein Mitglied ein Recht auf die Teilnahme an Mannschaftsspielen hat, und dass weder der DGV noch ein Anwalt sich dazu äußern werden, da es völlige Ermessenssache des Clubs ist, wie die Mannschaft aufgestellt wird. Hier hat der Club zum Glück einen Captain gefunden, der sich danach richtet, was die Spieler auf fremden Plätzen leisten, ggf. bei schlechtem Wetter, missgünstigen Mitspielern und manchmal gut versteckten Fahnenpositionen. Das ist kein Vergleich zu einer RPR zu Hause bei schönem Wetter und ohne Stress.

Diese RPR werden in der jährlichen Überprüfung der HCPI sehr wahrscheinlich zum Anlass für eine Handicapanpassung genommen, falls der Heimatclub dies nicht schon vorher beantragt.